Wie sicher ist die Davos-Wanderung für Greta?

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WEF-TeilnahmeWie sicher ist die Davos-Wanderung für Greta?

Greta Thunberg wird nächste Woche am World Economic Forum (WEF) teilnehmen. Zuvor organisieren Klimaschützer eine Winterwanderung nach Davos. Greta könnte mitlaufen.

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Am Mittag des 19. Januars treffen sich Klimastreikende, Parteien und Gewerkschaften in Landquart GR zu einer grossen Kundgebung mit anschliessender Winterwanderung nach Davos. Die Strecke von rund 50 Kilometern will das Bündnis mit dem Namen «Strike WEF» in drei Tagen zurücklegen. Die Organisatoren haben Greta Thunberg eingeladen – sie soll die Wanderung begleiten. «Wir stehen mit ihr in Kontakt. Bisher haben wir aber noch keine definitive Zusage», sagt Payal Parekh, Mediensprecherin von «Strike WEF».

Bedenken, dass der 17-jährigen Klimaschützerin, der in den sozialen Netzwerken viel Hass und viele Drohungen entgegenschlagen, bei einer Teilnahme an der Wanderung etwas passieren könnte, hatte Nicolas Zogg, Generalsekretär Verda - Grüne Graubünden, zunächst keine. «Wir haben ein Sicherheitskonzept. Sanitäter und Peacekeeper laufen mit und auch die Behörden sind informiert», sagte er. Ziel sei es, am Dienstag dem 21.01. am Nachmittag in Davos anzukommen. Bei der Wanderung werden neben Greta noch mehrere hundert andere Aktivisten erwartet.

Sit-in wegen Verletzungsgefahr abgesagt

In der Vergangenheit brauchte Greta allerdings schon Bodyguards – auch wegen ihrer Fans. Als sie Anfang Dezember mit dem Zug an der Klimakonferenz in Madrid ankam, waren diese so aus dem Häuschen, dass sich der Andrang in Chaos verwandelte. Bei einer Demonstration konnte Greta aus Sicherheitsgründen nicht richtig mitlaufen, wie Taz.de berichtete. Auch ein Sit-in musste abgebrochen werden – die UN-Behörden befürchteten Verletzte.

Für André Heller, Sicherheitsexperte und Inhaber des TTI Sicherheitsdienstes ist die die 17-Jährige exponiert. «Die einen hassen sie, die anderen lieben sie», so Heller. Gerade deshalb erachtet der Sicherheitsexperte das Konzept der Gruppierung als «unzureichend».

Experte rät Greta von Wanderung ab

«Es braucht zwingend Sicherheitspersonal. Gegner können diese Wanderung stören und dann kann die Situation schnell eskalieren», so Heller. Zudem betont er, dass Peacemaker nicht die gleiche Ausbildung und Erfahrung wie professionelle Sicherheitsdienstler hätten, und fügt an: «Unter diesen Umständen sollte Greta nicht mitlaufen.»

Ob Greta am WEF selbst speziellen Schutz brauche, sei schwierig zu beurteilen: Generell seien die Sicherheitsstandards in Davos enorm hoch. «Bei so einem Event spielt natürlich immer die Gefahr von Terrorismus eine Rolle. Es kommen hohe Personen aus vielen verschiedenen Ländern», so Heller. «Der Sicherheitschef trägt eine enorme Verantwortung. Nicht nur gegenüber den Gästen, sondern auch gegenüber dem Personal und den Zuschauern».

Mit diesen Aussagen konfrontiert, wollen die Klimastreikenden über die Bücher gehen. Mediensprecherin Parekh sagt: «Sollte Greta sich tatsächlich unserer Wanderung anschliessen, werden wir mit ihrem Team einen geeigneten Sicherheitsplan erstellen.»

Steht der Event auf der Kippe?

Noch ist unklar, ob die Wanderung überhaupt stattfinden kann. Der Bündner Regierungsrat Marcus Caduff (CVP) sagt zum «SonntagsBlick»: «Die Wanderung, so wie sie jetzt geplant ist, können wir nicht bewilligen.» Die dritte Etappe der Wanderroute verlaufe nämlich über die einzige Strasse zwischen Klosters und Davos und diese müsse im Notfall für Evakuierungen freigehalten werden.

Das Event absagen will man laut Klimaschützer Zogg aber nicht: «Wir arbeiten bereits an einer Lösung. Entweder schwenken wir auf den Wanderweg um, oder wir nutzen den ÖV um nach Davos zu gelangen.»

Die WEF-Verantwortlichen der Kantonspolizei Graubünden und der Schweizer Armee waren am Sonntag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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