Theologen bezweifeln Details der Weihnachtsgeschichte

"Fake News" in der Krippe?

Die Weihnachtsgeschichte der Evangelien enthält aus Sicht der beiden Theologen Claudia und Simone Paganini wenig historische Wahrheit. An der hoffnungsvollen Botschaft ändert das für sie nichts.

Leere Krippe auf einer aufgeschlagenen Bibel / © j.chizhe (shutterstock)
Leere Krippe auf einer aufgeschlagenen Bibel / © j.chizhe ( shutterstock )

"Das ist ein literarisches Werk, historisch gibt es an dieser Erzählung kaum etwas Haltbares, außer dass ein Kind geboren wird", erklärten die beiden in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Eine Weihnachtskrippe steht am 23. November 2022 auf einem Tisch bei einer Ausstellung in Ahrweiler / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Weihnachtskrippe steht am 23. November 2022 auf einem Tisch bei einer Ausstellung in Ahrweiler / © Harald Oppitz ( KNA )

Es mache keinen Sinn, 2.000 Jahre alte Texte mit der Lesebrille eines modernen Historikers zu lesen und dann zu sagen: Das sind keine historischen Texte. "Sie wollen nämlich auch gar keine sein", so die beiden Theologen. Das Ziel der biblischen Autoren sei es gewesen, Ereignisse und Gespräche wiederzugeben, als ob man dabei gewesen wäre. Sie wollten die theologische Botschaft verbreiten: "Gott interessiert sich für diese Welt und will ihr nah sein, deswegen wird er Mensch."

Wie kamen Ochs und Esel in die Weihnachtsgeschichte?

Die beiden Theologieprofessoren verwiesen beispielsweise darauf, dass die heutzutage in fast jeder Krippe gezeigten Ochs und Esel in keinem der Weihnachtsberichte der Evangelien vorkämen. Diese Tiere seien im damaligen Judäa gar nicht heimisch gewesen. Ursache für diese "Fake News" sei das 14. Kapitel des Buches Jesaja, wo Gott zum Volk Israel sagt: "Du verstehst nichts von deinem Gott, aber Ochs und Esel sehr wohl".

Claudia und Simone Paganini

"Gott interessiert sich für diese Welt und will ihr nah sein, deswegen wird er Mensch."

Auch dass Jesus in einem Stall geboren sei, hält aus Sicht der Wissenschaftler einem Faktencheck nicht stand. "Das Christentum war im 2. und 3. Jahrhundert eine Religion für Sklaven, für arme Leute, die haben sich den Gottessohn arm vorgestellt." Schuld seien auch Übersetzungsfehler. "Dass eine schwangere Frau nicht aufgenommen wird, wäre zur damaligen Zeit, angesichts der sprichwörtlichen Gastfreundschaft des alten Orients, absolut undenkbar gewesen."

Claudia Paganini, Theologin und Autorin. / © N.N. (privat)
Claudia Paganini, Theologin und Autorin. / © N.N. ( privat )

Simone Paganini ist Professor für biblische Theologie in Aachen. Seine Frau Claudia Paganini ist Theologin und Philosophin und lehrt in München. Beide haben 2020 das Buch "Von wegen Heilige Nacht!" veröffentlicht, das Erkenntnisse der Bibelforschung zusammenträgt. 

Krippe

Krippen sind Futtertröge. In der Heiligen Schrift werden sie im Zusammenhang mit der Geburt Jesu erwähnt. Beim Evangelisten Lukas heißt es: Maria "gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war." 

Als Krippe wird auch die ganze figürliche Darstellung der Geburtsszene bezeichnet. Erstmals als Abbildung des Geburtsgeschehens Jesu sind Krippen im 16. Jahrhundert in Italien und Spanien nachweisbar, bald darauf auch in Süddeutschland. 

Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore (shutterstock)
Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore ( shutterstock )
Quelle:
KNA
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