Baby Reindeer und Stalking von Männern bzw Vergewaltigung von Männern

Die Serie Baby Reindeer  oder Rentierbaby thematisiert Stalking durch Frauen und sexuellen Mißbrauch von Männern:

Zum Inhalt (SPOILER!)

Bartender and comedian Donny Dunn offers a cup of tea to customer Martha to cheer her up. Martha develops a strong attachment to Donny and starts coming to the bar every day, harassing him online. She attends his shows and harasses his girlfriend, Teri, while also sending a stream of voicemails. Years earlier, Donny enters into a relationship with TV writer Darrien O’Connor, who offers him career advice, promises opportunities, and supplies him with drugs. Darrien repeatedly sexually assaults Donny during drug-induced blackouts. At some point, they cease seeing each other for years. Back in the present, Donny reports Martha to the police and she is arrested, charged, and sentenced, and she spends 9 months in prison. Darrien and Donny meet again and Darrien suggests a renewal of their collaboration. Donny reluctantly agrees.

Auf Reddit findet sich dazu auch folgende Anmerkung:

While watching the series, I didn’t realize the writer and the protagonist were the same person. I appreciated that they included a trigger warning for sexual assault (SA). Episode 4 meticulously portrayed the layers of guilt and self-blame that one experiences after an assault.

The line, „Did it all happen because I was giving off some vibe I wasn’t aware of?“ felt so realistic. The idea that predators choose victims they think they can groom and manipulate is insightful and disturbing. When that line was said, I thought it must have been written by someone with firsthand experience of SA or with help from a psychologist.

Once I learned the writer was also the person depicting these experiences, everything made much more sense. The story felt authentic and well-executed. The way it showed the aftermath of SA, including the introspection and desire to „fix“ others when you yourself are broken – the layering was amazing. Portraying such a heavy topic with that nuance and realism is impressive.

Arne berichtet darüber, dass sich aufgrund der Serie viele Männer bei Hilfsorganisationen gemeldet haben:

Eine Wohltätigkeitsorganisation, die sich gegen sexuellen Missbrauch von Männern einsetzt, verzeichnet seit der Ausstrahlung der TV-Serie „Baby Reindeer“ einen erstaunlichen Anstieg der Erstanrufer um 80 Prozent.

Die in Manchester ansässige Wohltätigkeitsorganisation „We Are Survivors“ bietet Unterstützung für Männer, einschließlich trans- und nicht-binärer Personen, die sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung und sexuelle Ausbeutung überlebt haben.

Die Organisation teilte mit, dass sie seit der Veröffentlichung der Netflix-Hitserie – die einen Komiker dabei begleitet, wie er über vier Jahre lang von einer Frau unerbittlich belästigt und gestalkt wird und damit klar kommen muss, sexuell missbraucht worden zu sein – mit neuen Kontakten „überschwemmt“ worden ist.

In den ersten zwei Wochen nach der Ausstrahlung der Sendung gab es einen 80-prozentigen Anstieg der Anrufer, die zum ersten Mal anriefen und um Unterstützung baten.

Bemerkenswerterweise nannten 53 Prozent der Anrufer „Baby Reindeer“ als Grund für ihre Bitte um Unterstützung. Die Organisation verzeichnete auch einen 40-prozentigen Anstieg der Anrufe von jungen Menschen zwischen 26 und 35 Jahren.

Der Vorstandsvorsitzende und Gründer der Wohltätigkeitsorganisation Duncan Craig sagte, dass man zwar mit Drehbuchautoren zusammengearbeitet habe, um Geschichten von sexuellem Missbrauch von Männern in Serien wie „Eastenders“, „Hollyoaks“ und „Coronation Street“ auf den Bildschirm zu bringen, er aber noch nie eine solche Reaktion wie auf „Baby Reindeer“ erlebt habe.

„Früher haben einige Leute vielleicht Zeitungsinterviews gelesen und einen Monat später zum Telefon gegriffen“, sagte er. „Aber bei Baby Reindeer war die Reaktion absolut sofort. In den 15 Jahren, in denen ich in diesem Bereich tätig bin, habe ich so etwas noch nie erlebt.“ (…) Er fügte hinzu: „Wir hatten Leute, die die Sendung gesehen haben und von dem Medienrummel in den sozialen Medien mitgerissen wurden, so dass sie dachten: ‚Wenn alle darüber reden, kann ich das auch‘.“

Ich habe die Serie gesehen und fand sie gar nicht schlecht. Allerdings sind die Fälle eben auch sehr deutlich: Die Stalkerin ist vollkommen verrückt, aber er schafft es auch nicht von ihr loszukommen (was allerdings aufgrund ihrer Verrücktheit auch nicht  einfach war), will ihr irgendwie helfen, braucht auch ihre Aufmerksamkeit irgendwie. Auch bei dem TV Produzenten denkt man sich mitunter, warum er sich in solch gefährliche Situation begibt, mit einem ihm relativ fremden harte Drogen zu nehmen, was letztendlich damit begründet wird, dass dieser ihn lobt und ihm Talent bescheinigt und irgendwie ein Karriere in Aussicht stellt.

Habt ihr die Serie gesehen und wie seht ihr sie?

6 Gedanken zu “Baby Reindeer und Stalking von Männern bzw Vergewaltigung von Männern

  1. So eine hatte ich über Jahre an der Backe. Nicht, weil ich so ein toller Hecht oder berühmt oder reich wäre, sondern weil ich einfach Pech hatte. Eine Nachbarin aus dem anderen Seitenflügel. Das war eine Horrorzeit. Vor allem die Hilflosigkeit. Überall bekommt man fragende Gesichter entgegengestreckt. Eine Politesse hat es nach einem Angriff mal auf den Punkt gebracht: „Aber Sie können sich doch wehren.“

    Erwarten die ernsthaft, dass man gegenüber eine Frau von <160cm Hand anlegt? Und damit in einer Femokratie mit einer Istanbul-Konvention in die realistische Gefahr läuft, sein Leben als männlicher Gewalttäter verwirkt zu haben?

    Familie und Freunde sahen die Ausweglosigkeit und empfahlen mir immer wieder, mich auf die Flucht zu begeben. Unterzutauchen. Aber sie kannte meinen Arbeitgeber, hatte mich dort angeschwärzt, hat nach einem Autounfall mich als angeblichen Bekenner unter den Scheibenwischer des Geschädigten geklemmt, wusste von meinen Angehörigen, weil ich eben nicht Schmidt oder Müller heiße.

    Es dauerte Jahre, bis das endlich vor Gericht kam. Da erfuhr ich, dass sie ohnehin schon einen Rechtsvormund wegen Psych hatte. Danach war plötzlich Ruhe, und ich dachte, die gerichtliche Autorität hätte sie gebändigt. Zwei Jahre lang. Dann klingelte es wieder an meiner Tür, und ich machte inzwischen weitgehend angstfrei auf.

    Da stand sie wieder. Mit einer Pulle Weißwein in der Hand. Ob sie denn reinkommen könnte, die zwei Jahre seien ja jetzt vorbei. Abermals sagte ich ihr, dass ich keinerlei Kontakt möchte und schloss die Tür. Auf dem Kalender sah ich dann nachher, dass seit der Gerichtsverhandlung auf den Tag genau zwei Jahre vergangen waren. Offenbar hatte sie ein Näherungsverbot ausgesprochen bekommen und sich daran gehalten. Mir war das nicht mitgeteilt worden.

    Kurz danach bin ich ausgezogen und habe in einem anderen Stadtteil gelebt. Seither ist Ruhe. Vermutlich ist sie in der Klappse. Oder hat ein anderes Opfer gefunden.

    Ich tue mir die Serie nicht an, mein Bedarf für sowas ist lebenslang gedeckt.

    • Die Zielgruppe sind vermutlich Leute, die damit nie etwas zu tun hatten.

      Andererseits kommt es mir nicht wie etwas vor, was ich mir aus Spaß ansehen würde…

      Aber wenn das dann dazu führt, dass die betroffenen Menschen sich mit ihren eigenen Erlebnissen auseinandersetzen und die nichtbetroffenen „Awereness“ entwickeln, ist das doch nicht schlecht.

    • „Familie und Freunde sahen die Ausweglosigkeit und empfahlen mir immer wieder, mich auf die Flucht zu begeben.“

      Sowas wird tatsächlich vielen Männer empfohlen, die von Frauen geschlagen werden. Die Männer sollen der Situation aus dem Weg gehen und notfalls alle Brücken einreißen und ihr bisheriges Leben aufgeben.

      Werden hingegen Frauen von Männern geschlagen, soll ebenfalls der Mann gehen. Die Frau darf ihr Leben wie sie es geht, nach Möglichkeit behalten.

      Die Ungleichbehandlung ist oberstes Gebot und auch komplett einseitig, so dass Frauen immer den besseren Deal bekommen.

      • Werden hingegen Frauen von Männern geschlagen, soll ebenfalls der Mann gehen. Die Frau darf ihr Leben wie sie es geht, nach Möglichkeit behalten.

        Die gesellschaftliche Schuldzuschreibung geht eindeutig zu Lasten der Männer, davon unabhängig würde ich aber beiden Geschlechtern empfehlen, bei einem verrückten Partner das Weite zu suchen.

        Das Problem ist ja, dass die Polizei einen nicht wirklich schützen kann. Es muss erst x-mal was vorgefallen sein und man muss es nachweisen können, vorher passiert nichts, vielleicht mal eine Gefährderansprache oder sowas, was bei Gestörten aber leicht verpufft… die Mühlen der Justiz mahlen auch langsam. Die Zeit kann also (analog zu den Schilderungen von „beweis“) echt traumatisierend sein und das ganze Leben vergällen, bis hin zum Extremfall, einem Eifersuchtsmord.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..