Karl Lauterbach spricht bei einer Pressekonferenz

Coronavirus Was Lauterbach zu Long Covid plant

Stand: 19.01.2023 08:56 Uhr

Long Covid ist noch immer nicht gut erforscht. Auch bei der konkreten Hilfe und Behandlung gibt es viele Probleme. Gesundheitsminister Lauterbach will gegensteuern - mit viel Geld.

Von Vera Wolfskämpf, ARD Berlin

Viele Betroffene fühlten sich allein gelassen, meint Linda Heitmann, die sich bei den Grünen um das Thema Long Covid kümmert:

Gerade auch dadurch, dass sie vielfach von Arzt zu Arzt rennen und nicht ernst genommen werden. Und auch die Tatsache, dass es für dieses Krankheitsbild noch keine Therapie und keine Medikamente gibt, macht viele sehr hilflos.

Eigentlich wollte die Regierung Abhilfe schaffen und ein medizinisches Netzwerk einrichten. Das hatten sich SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag vorgenommen. Bisher sei aber nichts daraus geworden, beklagt Ates Gürpinar, Gesundheitspolitiker der Linkspartei: "Das alles wird versprochen, teilweise angekündigt und nicht umgesetzt."

Ein Lob gibt es von dem Oppositionspolitiker: Immerhin finden Betroffene online Informationen, auf einer Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Außerdem startet demnächst eine Hotline für Betroffene, die Hilfe vermitteln soll.

Spezialkliniken "völlig überlaufen"

Aber die tatsächliche Versorgung sei Aufgabe des Gesundheitssystems, erklärt das Bundesgesundheitsministerium. Die Politik hat die Arztpraxen, Kliniken und Krankenkassen verpflichtet, bis Ende des Jahres gemeinsam die Strukturen dafür aufzubauen.

Mehr Angebote will auch Grünen-Politikerin Heitmann. Momentan gebe es in Berlin oder München zwar Spezialkliniken, aber ein Großteil der Menschen komme gar nicht bis dorthin, "beziehungsweise diese beiden Anlaufstellen sind völlig überlaufen und können keine Termine mehr vergeben".

100 Millionen Euro Förderung geplant

Nicht immer wird Long Covid erkannt. Die Erkrankung kann viele Symptome haben: chronische Erschöpfung, Nervenschmerzen oder Atemnot. Bei der Techniker Krankenkasse waren 2021 ein Prozent der Versicherten betroffen. Sie waren durchschnittlich länger als drei Monate krankgeschrieben.

Betroffene müssen Anspruch auf regelmäßige ärztliche Betreuung haben, fordert Gürpinar. Reha-Angebote müssten zum Krankheitsbild passen, genauso wie die Pflege. Es bedürfe einer besonderen Betreuung in der Pflege. Betroffene müssten kurzfristig sagen können: "Ich brauche Pflege oder keine Pflege."

Vieles ist bei Long Covid noch unklar

Zudem ist vieles über Long Covid noch nicht bekannt. Lauterbach will deshalb Forschungsprojekte fördern - für voriges und dieses Jahr sind mehr als 16 Millionen Euro vorgesehen: "Wie entsteht Long Covid, womit kann man das behandeln?" Es brauche eine flächendeckende, großangelegte Förderung von Projekten für eine bessere Versorgung, sagte Lauterbach.

Für die kommenden Jahre wolle er dafür 100 Millionen Euro einplanen, sagte er dem ARD-Hauptstadtstudio. Ob Lauterbach so viel Geld im Haushalt dafür bekommt, ist offen.

Der SPD-Minister hält es für dringend nötig, weil Corona noch viel mehr Erkrankungen nach sich ziehen kann: "Wir wissen, dass das Demenzrisiko wahrscheinlich damit steigen wird, auch das Risiko für Diabetes-Entwicklung steigt nach einer Covid-Infektion, Herz-Kreislauf-Erkrankungen."

Die Folgen von Corona werden das Gesundheitssystem noch lange beschäftigen, fürchtet Lauterbach - und damit sein Ministerium, in dem er einen Arbeitsstab zu Long Covid eingerichtet hat.

Vera Wolfskämpf, Vera Wolfskämpf, ARD Berlin, 13.01.2023 15:23 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 12. Januar 2023 um 07:05 Uhr.