Im Aquarium

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Samstag, 9. November 2019

Der hundertjährige Geschlechterkrieg, Teil 4

Dass derzeit selten Artikel in meinem Blog erscheinen, liegt daran, dass ich rund um die Uhr beschäftigt bin. Zum einen arbeite ich mit Hochdruck an meinem Schwarzbuch Feminismus, das im März erscheinen soll. Zum anderen recherchiere ich seit Monaten wieder zur Weimarer Republik. Was wie immer interessante Aspekte der Geschlechterverhältnisse aufdeckt.


Im Berliner Tageblatt vom 11.7.1930 (Morgenausgabe, Seite 6) können wir beispielsweise lesen, dass Kindesentführungen durch Mütter auch damals schon stattfanden. Nach einem erbitterten Scheidungsstreit, bei dem das Kind dem Vater zugesprochen wurde, gab die Mutter „das Kind nicht heraus, sondern überhäufte das Gericht mit Beschwerden, die alle abgewiesen wurden. Sie ließ jedoch nicht nach, erfand immer neue Gründe und Vorwände zu Interventionen und verstand es, ihren Aufenthaltsort zu verheimlichen. Inzwischen wurde aber der Vater des Kindes fortwährend wegen der Unterhaltskosten für das Kind, die er zu zahlen ablehnte, verfolgt“. Als Mutter und Kind schließlich ausfindig gemacht werden konnten, war das Kind völlig heruntergekommen und hatte seit einem Jahr keine Schule mehr besucht.


Im Berliner Tageblatt vom 15.7.1930 (Abendausgabe, Seite 5) erfahren wir, dass ein Mann wegen angeblicher Vergewaltigung eines damals 14-jährigen Mädchens verurteilt wurde, obwohl ein Sachverständiger die Glaubwürdigkeit der inzwischen 16-jährigen in Zweifel zog. Im Berufungsverfahren stellte sich heraus, „dass das Mädchen noch andere Personen [die ihre Unschuld glücklicherweise nachweisen konnten] beschuldigt hatte, sich an ihm vergangen zu haben, und dass es sogar den Angeklagten mit der Begründung zu Hilfe gerufen habe, dieser solle seinem Arbeitgeber, der sich ihm unsittlich genähert habe, eine Tracht Prügel geben“. Der Angeklagte wurde schließlich freigesprochen, obwohl der Staatsanwalt „die Aufrechterhaltung des auf eineinhalb Jahre Gefängnis lautenden Urteils forderte“.


Wie man sieht: Nichts Neues unter der Sonne.



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Gunnar