Dienstag, Dezember 03, 2019

Anthropologin: Treue für Frauen schwieriger als für Männer – News vom 3. Dezember 2019

1. Für einen Artikel, der im Volltext leider nur für Mitglieder zu lesen ist, haben die Krautreporter die Anthropologin Wednesday Martin zu ihrem aktuellen Buch interviewt. Ein Auszug:

Wednesday Martin: Wir haben uns lange erzählt, Frauen würden fremdgehen, nur weil etwas in ihrer Ehe oder Partnerschaft nicht stimmt. Manchmal ist das so – aber nicht immer. Was wir aus den neuen Daten ablesen können: Frauen beginnen früher als Männer, sich in langen Beziehungen sexuell zu langweilen, nämlich zwischen dem ersten und dem vierten Jahr. Egal, ob sie in einer glücklichen Beziehung leben oder nicht.

Krautreporter: Und bei Männern ist das anders?

Wednesday Martin: Männer begehren ihre Partnerin länger. Bislang dachten wir, das würde einfach bedeuten, Frauen mögen Sex weniger gern als Männer. Aber wenn man Frauen fragt: "Wie wäre es, wenn Sie mit einem fremden Mann und nicht ihrem Partner Sex haben könnten?", dann sagen sie: "Oh wirklich? Warten Sie, ich bin sehr interessiert!" Heute wissen wir: Monogam zu leben ist für Frauen mindestens so hart wie für Männer. Und ich persönlich glaube, genauso wie viele Sexualwissenschaftler und Biologen, dass es für sie sogar noch schwieriger ist.




2. Facebook verbietet Fotos von Männern, die sich küssen.



3. Für die Neue Zürcher Zeitung hat Judith Basad den Männerforscher Klaus Theweleit interviewt. Der glaubt: "Männer tragen eine 12 000 Jahre alte Gewaltgeschichte im Körper, die in unseren Gesellschaften gepflegt und gefördert wird".



4. Im liberalen Magazin "Schweizer Monat" hat der Strafrechtler und Publizist Professor Tonio Walter den Artikel "Von der Wertlosigkeit der Männer" veröffentlicht. Der Beitrag steht bis heute Vormittag 11:31 Uhr kostenfrei online. Er erörtert, wie stark männliche Opfer in unserer Gesellschaft vernachlässigt werden, und gelangt zu dem Fazit:

Nicht erklären kann unsere Geringschätzung männlicher Leben, Körper und Gefühle offensichtlich der evolutionsbiologische Hinweis auf die Entbehrlichkeit der Männer. Ein Sozialdarwinist mag so denken, ein Humanist nicht. Ein Humanist hat jeden Menschen ohne Rücksicht auf das Geschlecht zu betrachten, wertzuschätzen und ihm, soweit möglich, auf seinem Lebensweg zu helfen. Zugunsten von Frauen dürfte das bereits eine verbreitete Überzeugung sein – gut so. Es wird Zeit, sie auf alle Menschen, sogar auf Männer, zu erstrecken.


Auf Facebook bedauert Tonio Walter, der in Regensburg lebt und als Richter am Bayerischen Obersten Landesgericht tätig ist, ein solcher Text sei "in Deutschland nicht zu veröffentlichen infolge Meinungsgleichschaltung und Faktenblindheit der Leitmedien zu Themen wie diesem. Was für DDR-Bürger das Westfernsehen war, sind für aufgeklärte Deutsche heute NZZ und Schweizer Monat."



5. Apropos Regensburg: Auch dort fanden am Wochenende Klimaproteste statt. Kernbotschaft offenbar: "Gegen die alten weißen Männer". Geht die Bekämpfung des Klimawandels wirklich schneller, wenn man die Gesellschaft vorher nach Alter, Hautfarbe und Geschlecht in Gut und Böse spaltet? Haben junge schwarze Frauen für das Klimaproblem tatsächlich Lösungen anzubieten, die funktionieren und auf die alte weiße Männer nicht gekommen waren?



6. Der Youtube-Kanal Jubilee, der öfter Gespräche organisiert, bei denen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen aufeinander treffen, hat aktuell ein über 20 Minuten langes Streitgespräch von Männerrechtlern mit Feministinnen online gestellt.

In der Kommentarspalte unter dem Video wird auch Kritik daran geäußert. Häufigster Kritikpunkt: Gegen drei Feministinnen argumentierten zwei Männerrechtler und ein junger Mann namens Derrick, der sich einfach mit Frauen schwer tut. Zweithäufigster Kritikpunkt: Warum wurden die weltanschaulichen Fraktionen nach Geschlechtern aufgeteilt, statt eine Männerrechtlerin und einen Feministen dazu zu nehmen?

Dem unbenommen: In den deutschen Leitmedien wäre selbst ein solches Gespräch auf Augenhöhe unvorstellbar: weder als verschriftlicher Artikel noch als konstruktiver TV-Talk Die journalistische Zukunft findet inzwischen im Internet statt, das die Leitmedien vor allem als Quelle des Hasses präsentieren.

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