Mein Chef als Stellvertreter für meinen narzisstischen Vater

Greta erzählt von ihrem narzisstischen Vorgesetzten und davon, wie er sie aufgrund seiner Eigenarten an das Verhalten ihres Vaters erinnerte. Auf einmal wurde ihr klar, dass sie sich ihrem Chef gegenüber genauso verhielt wie damals ihrem Vater gegenüber. Das Verhalten, das sie sich zulegen musste, um ihrem Vater zu gefallen und Anerkennung zu bekommen, setzte sie nun auch bei ihrem Chef ein.

Bild: © fizkes – stock.adobe.com

Ich bin wütend, ich bin so wütend: auf mich, auf meinen Ex-Chef, auf feige Kollegen. Ich bin entsetzt über die Scheinheiligkeit, die Doppelmoral, das ausbeuterische, manipulative und rücksichtslose Verhalten meines Ex-Vorgesetzten – in einer NGO, die sich Völkerverständigung auf die Fahnen geschrieben hat. Völkerverständigung! Ein hehres Ziel, eine sinnstiftende Arbeit, in der man aufgehen – oder untergehen kann.

Nach beinahe 13 Jahren kann ich es nicht mehr ertragen. Wie kann man in einer Teambesprechung über skrupellose, machtbesessene Politiker wüten und dann in eben diesem Stil ein Büro leiten? Wie kann man als bekennender Sozialdemokrat Mitarbeiter offen mobben? Wie kann man, vorsichtig auf ein mögliches Fehlverhalten hingewiesen, antworten: „Ich mache das, weil ich das kann!“

All das und noch viel mehr stets mit einem verfälschten Lächeln und der für mich unerträglichen Arroganz, alles (besser) zu wissen und damit per se über allen und allem zu stehen. Und dann Kollegen, die vor lauter Angst, in seinen kranken Fokus zu geraten, derartiges Verhalten stillschweigend hinnehmen.

Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel neu setzen!

Wir kämpfen für eine gute Sache, wir engagieren uns für friedliche und freundschaftliche internationale Beziehungen. Warum gelingt es uns nicht, aufzustehen und unserem Chef den Spiegel vorzuhalten? Warum gehen wir auf Demos (gegen Rechtsextremismus, für Vielfalt) und schaffen es nicht, im Team unseren Mund aufzumachen? Was hindert uns daran?

Am Anfang war ich von meinem Ex-Vorgesetzten beeindruckt. Er erklärte mir nicht nur die internationalen Beziehungen, von denen ich als Quereinsteigerin noch wenig Ahnung hatte, sondern das Leben an sich mit einer selbstverständlichen Überlegenheit, dass ich ihm in den ersten Jahren, ohne groß zu hinterfragen, gefolgt bin -zwar immer wieder irritiert, aber dennoch folgsam.

Was war es, was mich an meiner Urteilskraft hat zweifeln lassen? Was war es, was mich daran gehindert hat, mich aufzulehnen? Ich denke, es war das Aufwachsen in einem toxischen Elternhaus: Vater ein (maligner) Narzisst, Mutter eine klassische Co-Narzisstin. Von klein auf habe ich gelernt, mich unterzuordnen, auszugleichen, meine Bedürfnisse zum Wohle anderer zu unterdrücken.

Wenn krankhafter Narzissmus zur Normalität wird

Dass ich im Laufe meines Lebens immer wieder in Konfliktsituationen mit narzisstisch veranlagten Menschen geraten bin, führe ich auf meine Prägung zurück. Für mich war das, was ich zu Hause erlebt habe, „normal“. Es war mein Zuhause, für das ich mich schämte, mein Zuhause, das ich hasste. Gleichzeitig verteidigte ich es nach außen auf Teufel komm raus, gleichzeitig liebte ich es.

Ich war hin und her gerissen, ich sehnte mich nach Normalität und Halt. Stattdessen bewegte ich mich auf einem Minenfeld. Nur ein falscher Blick, ein falsches Wort, ein Missgeschick brachte meinen hochmanipulativen und unberechenbaren Vater zum Explodieren. Das Einzige, was zählte: Leistung und Aussehen – und absoluter Gehorsam.

Für beides – Leistung und Aussehen – habe ich in meinen ersten 40 Lebensjahren gerackert. Ich war, ohne mir dessen bewusst zu sein, geradezu abhängig von der Anerkennung und Bewunderung meines männlichen Umfeldes. Solange ich sie bekam, fühlte ich mich satt. Wehe, sie blieben aus – dann überfiel mich unstillbarer Hunger. Diesem Hunger hätte man einen eigenen Namen geben können: „Gretas Hunger“. Er war mein ureigener Hunger nach Liebe, Nähe, Sicherheit, Geborgenheit.

Um ihn zu stillen, zog ich los … Doch es gab eine Krux: Sobald mir ein Mann ehrliche Zuneigung entgegenbrachte, konnte ich mit ihr nichts anfangen. Da ich nicht wusste, was bedingungslose Zuneigung ist, fühlte sie sich falsch an. Darüber hinaus entsprachen feinfühlige Männer nicht meinem Bild von einem „richtigen Mann“, das ich verinnerlicht hatte.

Ein Mann war vor allen Dingen eins: Er war stark! Er war unbesiegbar! Er zeigte keine Emotionen! Er war der geborene Führer! Ich war also gefangen zwischen dem sehnlichen Wunsch, geliebt zu werden, und dem Unvermögen, Liebe anzunehmen.

„Stellvertreter“ für den narzisstischen Vater

Wäre ich vor zwei Jahren, kurz nach dem Tod meines Vaters, nicht einem seiner „Stellvertreter“ begegnet, ich hätte das Phänomen wohl nie begriffen. Binnen kurzer Zeit an der Seite dieses Mannes traten bei mir Verhaltensweisen zutage, die ich nach einer längeren Psychotherapie mit Anfang 20 abgelegt hatte. Ich verlor von Woche zu Woche an Gewicht. Ich konnte nichts essen, sobald er in meiner Nähe war.

Hinzu kam, dass ich aufgrund seines manipulativen Verhaltens wieder anfing, an meiner Urteilskraft zu zweifeln. Aufgrund seiner Gehirnwäsche wusste ich bald nicht mehr, was richtig ist und was falsch. Permanent hinterfragte ich mein Verhalten, permanent beschäftigte ich mich damit, was ich „schon wieder falsch gemacht“ hatte. Ich fing an, mich an seiner Seite „aufzulösen“ – eine eigene Identität neben seinem aufgeplusterten Ego war nicht möglich.

Dank einer befreundeten Psychologin, die schnell begriff, welches Spiel zwischen ihm und mir gespielt wurde, habe ich den unglaublich schweren Absprung aus dieser zerstörerischen Beziehung geschafft – glücklicherweise, sonst wäre ich wohl zugrunde gegangen.

Diese äußerst schmerzhafte Begegnung hat mich dazu veranlasst, erneut mein Leben und mein Umfeld zu durchleuchten. Etwas, was ich schon lange gespürt hatte, allerdings nicht greifen und demzufolge nicht in Worte fassen konnte, war: Auch beruflich war ich gefangen in einem toxischen Verhältnis. Um die illusorischen Zielvorgaben meines Ex-Chefs zu erreichen, habe ich immer wieder bis zur totalen Erschöpfung gearbeitet.

Auf Überlastungsanzeigen reagierte er mit einem Augenzwinkern und Aussagen wie „Greta, das schütteln SIE sich doch aus dem Ärmel!“ oder „SIE machen das mit links!“. Immer mit Betonung auf SIE. SIE aus seinem Mund kam einer Adelung gleich. SIE Superfrau – SIE beste Mitarbeiterin – SIE klügster Kopf …  Und ich, geschmeichelt von seiner (vermeintlichen) Anerkennung, habe freundlich lächelnd weitergemacht, wie so viele vor mir, mit mir, nach mir – ohne das Spiel, das gespielt wird, zu kennen.

Auf zu neuen Ufern mit wertvollem Wissen im Gepäck

Jetzt reicht es! Inzwischen sind mir die Spielregeln vertraut und es ist an der Zeit, aus dem Spiel auszusteigen. Es ist an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Es ist an der Zeit, für mich zu sorgen. Ein Schritt war meine Kündigung. Ein weiterer, mich dem Kind in mir zu nähern: Was braucht es? Wonach sehnt es sich?

Ich kann die Segel neu setzen – und das mache ich jetzt. Es geht um mich, um niemand anderes.

– Ich fühle mich frei, ich fühle mich unendlich frei. – Greta


Der narzisstische Vater

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Veröffentlicht in Erfahrungsberichte
18 Kommentare zu “Mein Chef als Stellvertreter für meinen narzisstischen Vater
  1. Anka sagt:

    Ein sehr beeindruckender Artikel mit vielen, vielen berechtigten Fragen und ehrlicher Selbstreflexion!

    Es wird gut deutlich, wie sich persönliche Prägungen und daraus resultierende eigene Sicht- und Verhaltensmuster in allen unseren Beziehungen „niederschlagen“, wenn diese noch nicht vollständig „durchleuchtet“ und erkannt sind.
    Auch braucht es danach noch tatsächlich beständige Achtsamkeit im Anschluss.

    Ich finde für mich heute wichtig, ganz schnell zu erkennen, wenn „das Kind in mir“ durch äußere Einflüsse sozusagen „an-gerührt“ wird…

    Ich finde das Bewusstsein wichtig, daß ein Gegenüber niemals
    „über dem Anderen“ steht.
    Auch ein „Chef“ hat seine beruflich (!) ihm anvertrauten oder „unterstellten“ Mitarbeiter zu achten und zu respektieren…
    Ist er dazu nicht fähig, verdient er keine weitere „Unter-stützung“!

    Dieses absurde Bild von einem „richtigen Mann“ scheint in so manchem Bewußtsein und Unterbewußtsein noch gehörig sein Unwesen zu treiben, ebenso wie die Verwechslung von „normal“ und „gewohnt“.

    Danke Greta für deine Zeilen, alles erdenklich Gute für dich und herzliche Grüße 😊

    • Greta sagt:

      Danke Anka! Dir auch alles Gute! Nachdem wir uns mit der vielschichtigen Thematik Narzissmus auseinandersetzen,sind wir auf dem Weg der Heilung. Viele Grüße sendet dir Greta

  2. Ursula sagt:

    Ich schliesse mich dem Kommentar von Nadine an und kann nur loben, was hier stattfinden darf. Diesen Informationsaustausch hätte es mal schon vor 30 Jahren geben dürfen. Damit hätte ich erstens einiges besser verstanden was mir da gerade passierte, zweitens hätte ich meine „seltsame“ Kindheit kurz nach dem Erwachsenwerden entziffern können. Dies ist erst in den letzten Jahren möglich geworden, aber immerhin, besser spät als nie. Ich kann die Story von Greta perfekt nachfühlen, arbeite selbst in einer ähnlichen Organisation und habe immer wieder narzisstische Chefs. Die wechseln zum Glück alle paar Jahre, so dass die Situation jeweils absehbar ein Ende hat. Dennoch liegt es an mir, mein Bewusstsein zu entwickeln und mit den Situationen angemessen umzugehen. Ein Arbeitstag kann lang sein, schlaflose Nächte können krank machen. Ganz ist es mir noch nicht gelungen, undurchlässig zu werden, aber ich bin weit gekommen. Kündigen? Oft habe ich an Stellenwechsel gedacht. Zumindest organisationsintern. Aber warum sollte ich auf einen Job verzichten, der mir Spass macht und der mir auf verschiedensten Ebenen Zufriedenheit gibt? Nein. Diese Genugtuung gebe ich keinem narzisstischen Chef. Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, die jeweilige Herausforderung als Chance für meine Persönlichkeitsentwicklung zu betrachten und mich daran zu entwickeln. Grosse Hilfe: Eckhart Tolle mit seinem Buch „Jetzt“.
    Liebe Grüsse an die gesamte Community und Kopf hoch an alle! Ihr seid wertvoll, seid Euch dessen gewiss!!

    • Greta sagt:

      Hallo Ursula! Danke für deinen Kommentar. Ich würde auch nicht jedem per se empfehlen zu kündigen, wenn der Chef narzisstische Züge aufweist. Bei mir war die Situation jedoch so verfahren, dass mir ein Bleiben zu viel wertvolle Lebensenergie gekostet hätte – bei mittelmäßiger Bezahlung. Ich habe mich entschieden, und ich habe mich richtig entschieden – zumal ich eine neue und besser bezahlte Stelle in Aussicht hatte. Aber das war eben mein persönlicher Weg. Alles Liebe dir, Greta

  3. Jürgen sagt:

    ich lese die Beiträge schon eine Weile. Möglicherweise befinde ich mich hier in „guter“ Gesellschaft. Ob es sich in meinem Fall um Narzissmus im weitesten Sinne handelt, weiß ich nicht. Nach 20 Jahren Ehe hat sich meine Frau von mir getrennt und ist direkt beim nächsten eingezogen. Sie hat mir ein Jahr vor der Trennung gesagt sie geht. Ich habe alles versucht, sie zu halten. Zunächst wollte Sie noch alles einvernehmlich und familiär fair lösen. Dann hat sie langsam begonnen mich quasi zu erpressen und sich immer mehr abgewandt.
    Als dann die Trennung vollzogen war habe ich versucht alles umgänglich zu lösen.
    Das hat sich über die Monate immer schwerer herausgestellt. Nach dem Trennungsjahr hat Sie die Scheidung eingereicht. Immer öfter zeigt sie sich wie HASS erfüllt. In den letzten 3 Jahren seit Scheidungsantrag wird die Scheidung immer wieder hinausgeschoben.
    Den Kontakt zu den erwachsenen Kindern hatte sie im ersten Jahr komplett abgebrochen.
    Seit einem Jahr ist es wieder besser.
    Ich habe das Gefühl, obwohl sie gegangen ist, lässt sie mich nicht los.
    Ich selbst habe mich in dieser Zeit, anfänglich noch für Sie, dann hauptsächlich für die Kinder fasenweise aufgeopfert und mich fast selbst aufgegeben. Das war zwischen Depression und Burnout. Ich habe viel gelesen und mich coachen lassen. Konnte vieles in mir und der Kindheit erkennen. In so einer Zeit ist es schwierig, den eigenen Wert und Weg wieder zu finden. Es sind viele Auf und Abs. Aber es lohnt sich.
    Leider weiß ich auch heute nicht, wie ich mich von Ihr richtig lösen kann.

    • Lilli sagt:

      Hallo Jürgen,

      da Du hier liest und schreibst, wirst Du auf Deinem persönlichen Lebensweg weiter kommen und immer mehr gesunde Distanz zu ihr bekommen.
      Die Beziehung zu Deinen erwachsenen Kindern ist die des Vaters.
      Die Beziehung der Kinder zu ihrer Mutter ist ein anderes Blatt.
      Auch ich kenne Narzissmus seit meiner Kindheit und in meiner eigenen Familie mit erwachsenen Kindern.
      Lange war mein Ziel die heile Familie, auch noch als ich bereits wusste, was Narzissmus und Co-Abhängigkeit ist.
      Mach mit Deinen Kindern schöne Vater- Treffen.
      Und lasse die Beziehung Deiner erwachsenen Kinder zu ihrer Mutter los.
      Man kann sich nur selber entwickeln, je positiver ich im eigenen Leben stehe um so positiver und toleranter ist meine Bezehung zu meinen erwachsenen Kindern.
      In meinem Fall auf die Beziehung zu ihrem egozentrischen Vater, habe ich keinen Einfluss,
      und, Abwerten statt gesunder Distanz, schadet nur mir selbst und schränkt nur meinen persönlichen Weg ein.

  4. Lise1 sagt:

    Narzissten finden leicht Arbeitsstellen, wo sie Macht über Schwächere ausüben können und sind daher gar nicht so selten in gemeinnützigen Organisationen tätig, auch gern als Lehrer, Lebensberater, Coach, Priester, Krankenpfleger. Sie wissen das praktisch von Jugend an, wo sie „was zu sagen haben“ können oder wo abhängige Menschen oder Tiere zu finden sind. Und wählen oft schon früh den passenden Beruf.

    Das ist gar nichts zum Wundern, sondern logisch.

  5. Lilli sagt:

    Hallo Greta,
    hallo Nadine,

    dieser Artikel trifft auch mich ins Herz.
    Ebenfalls in einer narzisstischen Familie aufgewachsen,
    habe ich in meinen Partnerschaften und früher auch im Beruf wie selbstverständlich Verantwortung für andere übernommen,
    so wie ich das in meiner dysfunktionalen Herkunftsfamilie als drittes von sechs Kindern entwickelt hatte.
    Die Leistungsanforderungen meiner narzisstischen kunsthandwerklich erfolgreichen Mutter hatte ich auf ein anderes Gebiet verlagert.
    Doch wie schon in meiner Herkunftsfamilie erschöpfte ich mich auch in meiner eigenen Familie damit, für andere Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam mit meiner beruflichen Tätigkeit, mich zu überfordern bzw. überfordern zu lassen.
    Undank und Kritik fand ich sehr lange total normal, wie mein mich Einspannenlassen.
    Ich begriff erst spät,
    als ich die Freiheit meiner Kinder gegen ihren Vater, meinen dritten nicht ganz so krassen narzisstischen Partner, verteidigte, und,
    um Vorbild für sie zu sein, meine Hobbys pflegte, nicht die meines Mannes mitpflegte, und meine Feste feierte, nicht gegen Undank und Kritik seine mitorganisierte.
    Doch meine damals gute Arbeitsstelle hatte ich aus falscher Rücksicht auf meinen egozentrischen Mann aufgegeben und eine anspruchslosere Teilzeitstelle angenommen.
    Dass mein Lebensstil ausgebeutet und nicht normal war, wurde mir bewusst als meine Tochter aus beruflichen Gründen wegging und mir klar wurde, wieviel ich mit meiner Freude über sie zugedeckt hatte.
    Ich entdeckte die Literatur über Narzissmus und fand mich als Komplementärnarzisstin wieder, die dazu neigt zu viel Verantwortung zu übernehmen und das für besonders leistungsfähig oder besonders viel Liebe zu halten, was jedoch besonders viel Co- Abhängigkeit ist.
    Ich habe im Kollegen- und Hobbyfreundeskreis Umgang mit normalen Männern und dabei gelernt,
    dass übernett übertüchtig und dick aufgetragen,
    zu schön ist um wahr zu sein und in Wirklichkeit egozentrisch mit der Folge von immer mehr Vereinnahmung und Unterdrückung.
    Ein normaler Mann ist grundsätzlich freundlich, spricht und hört auch zu, er sieht dich vielleicht mal grad nicht, aber wenn du ihn ansprichst ist er freundlich oder sagt dir, wann er Zeit hat, … .
    Alles Gute …

  6. Elisabeth Ocka sagt:

    Viele Ereignisse mit Narzissten tauchten vor meinem geistigen Auge auf während ich diesen Beitrag las. Narzissten begleiteten mich ebenfalls durchs Leben, solange bis ich verstanden habe, was da eigentlich passiert im Zusammensein mit diesen Personen. Aus einem WIR wird ICH und die Gefolgschaft.
    Ich löste mich regelrecht neben diesen Personen auf und merkte dies lange nicht, da ich dieses Muster aus meiner Kindheit übernommen hatte.
    Wichtig dabei jedoch ist zu wissen, wie stark Menschen sind, die neben Narzissten oder mit ihnen leben müssen und dass es immer einen Neubeginn gibt!!!!

    • Lilli sagt:

      Hallo Elisabeth Ocka,

      aus einem Wir wird
      Ich und die Gefolgschaft.
      Gut gesagt !

      Sich aus der Gefolgschaft abseilen und wieder Ich sein,
      auch wenn man noch eine ‚Ehrenrunde‘ dreht oder gedreht hat –
      höre nie auf anzufangen, fange nie an aufzuhören,
      Du selbst zu sein …

      • SonjaS sagt:

        Hallo Lilli und Elisabeth, ja, Recht habt ihr. Ich habe 51 Jahre narzisstischen Missbrauch durch Mutter, Ex-Mann und Ex-Chef erlebt, bevor ich erst vor kurzem entdeckt habe, was da mit mir gemacht wurde. Ich versuche gerade wieder mein Leben aufzubauen. Es ist unheimlich schwer nach dieser langen Zeit wieder sein Ich zu finden, vor allem, weil ich auch sehr isoliert bin und entspr. keinerlei Feedback bekomme…
        Ich war früher anders, unbeschwerter, witziger, charmanter, offener und nicht so befangen. Hatte nicht das Gefühl jedem gefallen zu müssen (wobei das daran lag, dass ich dachte, ich würde geliebt) und hatte trotzdem Freunde und Bekannte. Nach und nach habe ich das Vertrauen zu anderen Menschen verloren und den Glauben daran, geliebt zu werden oder es jemals gewesen zu sein. Ich habe den Hang entwickelt, mich jedem direkt an den Hals zu werfen und zu hoffen, es könnte sich Freundschaft ergeben. Auf der Suche nach Liebe und Anerkennung. Immer hart gearbeitet für eine kleines bisschen Fortschritt im Leben. Das ist aber fatal, daher bin ich auch so lange auf andere Narzissten und Menschen reingefallen, die erst behaupten, sie wären Freunde und dann einen fallen lassen sobald man nicht mehr so ist, wie sie es wollen.
        Jetzt bin ich noch misstrauischer und pessimistischer und glaube eher nicht mehr daran, doch noch ein gutes, nichteinsames Leben führen zu können.
        Wie findet man sein ICH zurück und ist es das wahre ICH überhaupt? Woher soll ich das wissen, mir wird seit einem 1/2 Jahrhundert eingeredet, ich sei nur Dreck wert, wie soll man da was anderes glauben? Irgendwo muss die Strafe ja begründet sein?

        • Anni-Marie sagt:

          Hallo, liebe Sonja,
          Ja, es ist sehr schwer, wenn man die Erkenntnis des eigenen Missbrauchs entdecken musste und sich dann fragt, ob es eigentlich eine richtige Liebe unter den Menschen gibt,so wie wir sie uns wünschen?
          Ich habe es schon hundertfach hinterfragt und ziehe gerne meine Einsichten im Vergleich zu den Tieren, speziell zu unseren nächsten tierischen Verwandten, den Affen!
          Es hat mir sehr gut geholfen, wenn ich sehe, wie sich bei ihnen das soziale Leben abspielt. Von Liebe unter Partnern keine Spur.
          Auch bei den Vögeln habe ich beobachtet, dass das Vogelmännchen sich echt ins Zeug legen muss, um das zu begattende Weibchen zu erobern. Dabei sind die Männchen immer die schönere Gattung.
          Apropo Begattung. Auch bei uns zivilisierten Menschen dreht sich doch alles nur, in erster Linie, um die sexuelle Vereinigung.
          Meine jugendlichen Träumereien einer glücklichen Partnerschaft gibt es so gut wie nie! Die halbwegs harmonierenden Paare leben immer nur in mehr oder weniger gefassten Kompromissen und um nicht alleine zu sein.
          Ich könnte dir noch seitenweise darüber schreiben.
          Lass dich trösten, indem du erkennen sollst, dass du ein wertvoller Mensch bist, der aufgrund seiner Emotionen immer an Narzisten gerät, die nicht anders können, als gefühlvolle Menschen zu benutzen, um sich kurzweilig zu vervollständigen.
          Gut für dich, wenn du jetzt weisst, wie du gestrickt bist und du für dich einen Schutz entwickeln kannst, dich vor Narzisten oder anderen Persönlichkeitsgestörten schützen kannst. Eigentlich kann man auch noch froh sein, dass man noch am Leben ist, da man ohne viel Argwohn durchs Leben gegangen ist.
          Es gibt keine Strafe. Nicht für dich und nicht für die „Täter“.
          So ist nun mal das Leben!
          Man hat Mitleid mit dem Reh, was durch einen Löwen gerissen wird, aber man kann nicht den Löwen deswegen verachten.
          Auch das gehört zum Leben!
          Ein starkes Tier lebt vom nächsten kleineren Tier, um zu überleben.
          Und wo ordne ich uns Empathen ein?
          Zu den stärkeren natürlich, weil wir fallen immer wieder auf unsere Füsse. Ohne uns können die Narzisten nicht Leben, jedenfalls nicht so gut.
          Also habe ich es akzeptiert, dass es die wahre Liebe, die schmachtend besungen wird, nur am Anfang einer Beziehung existiert, solange wir noch von den Hormonen überflutet sind. Da lassen sich kompromisslos noch die Eigenheiten seines Gegenübers ertragen. Danach kommt Kampf. Der Sieger wird in jedem Fall der Narzist sein, der gnadenlos seine Vorteile in der Beziehung sieht und einfordert, ohne Rücksicht auf Verluste.
          Empathen machen das Spiel solange mit, bis sie nicht mehr können und feststellen, dass sie gar nicht so viel Schuld an den desolaten Beziehungsdramen haben.
          Langsam kommt das Erwachen für den Empathen.
          Also, nutze deine guten Wesensarten, bleibe misstrauisch, bis du die Situation erkannt hast. Sorge dich nicht und vertraue an deinen Instinkt, dass du wieder mit Menschen zu tun haben wirst, die dich wertschätzen.
          Ja, wir sind umzingelt von Narzisten, die nur ihre Vorteile bei uns suchen.
          Aber gut ist es, dass wir das erkannt haben und uns jetzt dementsprechend verhalten können, wen wir in unser Leben lassen oder auch nicht.
          Ich hoffe, mein Beitrag konnte dich ein wenig trösten.

          • SonjaS sagt:

            Hallo Anni-Marie,

            ich meinte eigentlich keine Liebe im Sinne von Partnerschaft, sondern allgemein Liebe. Keiner hat mir bisher gezeigt, dass ich geliebt werde(n) könnte. Keiner. Keine Worte, keine Taten, keine Zeichen, Aufmerksamkeiten, nichts. Weder von Eltern, ‚Freunden‘ oder meinem Exmann.
            Ich weiß, das ist alles schwer vorstellbar, aber so ist mein Leben nunmal.

        • Lilli sagt:

          Hallo Sonja,

          dieses ‚Mein-Freundeskreis-Ding‘ habe ich auch nicht,
          denke dass diese auch zu oberflächlich für Leute wie uns wären.
          Ich kann heute besser für mich allein sein, ohne zu überlegen was bestimmte andere, z.B. eine/r meiner Narzissten/innen in der Verwandtschaft tun oder nicht tun.
          Ich mache wieder Nordic Walking, ohne Corona auch in der Gruppe,
          gehe zum buddhistischen Meditationsabend z.B.,
          in einen Sprachkurs, jetzt in der Coronakrise per Whatsappgruppe oder E-Mail.
          Also ich teile Hobbys mit Leuten,
          das bewahrt mich vor Einsamkeit.
          Früher hatte ich diese ‚besondere-Freundschaft-Illusion‘,
          womit man hervorragend auf die anfängliche Seelenverwandtschaftsshow von Narzissten/innen anspringt, bevor man vereinnahmt und abhängig wird.
          Heute bin ich öfters allein, nicht einsam.
          Ich überlege in Ruhe, was ich für mich mache, ob ich nichts tu, rumkrusche, lese, einen Film gucke …,
          das konnte ich in den Zeiten der Co-Abhängigkeit nur schlecht.
          Alles Gute …

          • Lilli sagt:

            … und so sehe ich das auch in der Partnerschaft, die mit Verlieben entsteht und
            mit Selbstliebe und Liebe zum Partner besteht:
            je nach Situation einen mehr oder weniger großen Teil gemeinsam machen,
            und auf jeden Fall einen guten Teil Dinge für sich selbst tun,
            allein oder in Hobbygruppen.

          • SonjaS sagt:

            Naja, ich glaube, man arrangiert sich irgendwann. Ich bin gerne alleine, aber hätte auch gerne eine Freundin, mit der man die normalen Dinge des Lebens teilt oder einfach nur quatscht, Kaffee trinkt, shoppen geht, durch den Wald streift…

        • Klarsicht sagt:

          Liebe Sonja
          Weisst Du, es erging mir auch so, das Erwachen und Bemerken, was hier eigentlich gespielt wird, ist sehr schmerzhaft. Und doch ist es ein Glück, denn genau, wie hier gesagt wird, wir sind heutzutage umgeben von Narzissten und wenn wir nur schon das bemerkt haben, ist das ein riesiges Geschenk! Wenn wir dann auch noch lernen, wie wir ihn ins Leere laufen lassen, dann ist es für unsere Zukunft einen Erlösung und heilsam. Gesundheitlich gesehen ist es wie wenn Du lernst, wie Du ein Krebsleiden umgehen kannst. Anni-Marie zieht hier unten den Vergleich mit dem Löwen und dem Reh … Weisst Du wie gut, wenn ein Reh einen Löwen nur schon riecht, und noch besser, wenn es genau weiss wie der tickt und es ihn umgehen oder austricksen kann um nicht gerissen zu werden…
          Wie findet man sein Ich? Durch Selbstliebe. Wir von Narzissten Geplagten haben ja oft ein Helfersyndrom, wir wissen und erspüren genau, was der andere braucht, aber wir wissen nicht wer wir sind, geschweige denn, was wir brauchen, was mein Ich braucht(e). Schau einmal bei Christian Hemschemeier nach, Selbstliebe-Chip. Irgendwo spricht er über das Innere Kind und die Reise zum Inneren Kind. Vieles von ihm hat mir sehr geholfen. Heute frage ich mich immer: „Was würde ein Mensch in meiner Situation tun, der sich selbst sehr liebt?“ Da kommen Antworten, die früher nicht kamen, weil ich mir auch die Frage nicht gestellt hatte… Wenn man sich selbst erst einmal liebt, dann braucht man die Liebe der anderen gar nicht mehr (so sehr), ist nicht mehr im Mangel. Ich meine das nicht im Sinne des (allgegenwärtigen) Egoismus. Sondern im Sinne: „Liebe den anderen wie Dich selbst“. Wir liebten uns selbst gar nicht, nur den anderen…
          Und so fühle ich mich heute gar nicht einsam, im Gegenteil, ich geniesse es allein zu sein…
          Alles Gute Dir und liebe Grüsse

  7. Nadine sagt:

    Ich lese schon sehr lange hier mit. Dieser Artikel ist mit einer, der mich am meisten berührt hat. Wohl nicht zuletzt, weil es exakt meine Geschichte widerspiegelt. Oft kann man seine Erfahrungen nicht richtig formulieren, das ist hier mit bravur geglückt. Toller Beitrag!

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