Ab der Formel-1-Saison 2026 sattelt die Königsklasse auf eine neue Motoren-Generation um. Bisher bekundeten vor allem die beiden VW-Marken Audi und Porsche Interesse an einem Einstieg und saßen beiden Verhandlungen um das Reglement mit am Tisch. Vor etwas mehr als einer Woche machte sogar das Gerücht die Runde, dass Audi bereits das F1-Team von McLaren gekauft hätte. Dies wurde allerdings umgehend dementiert.

Concession-System im Gespräch

Um den Einstieg für neue Motorlieferanten zu erleichtern, wird immer mal wieder ein sogenanntes Concession-System in die Diskussion gebracht. Das bedeutet, dass erfolglose Hersteller und vor allem Neueinsteiger weniger Beschränkungen erfüllen müssen und somit die Möglichkeit erhalten, schneller zur Konkurrenz aufzuschließen.

Binotto gegen Konzessionen

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto stellt sich klar gegen ein solches System. Seiner Meinung nach würde es die bestehenden Hersteller benachteiligen, da 2026 sowieso alle von Null starten müssen. "Der Umstand, dass man die MGUH entfernt, impliziert dass es für alle ein brandneues Projekt ist. Alle müssen von ganz vorne anfangen. Deshalb haben wir keinen Vorteil", so Binotto.

Ganz im Gegenteil: Laut dem Ferrari-Boss hätten die Neueinsteiger sogar einen Vorteil gegenüber den Alteingesessenen. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich Newcomer beim Beginn ihrer Entwicklung voll darauf fokussieren können, während wir als existierende Hersteller Ressourcen in die derzeit laufenden Tätigkeiten stecken müssen", sagte der Italiener.

Jedoch nennt Binotto eine Ausnahme, an der er sich sehr wohl Erleichterungen vorstellen kann. Nämlich die Prüfstände. "Neueinsteiger müssen damit beginnen, in den Bau von Motorprüfstanden zu investieren. Da ist etwas zusätzlicher Spielraum, vor allem beim Investment-Cap, notwendig", merkt er an. Die Errichtung dieser Infrastruktur ist mit enormen Kosten verbunden, die sich mit dem Cost-Cap, der in den nächsten Jahren auch für Motorenhersteller eingeführt werden soll, kaum vereinen lassen.

Vorbild MotoGP?

In der MotoGP wird ein Concession-System bereits seit Jahren angewandt. Neue und erfolgsarme Hersteller dürfen deutlich mehr testen und haben ein größeres Kontingent an Motoren. Der Erfolg wird dabei über die Podien bei repräsentativen Rennen gemessen. Pro Rennsieg erhält der Hersteller drei Punkte, P2 und P3 sind noch zwei bzw. einen Punkt wert. Sobald sechs dieser Podest-Punkte erreicht wurden, verfallen die Konzessionen. Im Moment verfügt Aprilia als einziges Werk über diesen Vorteil.

Binotto ist der Ansicht, dass in der Formel 1 auch bei neuen Herstellern genügend Know-how vorhanden ist, um den möglichen Performance-Rückstand vor einem Einstieg auszugleichen. Mit Blick auf die derzeit debattierten Neueinsteiger meinte er: "Sie haben sicherlich die Skills, was erneuerbare Treibstoffe angeht, die haben Kenntnisse, was das Elektrische angeht. Ich denke nicht, dass sie andere Kompetenzen vermissen lassen, um es mit den anderen Motorherstellern aufnehmen zu können."