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Vortrag: Die Amerikaner halten die *Indianer für Cananiter

Alexander Lasch

Die Amerikaner halten die *Indianer für Cananiter […], die schlechterdings ausgerottet werden müssten.
Diskursakteursrollen in mehrsprachigen Quellen der Nordamerikamission im ausgehenden 18. Jahrhundert

Abstract

1782 ereignete sich in den Wirren der Freiheitsbemühungen europäischer Kolonist:innen gegen die alten Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich am Ende des Unabhängigkeitskriegs das (zweite) so genannte Gnadenhütten-Massaker – Ziel waren Angehörige der Native Americans im heutigen Pennsylvania. Das Titelzitat, aus der Hand Georg Heinrich Loskiels (1789, 716), ist Ausweis der eigenen Diskursposition und gibt die (vermeintliche) Motivationslage dieser aus Europa kommenden weißen Leute oder Amerikaner an. In der englischen Übersetzung Loskiels, die Christian Ignatius Latrobe 1794 besorgte, wird diese noch drastischer skizziert:

The humans behavior oft the [british] Governor at Pittsburg greatly incensed those people, who, according to the account given the forther Part of this History, represented the *Indians as Canaanites, who without mercy ought to be destroyed from the face oft he earth, and considered America as the land of promise given tot he Christians. (Buch 3, 175f.)

Invektive Sprachmuster lassen sich in solchen (Meta-)Narrationen aus Missionskontexten als Perspektivierungen von Diskurspositionen aus verstehen. Wohl diskriminieren in obigen Beispielen die Amerikaner die Native Americans, aber auch Loskiel und Latrobe nehmen aus gesicherter ideologischer Position abwertende Handlungen vor. Wechselseitige Abwertungen konturieren also das diskursive Feld und machen, ohne missionshistorische, missionarslinguistische, oder missionstheologische Kontexte überbetonen zu müssen, die gesellschaftlichen Konfliktlinien im Nordamerika des ausgehenden 18. Jahrhunderts an einer exemplarischen Auseinandersetzung deutlich. Im Vortrag werde ich mich primär mit den Zuweisungen und Charakterisierungen der weißen Leute, der Amerikaner, auseinandersetzen. In einer diskurslinguistischen Analyse wird herausgearbeitet, welche Diskurspositionen und Diskursakteursrollen im deutschen und englischen Text konturiert werden und wie sich die durch Europäer:innen getragene Mission zu europäischen Kolonist:innen (sprachlich)
verhält.

* Diskrimierende Begriffe werden zur kritischen Distanzierung mit Asterisk (das schließt auch Zitate und Buchtitel ein) markiert.

Georg Heinrich Loskiel. 1789. Geschichte der Mission der evangelischen Brüder unter den *Indianern in Nordamerika.

Christian Ignatius Latrobe. 1794. History of the Moravian Mission among the North American *Indians (Direktübersetzung Loskiel 1789)

Präsentation

 

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