Der Schauspieler und Regisseur Michael Gwisdek ist im Alter von 78 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben, wie seine Familie nach Angaben der Agentur Just Publicity mitteilte. Zu seinen bekanntesten Filmen gehören Good Bye, Lenin!, Boxhagener Platz, Nachtgestalten und Oh Boy. Auch im Fernsehen war er oft zu sehen: ob im Tatort, bei Bella Block oder in den Donna-Leon-Verfilmungen.

In seinen Rollen zeigte er sich als Komödiant, Melancholiker und Exzentriker, wie die Defa-Stiftung zu ihm schrieb. Gwisdek arbeitete auch als Regisseur – sein Regiedebüt gab er 1988 mit Treffen in Travers. Weitere Regiearbeiten waren Abschied von Agnes und Das Mambospiel. 2003 gehörte Gwisdek zudem zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie, die den Deutschen Filmpreis verleiht.

Der 1942 geborene Gastwirtssohn aus Berlin-Weißensee lernte das Schauspielhandwerk an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch – wie viele prominente Kollegen. Gwisdek spielte in den Sechziger- und Siebzigerjahren an verschiedenen Theatern in der DDR. Zunächst arbeitete er ab Ende der Sechziger mehrere Jahre an einem Theater in Chemnitz, bevor er 1973 ins Ensemble der Ostberliner Volksbühne kam. Zehn Jahre später wechselte Gwisdek ans Deutsche Theater und wurde in den Achtzigerjahren auch in der Bundesrepublik bekannt.

Nach dem Fall der Mauer erfüllte sich sein Traum, über den roten Berlinale-Teppich zu gehen. 1999 erhielt Gwisdek einen Silbernen Bären als Bester Hauptdarsteller in Andreas Dresens Nachtgestalten. Seine Trophäen-Ausbeute war groß und reicht vom Deutschen Filmpreis über den Deutschen Fernsehpreis bis zum Grimme-Preis.

Privat waren Michael Gwisdek und die Schauspielerin Corinna Harfouch viele Jahre ein Paar. Sein Sohn Robert wurde ebenfalls Schauspieler, sein anderer Sohn Johannes Komponist. Später lebte Gwisdek mit seiner Frau, der Drehbuchautorin und Schriftstellerin Gabriela Gwisdek, auf dem Land außerhalb von Berlin.