Dienstag, Januar 14, 2020

Das-geht-ja-schon-wieder-gut-los-Jahresanfangs-Blogbeitrag: Alle erwähnenswerten Meldungen, die ihr vielleicht verpasst habt

Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr – und danke denjenigen von euch ganz herzlich, die Genderama in den letzten Wochen durch Spenden unterstützt haben. Viele von euch waren sehr großzügig und haben mir darüber hinaus mitgeteilt, wie wichtig mein Blog für sie ist. Ihr scheint mit meiner Arbeit zufrieden zu sein: Darüber freue ich mich sehr!

Der beste Weg, euch zu danken, ist vermutlich, meine Arbeit fortzusetzen, die ihr mit euren Spenden honoriert habt und dabei gleich voll durchzustarten. Auch dieses Jahr war ich während meines Urlaubs nie völlig untätig, sondern habe mir all die Meldungen notiert, die ich für erwähnenswert halte. Hier also wieder die gewohnte Zusammenstellung zu Beginn des Jahres:



1. Wie das evangelische Nachrichtenmagazin "idea" berichtet, wurde Anfang des Jahres ein neuer feministischer Terroranschlag verübt:

Zu dem Anschlag auf eine evangelikal-charismatische Gemeinde in Tübingen hat sich eine "Feministische Autonome Zelle" bekannt. Mehrere Täter hatten am frühen Morgen des 27. Dezember vor dem Konferenzzentrum der "Tübinger Offensiven Stadtmission" (TOS) einen Kleinbus in Brand gesteckt und den Eingangsbereich des Gottesdienstraums mit lila Farbe besprüht. Dabei entstand nach Polizeiangaben ein Sachschaden von etwa 40.000 Euro.

Auf der linken Internetplattform de.indymedia.org schreibt die Gruppe, sie habe sich entschieden, "diese symbolträchtige und für Aktionen angenehm ruhige Zeit zu nutzen, um auf einen überregionalen antifeministischen Akteur, die Tübinger Offensive Stadtmission (TOS), hinzuweisen und diesen mit Farbe und Feuer anzugreifen". In ihr grassierten "koloniale Kontinuität, antifeministische Einstellungen und reaktionäre Grundstimmung".

Wie es in dem Schreiben weiter heißt, war das nicht der erste Anschlag auf eine Einrichtung der TOS. Im Frühjahr 2018 hätten "Feminist_innen" das Leipziger Gemeindehaus angegriffen. Unbekannte hatten am 9. März mit pinker Farbe gefüllte Christbaumkugeln an die Fassade geworfen. Das Bekennerschreiben endet mit den Worten: "Wir würden uns über weitere Aktionen gegen antifeministische Institutionen und Akteure freuen. Denn diese gibt es überall – bildet Banden – macht sie platt!"


Über die Gründung der Terrorgruppe "Feministische Autonome Zelle" hatte Genderama im August 2019 berichtet.

Die Antifa Freiburg meldete schon vor Veröffentlichung des feministischen Bekennerschreibens:

Nach dem Gründungsanschlag auf einen Amazon-Locker in Freiburg am 6. August gab es bundesweit weitere direkte Aktionen der Feministischen Aktionszellen (FAZ). Am 1. Dezember brannte in Hamburg ein Bosch-Fahrzeug. Am 14. Dezember brannte in Berlin eine Vonovia-Karre und am 16. Dezember wurde ein weiterer Amazon-Locker gesmashed. In Tübingen fand nun einen Angriff auf die reaktionäre Tübinger Offensive Stadtmission (TOS) statt, bei der das Foyer des Gemeindezentrums mit lila Farbe eingedeckt und ein Kleinbus der reaktionären ChristInnen niedergebrannt wurden.

Feministische Zellen schlagen zurück – because the night belongs to us ...


Auch der SWR berichtet über das Verbrechen. Demnach

hält die Polizei das auf einer linksextremen Internetplattform aufgetauchte Bekennerschreiben für echt. (...) Allerdings habe man bislang keine Erkenntnisse über die "Feministische Autonome Zelle", so ein Sprecher. Noch sei völlig offen, ob diese Gruppe existiere und was hinter ihr stecke. (...) Feministische Autonome Zellen gebe es im linken Spektrum immer wieder. Bislang sei im Raum Tübingen-Reutlingen keine solche Gruppierung auffällig.


Über einen weiteren Brandanschlag berichtet der "Tagesspiegel":

Das Auto des "B.Z"-Journalisten Gunnar Schupelius, das in der Nacht zu Dienstag in Wilmersdorf komplett ausgebrannt ist, wurde mutmaßlich von Linksextremisten in Brand gesetzt. Das geht aus einem mutmaßlichen Bekennerschreiben hervor, das am Dienstag auf der Internet-Plattform "Indymedia" veröffentlicht wurde. Demnach sei Schupelius zum Ziel geworden, da er "als Stichwortgeber von Rassist*innen, Rechten und von Reaktionären auf allen Feldern" diene, heißt es in dem Schreiben, das eine "Prinzessin Latte" verfasst hat. Der Text endet mit Grüßen an die "Feministischen Autonomen Zellen".


2014 wurde schon einmal ein Auto von Schupelius in Brand gesetzt. Nach dem aktuellen Anschlag hatte die Terrorgruppe auch seine Privatadresse veröffentlicht und darauf hingewiesen, dass er "dort im Erdgeschoss mit seinen Kindern" wohnt.

Mehrere Väterrechtler sind mit einigen Beiträgen aus Schupelius Feder übrigens auch unglücklich – aber sie fackeln deswegen nicht seine Autos ab. Obwohl Männerrechtler von links bis rechts gewaltfrei auftreten, gilt in unseren Leitmedien immer noch die Maxime "Feministinnen harmlos und gut, Männerrechtler gefährlich und schlecht".



2. Dieser Tage bin ich auf einen Artikel mit der Überschrift "Wie Betroffene mit Hass im Netz umgehen" gestoßen. Reizvoll wäre auch mal ein Artikel darüber, wie Betroffene mit dem Hass umgehen, der ihnen aus den traditionellen Medien entgegen schlägt. Im "Neuen Deutschland" etwa, dem früheren SED-Zentralorgan in der DDR, dämonisiert Veronika Kracher Menschen, die sich für Jungen und Männer engagieren. Schon ein kleiner Auszug zeigt, wie eifrig Kracher hier ein Feindbild konstruiert und dabei das Terrain jeder zivilen Sachdebatte weit hinter sich zurück lässt:

Eigentlich könnten Männerrechtler einer fast schon leidtun. Den ganzen Tag sitzen sie, darauf lässt zumindest ihr Online-Verhalten schließen, vor dem Rechner, schreiben stilistisch unterirdische Texte gegen böse Feministinnen und den, natürlich dem Feminismus geschuldeten, Verfall der Gesellschaft - und fertigen sehr schlechte Memes an. (...) Diese Männerrechtler organisieren Kongresse und Demonstrationen gegen Abtreibung, Feminismus und Frauenrechte, sind bestens mit Neonazis vernetzt, bedrohen Feministinnen online und belästigen Frauen als Pick-up-Artists auf der Straße. Stellenweise geht der reale Frauenhass online radikalisierter Männer so weit, dass sie, wie die sogenannten Incels (aus dem Englischen für involuntary celibate - unfreiwillig enthaltsam), aktiv frauenfeindliche Attentate begehen, wie in Toronto 2018.


Na, jetzt kriegen Sie sich mal wieder ein, liebe Frau Kracher, bevor Ihre Phantasien vollends mit Ihnen durchgehen. In eine Tüte atmen soll helfen.

Wenn Sie mit Ihrem Text Männeraktivisten nur ein bisschen tgrollen möchten, verstehe ich allerdings nicht, warum Sie auf halber Strecke stehen bleiben. Warum schreiben Sie zum Beispiel statt "sind bestens mit Neonazis vernetzt" nicht gleich "bauen längst heimlich die nächsten Konzentrationslager"? Wenn das "Neue Deutschland" den einen Quatsch abdruckt, dann glauben die Ihnen garantiert auch den anderen. Wobei mir allerdings auffällt: Ausgerechnet die Leute, die so schreiben wie Sie, empören sich sonst gerne als erste, wenn jemand auf derselben Ebene kontert und Feministinnen als "Feminazis" beschimpft.

Ansonsten: Dass sich unter den verhassten Männerrechtlern nicht einmal im Ansatz so viele Gewalttäter finden wie unter Feministinnen – das macht einige von euch ganz schön fertig, hm? Maskulistische Terrorgrupen gibt es nun mal nicht. Was sagt es also über euch aus, dass ihr lieber Splitter im Auge eures Gegenübers halluziniert, als endlich den Balken in eurem eigenen zu entfernen?



3. Männerrechtler werden von manchen Eiferern vor allem deshalb als Ausgeburt der Hölle phantasiert, weil sie sozusagen eine Potenzierung von Männern an sich darstellen, die derzeit als Verkörperung allen Übels dieser Welt dargestellt werden. Blättern wir vom "Neuen Deutschland" weiter zur "Zeit", die bei einem Blick auf die Entwicklung der Männer im letzten Jahrzehnt zu folgendem Urteil gelangt:

Man konnte eine historische Rückwärtsorientierung von Männern beobachten und auch eine flächendeckende Verwahrlosung, sowohl in ästhetischer Hinsicht wie auch in Bezug auf ihre Manieren und Umgangsformen. (...) Selbst die Nazis sahen ja früher besser aus.


Einmal mehr fragt man sich: Was für einen Bekannten- und Kollegenkreis haben diese Journalisten, um offenbar ständig mit solchen „verwahrlosten“ Typen in Kontakt zu kommen? Laufen in der "Zeit"-Redaktion wirklich nur die letzten Penner rum?

Könnte sein, denn wenige Wochen später stöhnt es in der "Zeit" schon wieder:

Wo man hinsieht, machen Männer Probleme. Anderen, aber auch sich selbst. Sind sie noch zu retten?


Der komplette Beitrag steht nur für Abonnenten lesbar online. Aber warum sollte ich ein Blatt abonnieren, das inzwischen zwanghaft immer wieder mit sexistischen Platitüden um sich schlägt?



4. Das Magazin "Bento", das beim Thema "Männer" sonst auch gern in die Klischeeschublade greift, erörtert, warum Frauen in der rechten Szene oft unsichtbar bleiben.



5. Trotz aller unterirdischen Beschimpfungen und Anfeindungen dringen die Argumente der Männerrechtler immer weiter in die Debatte vor. Werden Männer benachteiligt? fragt so der Bayrische Rundfunk zum Thema Sorgerecht. Dazu passt ein Artikel der "Welt", der auf denselben Statistiken des Bayrischen Justizministeriums beruht:

Im Jahr 2018 übertrugen bayerische Amtsrichter das Sorgerecht in Scheidungsverfahren in 215 Fällen auf die Mutter, in 28 Fällen auf beide Eltern gemeinsam und nur in 20 Fällen auf den Vater. (...) Dabei sei die Mutter nicht automatisch der bessere Elternteil, betont Heinz Kindler, Leiter der Fachgruppe "Familienhilfe und Kinderschutz" am Deutschen Jugend-Institut (DJI) in München. "Grundsätzliche Kompetenzunterschiede im Gruppenvergleich Mütter - Väter lassen sich ziemlich sicher ausschließen, das wurde mehrfach untersucht."




6. Tödlich endete ein solcher Konflikt für einen Schweizer Vater:

Nach einem erbitterten Sorgerechtsstreit nahm sich Urs S. im Untersuchungsgefängnis Zofingen das Leben. Der bekannte Unternehmer sah vermutlich keinen anderen Ausweg mehr. Jetzt gibt es aber Kritik am Vorgehen der Behörden.


Hier erfährt man mehr.



7. Ein US-Amerikaner nahm sich das Leben, nachdem das College, an dem er beschäftigt war, ihn nicht öffentlich zu Vorwürfen sexueller Übergriffigkeit Stellung nehmen ließ.



8. Der Professor für Erziehungswissenschaft Ahmet Toprak hat beobachtet, dass muslimische Eltern ihre Töchter ganz anders erziehen als ihre Söhne: "Den Mädchen vermittelten Eltern die charakterlichen Grundlagen für eine Bildungskarriere – die Jungen erzögen sie hingegen oft zu schwer integrierbaren Bildungsverweigerern." Im verlinkten Artikel heißt es weiter:

Immer wieder bekommt Toprak zu hören, muslimische Jungen hätten keinen Respekt gegenüber Lehrerinnen. Das machohafte Verhalten sei aber nur Fassade, um die eigene Überforderung zu verbergen, sagt er und rät weiblichen Lehrkräften, bei Problemen mit muslimischen Jungen auf keinen Fall einen Mann hinzuzuziehen. So werde nur ein Weltbild gestützt, in dem Frauen schwach und Männer stark seien. Toprak warnt Lehrer davor, sich vom Machogehabe junger Muslime einschüchtern zu lassen. Seiner Erfahrung nach reicht es, ihnen ein paar Mal sachlich und ruhig zu widersprechen. "Dann treten sie schon ganz anders auf." Toprak ist sich sicher: Der Staat und die Bildungseinrichtungen müssen die Erziehungsdefizite ausgleichen.

Das eigentliche Problem von verhaltensauffälligen Kindern sind meistens die Eltern, und bei muslimischen Jungen trifft das wohl vor allem auf die Mütter zu. Laut Toprak übernehmen sie die Erziehung, der Vater spielt oft nur eine Nebenrolle. Toprak beschreibt schlecht integrierte Buben aus muslimischen Familien als verhätschelte Kinder, die aggressiv auftreten und sich wenig um Regeln und Gesetze scheren. Den Grund dafür sieht er in den enormen Erwartungen an die Söhne: Sie sollen heiraten, eine Familie finanzieren, sie vor aller Unbill schützen und später die Alterssicherung der Eltern übernehmen. Die Jungen haben es schwer, und die Mütter wollen sie entlasten. Sie müssen daher nicht im Haushalt helfen und dürfen über die Stränge schlagen.

(...) Topraks Äusserungen haben ihm immer wieder Kritik eingebracht: "Die Leute denken, ich wäre rechts, weil ich Migranten kritisiere. Ich bin aber links." Hass-Mails bekommt er von deutschen Rechtsradikalen, aber auch von Türken, die ihn als Nestbeschmutzer sehen. (...) In seinen Büchern und in Interviews thematisiert Toprak die Defizite der Zuwanderer, sobald das Gespräch aber auf die politische Lage kommt, nimmt er sich die Deutschen vor: "Ich vertraue hier 30 Prozent der Bevölkerung nicht, weil sie Rechtsextreme wählen oder deren Positionen gutheissen."




9. Die katholische Kirche habe im Missbrauchskandal auf Zeit gespielt, urteilt der Deutschlandfunk.



10. Rassistische Diskriminierung ist zu einem größeren Ausmaß für die hohe Selbstmordrate schwarzer Männer in den USA verantwortlich, als man zuvor glaubte. Die Selbstmordrate ist bei Teenagern in dieser Gruppe zwischen 2001 und 2017 um volle 60 Prozent in die Höhe geschnellt.



11. Gunnar Kunz wirft einen Blick zurück auf Medien, Zensur und Manipulation 2019 . Dabei geht es nicht nur, aber auch ums Geschlechterthema, wo die Manipulation oft besonders massiv stattfindet. Ein Beispiel:

Eine UN-Studie, die von 464.000 Menschen spricht, die 2017 weltweit Opfer von Tötungsdelikten wurden, darunter zu über 80 Prozent Männer, bereitet der Deutschlandfunk so auf: "Mehr als 87.000 Frauen und Mädchen Opfer von Mord und Totschlag".


(Es war allerdings nicht nur der Deutschlandfunk, der so gearbeitet hat, sondern etwa auch der MDR, der WDR, die Tagesschau und etliche weitere Medien.)



12. Es gibt die ersten Leserrezensionen zu meinem "Lexikon feministischer Irrtümer". (Sowohl dieses Lexikon als auch "Feindbild weiße Männer" enthalten inzwischen auch die bislang vermissten Seitenzahlen, nachdem mir mehrere Leser mitteilten, dass sie aus diesen Büchern gerne zitieren möchten.) In einer dieser Rezensionen beispielsweise heißt es:

Der Autor Arne Hoffmann ist für die deutsche Männerrechtlerbewegung das, was in den 1970er Jahren Alice Schwarzer für den Feminismus war. Als regelmäßiger Leser seines Blogs Genderama war ich also auf sein Lexikon der feministischen Irrtümer gespannt. Wie immer in seinen Büchern belegt er seine Ausführungen mit Quellen, in diesem Fall bestehen von den 256 Buchseiten 44 Seiten aus Fußnoten, insgesamt 997.

In seinem ersten Kapitel beschäftigt sich der Verfasser mit der Wissenschaftsfeindlichkeit, insbesondere an den amerikanischen, zunehmend aber auch an den deutschen Hochschulen. Er zeigt auf, dass Gender-Ideologen und Feministinnen zunehmend Einfluss gewinnen - teilweise unterstützt von der Politik und von den Leitmedien. Das geht dann laut Hoffmann so weit, dass Verlage sich nicht (mehr) trauen, feminismuskritische Bücher zu veröffentlichen. Er plädiert gegen ein Lagerdenken, Feministinnen und Männerrechtler sollten - soweit sie offen seien - an einem Strick ziehen.

(...) Die Lektüre der Stichwörter des Lexikons zeigt auf, wie viele Glaubenssätze es inzwischen gibt, die als Tatsachen fest im öffentlichen Bewusstsein verankert sind, auch bei Nichtfeministen. (...) Immer wieder gelingt es Hoffmann, kritischen und offenen Lesern Denkanstößen und auch Argumentationshilfen zu geben.

Dem Lexikonteil, der den überwiegenden Teil des Buches ausmacht, schließt sich ein Nachwort an. Hier stellt Hoffmann dar, wie es kommt, dass die feministischen Glaubenssätze (etwa die vom allumfassenden Patriarchat) nicht in Frage gestellt werden und warum das feministische Genderlager konsequent nicht nur kritische und fundierte Gegenargumente ignoriert, sondern - wenn es denn überhaupt reagiert - dann lediglich die Betreffenden persönlich angreift. Mit vielen Einzelbeispielen belegt, zeigt Hoffmann die eklatante pro-feministische Einseitigkeit der Leitmedien auf, auch der öffentlichrechtlichen Sender.

Hoffmann erklärt ausdrücklich, dass er Männerrechtler ist und kein Antifeminist. Das ergibt sich auch aus dem Inhalt seines Buch. Er ist kein Vertreter von Lagerdenken und von geschlechterpolitischen Grabenkämpfen. Daher fände ich es es wünschenswert, wenn sein Buch weitere Verbreitung fände - über den Kreis der engagierten Graswurzelbewegung der Männerrechtler hinaus.


In der Tat bleibt das immer verbissenere Lagerdenken ein Problem. So berichtet mir ein Leser meines Buches, dass er, nachdem er daraus in der Kommentarspalte unter einem "Zeit"-Artikel zitierte, nicht nur dieser Kommentar gelöscht wurde ("Entfernt. Bitte verzichten Sie auf die Verbreitung antifeministischer und unseriöser Quellen. Danke."), sondern auch das Profil dieses Lesers von der „Zeit“ augenblicklich gesperrt wurde.

Man muss sich das mal vor Augen führen: Acht Prozent unserer Bevölkerung sind Feministen. Analysen, die Behauptungen aus diesem Lager hinterfragen, dürfen von "Zeit"-Lesern nicht genannt werden. Mit den abweichenden Fakten und Argumente kann man nur umgehen, indem man sie aus der Debatte heraus löscht. Das geschieht von demselben Lager, das sich beklagt, Einwände gegen die Genderwissenschaften seien unzulässig, weil sie die "Wissenschaftsfreiheit" bedrohten.



13. Die Post. Eine meiner Leserinnen hat mir zwei Mails geschickt, die ich hier zu einem Text zusammenfüge und verdichte:

Seit vielen Jahren lese ich Ihren Blog und bin sehr dankbar für die Informationen die ich dort erhalte. Was ich mich schon länger als alkoholkranke trockene Frau frage, die hervorragend von Frauenperspektiven in Hamburg unterstützt wird, ist, warum es solche Einrichtungen nicht auch für Männer gibt. In den meisten Suchtberatungen arbeiten überwiegend Frauen, was ich nicht unbedingt für förderlich halte. Den spezifischen Anforderungen von Männern wir das kaum gerecht. Gibt es überhaupt in Deutschland reine Männersuchtberatungen? Ich kann nur bedingt verstehen, warum sich die Männerbewegung hier nicht stark macht.

Ich erlebe nämlich, wie gut es tut, dass bei meiner Suchtberatungsstelle die spezifischen weiblichen Sozialisationsbedingungen mit einbezogen werden. Männer stehen doch ebenfalls unter einem ungeheuren gesellschaftlichen und sozialen Druck, welcher zur Sucht führen kann. Gerade das Thema Angst und Versagen ist von immenser Bedeutung. Insbesondere in Hinblick auf gesellschaftliche Erwartungen bezüglich seinen Mann stehen, Hauptverdiener sein zu müssen und nicht "jammern" zu dürfen. In gemischten therapeutischen Settings (so habe ich es im qualifizierten stationären Entzug und in Rehagruppen erlebt) wird darauf deutlich weniger bis gar nicht darauf geachtet und offensiv thematisiert. Uns Frauen wird ja Angst und Überforderung wegen Doppel- und Dreifachbelastung ( Ehefrau, Mutter, Erwerbstätigkeit) zugestanden und positiv konnotiert.

Es ist ein Trauerspiel für viele Männer, so meine Erfahrung. Selbst die vermittelten Entspannungstechniken (Traumreisen etwa ) führen oft nur an weiße Strände mit Vogelgezwitscher, blauen Himmeln und exotischen Blumen.

Ich wäre bereit, eventuelle Initiativen mit Rat und Tat auch zu unterstützen.

Herzlichen Dank und solidarische Grüße von einer "alten Emanze", die mal "für die Freiheit der Lebensentwürfe" kämpfte und dem Feminismus der zweiten und dritten Welle fassungslos gegenüber steht.


Weiß jemand von euch, ob es hierzulande eine Männersuchtberatung gibt?

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