Abitur Feier Frankfurt Grüneburgpark

Der hessische Abitur-Jahrgang 2022 ist fast die gesamte Oberstufenzeit unter Pandemie-Bedingungen unterrichtet worden. Sein Notendurchschnitt ist trotzdem besser als alle vorherigen. Ein Minister freut sich, ein Lehrerverband tritt die Euphoriebremse.

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Jahrgang 2022 mit bestem Notenschnitt seit Einführung des Landesabiturs

Jugendliche sitzen mit FFP2-Maske bei einer Abitur-Klausur in der Schule
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Es ist ein Ergebnis, das sich mehr als sehen lassen kann. Im Schnitt mit der Note 2,23 gingen die hessischen Abiturientinnen und Abiturienten aus den Abschlussprüfungen hervor. Das teilte das Kultusministerium am Mittwoch mit. Was schon an sich erfreulich klingt, wird im Vergleich zu den Vorjahren noch beachtlicher. Denn tatsächlich handelt es sich um den besten Abi-Notenschnitt seit Einführung des Landes-Abiturs in Hessen im Jahr 2007.

Mehr als 800 Mal die Bestnote

Dabei hatte es der diesjährige Abiturjahrgang nicht sonderlich leicht. Fast die gesamte Oberstufenzeit verbrachten die Schülerinnen und Schüler unter Pandemie-Bedingungen, mussten mit Maskenpflicht, Fernunterricht und Schichtbetrieb zurechtkommen. "In einer solchen Situation eine Abschlussprüfung schreiben zu müssen, ist eine besondere Herausforderung", würdigte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) die besonderen Umstände.

841 Prüflinge erzielten dabei das Bestergebnis von 1,0. Auch das ein Rekordwert. Zumal die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten 2022 insgesamt deutlich kleiner war als in den Jahren vor Beginn der Pandemie. 19.471 Schülerinnen und Schüler legten die Prüfung ab. Zum Vergleich: 2017 waren es noch 25.317. Bestanden haben dabei 96,5 Prozent. Die Zahl derer, die durchfielen, lag bei 676.

Etwas mehr Zeit zur Vorbereitung

Kultusminister Lorz betonte, dass das Land auch in der Pandemie "beim Anspruch und Niveau keine Abstriche" gemacht habe. Der gute Notenschnitt sei insbesondere den Lehrkräften zu verdanken, die ihre Schützlinge auf die Prüfungen vorbereitet hätten.

Einen Vorteil gegenüber vorherigen Jahrgängen hatten die Abiturienten 2022 allerdings. Sie mussten ihre Prüfungen erst nach den Osterferien ablegen und hatten somit etwas mehr Zeit zur Vorbereitung. 2023 soll das Abitur nach Angaben des Kultusministeriums ebenfalls erst nach den Osterferien stattfinden.

Alles halb so toll?

Auf die Begeisterungsbremse trat der Hessische Philologenverband. Die Gewerkschaft für Lehrer von Einrichtungen mit gymnasialem Angebot kam am Mittwoch zu dem Befund, "dass die immer besseren Noten im Abitur keinen Anstieg des allgemeinen Bildungsniveaus spiegeln, im Gegenteil". Es dürfe mit solchen Erfolgsmeldungen nicht vernebelt werden, dass die Lage vielmehr beunruhigend sei.

Die Glaubwürdigkeit des Abiturs sei in Gefahr, weil viele trotz bestandener Abschlussprüfung gar nicht "studierfähig" seien und besser eine andere Ausbildung machen würden, so der Philologenverband. Hochschulen beklagten demnach zu oft Mängel der Schulabgänger in zentralen Fächern wie Mathe, Naturwissenschaften oder auch bei der Sprachbildung. Die Abi-Prüfungen seien oft auch gar nicht vergleichbar, vor allem nicht bundesweit. Bei all dem sieht die Lehrergewerkschaft die Gefahr, "dass wirklich gute Abiturientinnen und Abiturienten in der Masse untergehen".

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