Red Bull unschlagbar in Abu Dhabi
Verstappens perfekter Saisonabschluss

GP Abu Dhabi 2022

Der Weltmeister verabschiedet sich mit einem Sieg in die Winterpause. Red Bull war in Abu Dhabi nicht zu schlagen, auch wenn Ferrari besser war als erwartet. Einziger Wehrmutstropfen für Red Bull: Sergio Perez unterlag im Duell um den zweiten WM-Rang gegen Charles Leclerc.

Verstappen - Perez - Red Bull - GP Abu Dhabi 2022
Foto: xpb

Besser kann man eine Saison nicht ausklingen lassen als Max Verstappen. Der Weltmeister bestimmte den GP Abu Dhabi von A bis Z. Vom Start bis ins Ziel. Er schloss mit einer Ausnahme alle Runden als Führender ab. Im 21. Umlauf übernahm Charles Leclerc für einen Moment den Spitzenrang. Der Monegasse erbte ihn, nachdem Verstappen zum Reifenwechsel in der Box war. Eine Runde später kam der Ferrari – und der Weltmeister hatte wieder den Platz, der für ihn in diesem Jahr praktisch reserviert war.

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Verstappen stürmte zum 15. Saisonsieg. Und zum dritten in Abu Dhabi in Serie. "Das war ein wirklich gutes Rennen. Es ging hauptsächlich darum, nach den Reifen zu schauen, und sie über den Stint am Leben zu halten. Das haben wir am Start gut gemacht auf den Mediums. Und später auf der harten Mischung. Darauf ging es von der ersten Runde an ums Reifenmanagement", fasste der 35-fache GP-Sieger zusammen. Auf den harten Reifen musste er 38 Runden durchhalten.

Max Verstappen - Red Bull - GP Abu Dhabi 2022
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Red Bull teilt die Strategie: ein Stopp für Verstappen, zwei für Perez.

Perez zu hart zu den Reifen

Red Bull spielte auf dem 5,281 Kilometer langen Kurs seine Trümpfe aus. Das effizienteste Auto im Feld ist schnell in den Kurven und eine Rakete auf den Geraden. Die Mischung macht es. Im Vergleich zur Vorwoche trafen die Ingenieure auch das Setup. Das Sprintwochenende mit nur einem Training vor der Qualifikation hatte sie auf dem falschen Fuß erwischt – wie schon in Spielberg. Das ist ein Bereich, an dem Red Bull arbeiten muss.

Mit einer besseren Fahrzeugabstimmung und dadurch passenden Balance störten auch die Fettpölsterchen nicht mehr so sehr, die der RB18 gegen Saisonende angelegt hat. Verstappen profitierte auch davon, in freier Luft zu fahren. Ohne Gegner vor der Nase kann man sich leichter um die Reifen kümmern. Teamkollege Sergio Perez bekam es zu spüren. Der Mexikaner nahm die Pirellis an diesem Wochenende ohnehin härter ran. Das hatte man bereits am Trainingsfreitag gesehen, als er die Vorderreifen hinrichtete.

Deshalb war für ihn eine Zweistoppstrategie gesetzt. "Checo hat sie im ersten Stint wieder zu hart beansprucht. Ab da waren zwei Wechsel unausweichlich", berichtete Red Bulls Sportchef Helmut Marko. Sein Fahrer fasst sich an die eigene Nase. "Das Reifenmanagement war diese Saison eine Schwachstelle", sagt der Mann, der ansonsten als Reifenstreichler bekannt war.

Die Taktik erschien Red Bulls Strategieabteilung auch deshalb sinnvoll, weil sich Perez für den Rennsonntag noch zwei frische Garnituren der harten Mischung reserviert hatte – wie auch die Ferrari-Piloten. Verstappen hatte hingegen nur einen harten Reifen in Reserve, und dafür zwei statt nur einem Medium-Satz.

WM-Platz zwei an Leclerc

Der Weltmeister streichelte bereits in den Trainings im Longrun die Reifen. "Deshalb haben wir Max auf ein Einstopprennen gesetzt", erzählte Marko. Verstappen vollstreckte mit der gewohnten Kaltschnäuzigkeit. Bei Red Bull erzählt man, dass ihr Starfahrer zu keiner Zeit am Limit gewesen sei. Dass Verstappen den Grand Prix stets kontrollierte. Das muss der Konkurrenz zu denken geben. Wenngleich sich Ferrari verbessert zeigte. "Wir waren überrascht, wie gut sie mit ihren Reifen hausgehalten haben", lobt der Grazer Doktor.

Zu Beginn des zweiten Rennteils auf den harten Reifen verkürzte Leclerc sogar von acht auf 4,3 Sekunden gegenüber dem Spitzenreiter. Da sah es für den Moment danach aus, als könne er die beiden Red Bull vor sich noch überflügeln. Er packte nur einen – über die Taktik. Der zweite Stopp warf Perez hinter den Ferrari. Der Mexikaner näherte sich zwar bis ins Ziel. Am Ende fehlten ihm 1,3 Sekunden zum zweiten Platz im Rennen und in der WM.

Drei Faktoren waren ausschlaggebend, dass Perez den Ferrari nicht mehr rechtzeitig einholte. Er verlor kurz vor seinem zweiten Stopp etwas Zeit hinter dem Teamkollegen – für ein oder zwei Runden. "Ich habe den harten Reifen schön langsam angefahren, und erst gepusht, als ich sicher war durchzukommen", entschuldigte Verstappen. Im 46. Umlauf büßte Perez wertvolle Zeit im Zweikampf mit Lewis Hamilton ein. Ganz zum Schluss standen ihm die Überrundeten Alexander Albon und Pierre Gasly im Weg.

Diese Saison lief trotz zweier Rückschläge zu Saisonbeginn mit Ausfällen in Bahrain und Australien nach Maß für Red Bull. Das Team erwartet in der nächsten Saison mehr Gegenwehr. Die Strafe (weniger Windkanalzeit und CFD-Kapazitäten) wegen der Missachtung des Budget Caps 2021 wird die Entwicklungsabteilung zwangsläufig vor eine Herausforderung stellen. "Jeder Schuss muss sitzen", fordert Sportchef Marko. Im Team rechnet man damit, dass Ferrari und Mercedes aufschließen. Die Fans können berechtigte Hoffnungen auf einen Dreikampf haben.

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