Ansichten eines Informatikers

Ägypten und die Araber

Hadmut
8.8.2022 19:44

Ich glaub’, ich steh’ im Wald.

Ich hatte doch vorhin den Artikel über den Mann, der sich die Frage stellt, wer sie eigentlich vermissen würde, wenn von heute auf morgen alle Araber von der Erde verschwunden wären.

Einer schrieb mir dazu:

Der Mann im Video war (Fernseh-/Drehbuch-) Autor und Moderator in Ägypten. Sein Name lautet Mohamed el-Gheiti und er wurde 2019 zu einem Jahr Haft verurteilt, weil er im ägyptischen Fernsehen einen homosexuellen Sexarbeiter interviewte. Schlug damals auch hierzulande ein paar Wellen. Seit dem verliert sich die Spur zumindest für meine Fähigkeiten der Recherche.

Da lag ich mit meiner Schlussfolgerung, dass er Ägypter sei, weil er sich auf Mubarak bezieht, wohl richtig.

Daber nahmen nun eine ganze Reihe von Lesern zum Anlass, mir deftig Schelte vorzutragen, ob ich denn nicht wüsste, dass die Ägypter keine Araber wären, sondern nur von Arabern islamisiert wurden.

Hallo – ich schätze sie und mache mir ehrlich gesagt keinerlei Illusionen darüber, dass sie das cleverere Kerlchen von uns beiden sind!

Aber was Ihren Bildungsstand betrifft, gibt es im Bezug auf den Islam, doch einiges aufzuholen!

Sie schreiben: “Ich halte ihn für einen Ägypter, weil er sich auf Mubarak bezieht”!

Mubarak war Muslim! Er ist ein Nachfahre der arabischen Besatzer dieses Landes. Wenn Sie die Nachfahren des alten Ägyptens und der Pyramiden suchen, werden Sie diese
nur unter der stigmatisierten Minderheit der koptischen Christen finden. Letztere sind lediglich für die untersten Aufgaben, in ihrem ureigenen Land, wie der Müllbeseitigung vorgesehen.

Bei mohammedanerfreundlichen TV-Sendern wie Pro-7, wird dieser Umstand gerne als “stinkende Wunder” einer nachhaltig agierenden ägyptischen Gesellschaft kolportiert.
Wenn die arabischen Eindringlinge (arabisches Ursprungsland: Jemen) dominieren, wird es halt etwas unangenehm für die angestammte Bio-Bevölkerung. Nichts destotrotz haben die ältesten Christen auf dem Erdenrund, eben das kleine, verbliebene Rinnsal an Kopten, in Rom nichts zu melden. Es ist ein Trauerspiel aus Unwissenheit und Ignoranz.

Oh, Ihr Pappnasen!

Mal ganz abgesehen davon, dass ich nichts dergleichen oder über Ägypter im Allgemeinen, sondern nur über den einen da geschrieben habe: Soll ich das, was der da sagt, falsch übersetzen, damit es in Eure Vorstellungen passt? Warum beschwert Ihr Euch bei mir und nicht bei dem?

Es geht aus den Vorwürfen auch überhaupt nicht hervor, warum es in Ägypten keinen Araber geben soll. Es gibt Araber in

  • Deutschland
  • Australien
  • Südafrika
  • Singapur

und habe die selbst schon gesehen. Ich habe sogar Chinesen in Südafrika und in Australien entdeckt.

Warum also sollte es keine Araber in Ägypten geben können? Nur weil die historisch nicht von dort kamen? Es gibt auch schwarze US-Amerikaner, obwohl die nicht von da kamen. Gerüchten zufolge sogar weiße.

Ich hatte mal eine ägyptische Kollegin und mich mit ihr kurz nach der 2015-er Flüchtlingswelle über Arabisch unterhalten, weil ich was recherchiert habe und wissen wollte, wie kompatibel die Sprachen seien, ob die sich alle gegenseitig verstehen können. Und die sagte, abgesehen von den zwei nordafrikanischen Staaten, die so ein grausames Kauderwelsch aus Französisch und Arabisch sprächen, könne sie alle problemlos verstehen, das sei halt alles eine arabische Welt. Freilich gäbe es Dialekte, und man höre, woher jemand kommt, und Fehler machten sie alle, weil Arabisch eine so schwierige Sprache sei, dass sie nicht einmal nach dem Studium an der Universität so ganz fehlerfrei Arabisch könnten, aber das sei schon eine ziemlich einheitliche Sprache und sie könne jeden Araber verstehen, weil es eine arabische Welt sei. Die fühlte sich eindeutig als Teil dieser arabischen Welt. Und die war eine richtige echte Ägypterin.

Ich vermag deshalb überhaupt nicht nachzuvollziehen, warum ein Mensch nicht gleichzeitig Araber und Ägypter sein könnte.