Mensch, Mann! Ein Buch über Männer und ihre Seele

Cover: Mensch, Mann!

Mensch, Mann! Ich fürchte, wir müssen hier einmal gründlich aufräumen mit den Sterotypen und … in den Männerseelen. Nichts weniger versucht der Arzt Josef Aldenhoff.

Dass es genau mein Thema ist, sollte den Leser meines Männerblogs nicht verwundern. Ich bin Vater einer Tochter und mir ist es sehr wichtig, dass sie unmittelbar und klar erfährt, dass Männer auch gute Menschen sind; dass man mit ihnen gute und liebevolle Beziehungen haben kann; dass sie nicht gewalttätig, sondern voller Liebe, Empathie und Mitgefühl sind; dass sie in der Lage sind gut und zärtlich zu kommunizieren und mit allen Menschen zu kooperieren. Für mich sind das keine leeren Worten, sondern gelebtes Leben.

Doch immer wenn die Debatte um Missbrauch und Gewalt geht, wird wieder deutlich, was Männer für Unheil anrichten. Junge Männer gehören zu gefährlichsten Spezies dieses Planeten. Männer führen Kriege, bilden die Mehrheit der Gefängnisinsassen und Kriminellen, missbrauchen Macht, sind unfassbar ehrgeizig und seelisch und körperlich Gewalttätig. Die meisten Tötungsdelikte werden von Männern ausgeführt. Frauen sind ihre Opfer. Gerade kürzlich hat ein Vater mal wieder einen erweiterten Selbstmord durchgeführt und Frau und Kinder, sowie sich selber getötet. Furchtbar.

Klar sterben auch sehr viele Männer durch Männergewalt. Aber um Frauen vor der Gewalt der Männer zu schützen, müssen wir unsere Söhne erziehen, wie es so schön und zurecht aus dem Feminismus heißt. Und diese brauchen gute Vorbilder, Väter, gute Männer. Alle brauchen diese Vorbilder, die Töchter natürlich, die Gesellschaft, alle. Aber wo sind sie. Was ist los mit den Männerseelen?

Eine große Analyse der männlichen Psyche von Josef Aldenhoff

„Woher kommt […] der Anspruch, dass alles, was auf dieser Welt rumläuft, in erster Linie der Erheiterung und dem Lustgewinn von uns Männern dienen müsse? Und warum liegt bei uns Männern die Option von Gewalt so nahe, wenn dieser Anspruch nicht erfüllt wird?“

Immer weniger Menschen haben etwas von der Dominanz einer Gruppe von privilegierten Männern – nicht einmal die Männer selbst. Doch was ist die Ursache für das (selbst-)zerstörerische Verhalten einiger Männer, das sich in unserer Gesellschaft zum Beispiel anhand von Gewalt, meist in den eigenen vier Wänden, beobachten lässt? Josef Aldenhoff zeigt in seiner Betrachtung der männlichen Seele, dass es einen Ausweg aus dem Wahnsinn gibt. Er beginnt hier bei der Erziehung von Jungen (und Mädchen). Auch Männer sind richtig gut in Empathie und Kooperation, also gerade »Skills«, die zwischenzeitlich eher als unmännlich galten. Der Autor zeigt seinen Lesern konkrete Wege, wie solche Stereotype umgangen werden können.

Für alle, die daran glauben wollen, dass Gespräche und Kooperation besser sind als Abgrenzung und Gewalt.

Josef Aldenhoff ist in Dresden geboren und in München aufgewachsen. In der Schule hat er v.a. Latein und Griechisch gelernt, später Neurobiologie und Psychiatrie. Er hat in Deutschland und viel zu kurz in La Jolla, Kalifornien, gearbeitet, war dann ordentlicher Professor und Klinikdirektor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Im Ruhestand macht er Psychotherapie und schreibt Bücher.
Mit einem Vorwort von Carla Baum, ZEITmagazin ONLINE

Fazit

Das Motiv für Josef Aldenhoff dieses Buch zu schreiben ist Scham. „Aus meiner männlichen Sicht ist der absolute Tiefpunkt dieser »ältere Herr«, der ihr beim Vorbeigehen auf den Arsch haut und sagt: »Du bist bestimmt gut fickbar.« Ich bin selbst ein »älterer Herr« und fühle mich in einer Weise sichtbar gemacht, wie ich absolut nicht gesehen werden will. Ich Mann, stigmatisiert durch das Verhalten von Männern. Ich würde so was nie sagen, aber wer weiß das schon? Ich schäme mich. Weil Männer die Welt der Frauen, der anderen versauen und ich ein Mann bin.“

Mir geht es genau so. Ich schäme mich. Ich schäme mich dafür, dass andere Menschen vor mir Angst haben müssen, nur weil ich ein Mann bin. Dass geht gar nicht. Das ist absolut nicht hinnehmbar. Also müssen wir etwas tun. Ich führe meinen Blog, engagiere mich sozial und in einer Männergruppe, zeige Gesicht. Auch wenn die Debatte über Sexismus manchmal seltsame Blüten trägt und von der ekligen weißen Mehrheitsgesellschaft die Rede ist, müssen wir Väter und Männer sehr bewusst etwas tun, um zu zeigen, dass nicht jede Männerseele kaputt und gewalttätig ist.

Der Autor stellt Fragen, stellt in seinem Buch wesentliche Fragen: „Bedeutet Mann sein Täter sein? Reicht es, ein normaler Mann zu sein, um Täter zu werden? Oder sind die Täter krank und alle anderen Männer normal nett?“ Und er versucht klare Antworten darauf zu geben und sucht im Trümmerfeld der Männerrollen, die nicht destruktiv sind. Er erklärt die Ursachen der Gewalt, des Machtmissbrauches in Erziehung und gesellschaftlichen Strukturen und schreib ein in dieser Zeit sehr wichtiges Buch.

Ich fürchte zwar, dass „Mensch, Mann“ in Zeiten wie diesen untergeht. Denn das Drama der Corona-Pandiemie, der Klimakatastrophe und die schwelenden Konflikte in der Welt (Trump, Putin, China, Türkei usw.) könnte diese wichtige Sache der Heilung der Männerseelen in den Hintergrund drängen. Aber möglichweise hängt der (kranke) Zustand der Welt genau an dieser Sache. Hier liegt wahrscheinlich die Lösung all dieser destruktiven Konflikte: „Wir brauchen andere Vorbilder und andere Prinzipien“, wie es in einem Kapitel dieses absolut lesenswerten Männerbuchs heißt. Und es geht um „die Achtung vor jedem Leben“, was für jeden Menschen selbstverständlich sein sollte und Männer so oft durch ihre Taten verneinen.

„Es reicht nicht, dass Sie und ich nett und keine Monster sind. Schon besser wäre aufzustehen, jedes Mal, wenn wir etwas Monströses wahrnehmen, in den Familien, in den Sakristeien, im Mittelmeer, wenn uns dämmert, dass Frauen beim Joggen Angst vor Vergewaltigung haben müssen und so weiter. Aufstehen und sagen, dass es so nicht geht!

Unseren Widerstand zeigen heißt also die Aufgabe für uns nette Männer. Nicht den Frauen ihren Widerstand abnehmen, sondern unseren eigenen entwickeln. Denn es geht um uns, wenn die Welt bewohnbarer werden soll.!

Lest, Männer. Lerne, Mann! Und beschütze das Leben!

Mensch, Mann! Was ist los in Männerseelen?

von Josef Aldenhoff
Buch hier kaufen
256 Seiten, Verlag Herder (12. Oktober 2021)
ISBN 3451601168
Gebundenes Buch 22,- Euro

Leseprobe „Mensch, Mann!“

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