Donnerstag, Januar 30, 2020

SWR-Doku: "Arne Hoffmann ist der Teufel" – News vom 30. Januar 2020

1. Das Sendemanuskript der für kommenden Sonntag angekündigten Dokumentation der Feministin Mithu Sanyal über Männerrechtler, die vom SWR gesendet werden wird, steht jetzt bereits im Volltext online. Über den Kontakt zu mir selbst wird Mithu Sanyal berichten:

Ich muss tatsächlich sagen, als ich Leuten gesagt hab: Ach, ich möchte gerne mit Arne Hoffmann ein Interview machen, dass sie die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben, also wirklich: "Arne Hoffmann ist der Teufel.“ Für den Teufel ist Arne Hoffmann ausgesprochen höflich und deutlich weniger charismatisch, als ich erwartet hätte.


Frauen versprechen sich einfach zu viel von mir. Dieser Erwartungsdruck macht mich irgendwann noch mal fertig. Ständig bekommt man Dinge zu hören wie: "Ich hatte auf ein BISSCHEN mehr Schwefel und Höllenfeuer gehofft, mein Herr."

Ernsthafter: Das von einigen befürchtete x-te Hit Piece gegen Männeraktivisten ist Mithus Beitrag nicht geworden. Eher ein weiterer Schritt in die Richtung, dass sich unsere Gesellschaft ganz langsam und ganz allmählich daran gewöhnt, dass auch Männer geschlechterpolitische Anliegen vertreten. Dementsprechend äußern sich die ersten Männerrechtler auf Twitter bereits sehr zufrieden. Mithu Sanyal schreibt im selben Thread zu ihrer Doku:

Ich werde es bestimmt nicht allen Recht machen können und viele Aspekte sind einfach der Länge zum Opfer gefallen. Aber ich habe versucht, ein wirklich faires und freundliches Feature zu machen. Es geht mir um Verstehen und Verstanden werden.


Hoffentlich normalisiert sich der Umgang mit Männerrechtlern also allmählich, nachdem einige wenige Menschen zu Beginn des letzten Jahrzehnts für eine Dämonisierung und eine Eskalation der Konflikte gesorgt haben, die bis heute anhält.

Interessant ist, dass der SWR insgesamt an dieser Dämonisierung festhält. So ist auf der SWR-Website zu Mithus Dokumentation ein entsprechend bösartiger Beitrag von Nina Bust-Bartels aus dem Jahr 2015 verlinkt, den der Blogger und Gymnasiallehrer Lucas Schoppe hier analysiert hatte:

Schon der Beginn dieser Hörfunksendung, die bei SWR2 mehrfach ausgestrahlt wird, kreiert den Eindruck eines Bürgerkrieges. Offenkundig gewaltbereite Männer würden gegen Feministinnen, ja gegen alle Frauen entschlossen in die Schlacht ziehen, um die Fortschritte der letzten Jahrzehnte wieder zunichte zu machen. Dass eine solche ressentimentgeladene, holzschnittartige Freund-Feind-Darstellung von eben dem kriegerischen Ethos bestimmt ist, das sie den politischen Gegnern unterstellt – das kann angesichts der beschworenen Gefahren natürlich keine Rolle spielen.


Ironischerweise hat ausgerechnet diese Hetze für die Männerechtsbewegung mehr erreicht als vieles andere, weil sie den Anstoß dafür lieferte, dieses Blog hier auf Spendenbasis zu stellen und damit dauerhaft zu etablieren.

(Kleine Korrektur zu Mithu Sanyals Dokumentation: Meinem Vater geht es gesundheitlich gut. Keine Ahnung, wie dieses Missverständnis entstanden ist.)



2. Am 20. bis 22. März 2020 veranstaltet die Evangelische Akademie Tutzing die Tagung Familienpolitik als Verfassungsauftrag:

Das Grundgesetz stellt die Familie unter besonderen Schutz. Bei den Bürgern – vor allem auch bei jungen Menschen – genießt die Familie hohe Wertschätzung, wie Umfragen immer wieder belegen. Aber was bedeutet Familie heute in der Wirklichkeit? Innerhalb weniger Jahrzehnte haben sich die Familienverhältnisse in Deutschland und auch der Begriff Familie tiefgreifend verändert. Neben die klassische Ehe und Kleinfamilie ist eine Vielfalt an Lebensmodellen getreten: Mehr als ein Drittel der Kinder in Deutschland werden außerhalb der Ehe geboren, in fast jeder fünften Familie erzieht ein Elternteil alleine und geschätzt jede zehnte Familie ist eine Patchworkfamilie. Nichteheliche Lebensgemeinschaften ebenso wie eingetragene Lebenspartnerschaft en und gleichgeschlechtliche Ehen erfahren – auch im kirchlichen Kontext – zunehmend Gleichstellung. Immer mehr Frauen in Deutschland entscheiden sich gegen Kinder. Ihr Anteil gehört zu den höchsten in Europa.

Was Ökonomen mit steigenden "Opportunitätskosten", dem Ergebnis einer persönlichen Kosten-Nutzen-Analyse, zu erklären versuchen, bedeutet vor allem, dass für viele Menschen Institutionen und Infrastrukturen heute off enbar nicht mehr zu den veränderten Lebens- und Familienverhältnissen passen. Die Familienverhältnisse sind in ethnischer, kultureller und religiös-weltanschaulicher Sicht pluralistischer geworden – wie die Gesellschaft insgesamt.

Was bedeutet das für die Familienpolitik? Wie kann sie in Zeiten heftiger kultureller, sozialer und kommunikativer Veränderungen noch ihrem Verfassungsauftrag nachkommen? Einzelne Ziele der Familienpolitik sind sowohl in der gesellschaft lichen und politischen Debatte als auch in der Wissenschaft durchaus umstritten. Familienpolitik ist zugleich Bildungs-, Arbeitsmarkt-, Sozial-, Finanz- und Wirtschaft spolitik. Umso wichtiger ist die Verständigung über gemeinsame, tragfähige Perspektiven.

Darum soll es gehen: Um Begriff , Verständnis und Praxis von Familie heute; um die Frage, was moderne Familienpolitik leisten kann und muss – angesichts der vielfältigen Realität von Familie, angesichts von sozialen und kulturellen Ungleichheiten und Ungleichzeitigkeiten, angesichts eines veränderten Selbstverständnisses und Anspruchs auf berufliche Selbstverwirklichung sowie der bleibenden gesellschaftlichen Aufgabe, Kindern Geborgenheit und Zuwendung zu ermöglichen. Es geht um nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.


Zu den Referenten, die auf der Tagung einen Vortrag halten werden, gehören Gerd Riedmeier, Sprecher der "Interessengemeinschaft Jungen, Männer und Väter", der ich auch angehöre, Nicole Bauer, Bundestagsabgeordnete der FDP und Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Franziska Giffey (SPD), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Professor Christian Pfeiffer, ehemaliger Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen und viele andere mehr. (Eine komplette Auflistung ist unter der oben verlinkten Website einzusehen.) Womöglich kommen auch hier einige lager- und gruppenübergreifende Dialoge zustande.



3. Der Informationsdienst "Heute im Bundestag" berichtet unter der Überschrift "Uneinig über Männervereine":

Nach einem Gerichtsurteil, dem zufolge einem Verein, der keine Frauen aufnimmt, die Gemeinnützigkeit und damit die Möglichkeit zur Steuerabsetzung von Spenden und Beiträgen entzogen werden kann, sind im Finanzausschuss die Meinungen über die Konsequenzen deutlich auseinandergegangen. Zur Beratung stand ein Antrag der FDP-Fraktion "Gemeinnützigkeit mitglieder- und geschlechtsunabhängig stärken" (19/16038). Demnach soll es Vereinen überlassen bleiben, wen sie als Mitglied aufnehmen, und dies keinen Einfluss auf die Anerkennung als gemeinnützig haben. Neben den FDP-Abgeordneten stimmte auch die AfD-Fraktion für diesen Antrag, Linke und Grüne enthielten sich. Mit der Stimmenmehrheit der Koalitionsfraktionen empfahl der Ausschuss dem Bundestag, den Antrag abzulehnen.




4. Die Einführung eines Frauennachttaxis in Ludwigshafen nach dem Mannheimer Modell wird von allen Fraktionen der Stadt befürwortet. Nur wegen der Finanznot Ludwighafens wird es bis zu seiner Einrichtung noch ein wenig dauern: Die Verwaltung rechnet Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD) zufolge mit einem Betrag von 100 000 Euro.

Die bei weitem meisten Gewaltopfer im öffentlichen Raum sind nach wie vor männlich.



5.
Der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger erlebte als Junge im Kloster Zwettl sexuelle Gewalt. In seinem Buch "Mein Fall" erzählt er davon.


Die "taz" berichtet.



6. Die US-amerikanische Elite-Universität Harvard hat einen beliebten Einführungskurs über die Kunst von der Renaissance bis zur Gegenwart gestrichen, weil darin zu viele weiße Männer vorkommen. Ein neuer Kurs soll "die Kunst in Bezug auf Fragen von Geschlecht, Klasse und Rasse betrachten und ihre Auseinandersetzung mit dem westlichen Kapitalismus diskutieren", so heißt es im neuen Lehrplan. Auch die Beziehung der Kunst zum Klimawandel werde ein Schlüsselthema sein.

Nicht alle Studenten sind glücklich mit dieser Änderung. ""Wenn Sie diesen einen, allumfassenden Kurs abschaffen, dann müssen die Studenten, um den westlichen Kunstkanon zu verstehen, mehrere Kunstgeschichtskurse belegen", erklärt einer von ihnen. "Was für das Hauptfach Kunstgeschichte gut und schön ist, aber für den Rest von uns ist es scheiße."

Im oben verlinkten liberalen Magazin "Reason" kommentiert Robert Soave diese Entwicklung ebenfalls kritisch:

In den letzten Jahren rebellieren immer häufiger Grüppchen von Studenten gegen die Lehrpläne der freien Künste, die ihrer Meinung nach zu sehr auf westliche Künstler, Autoren und Denker ausgerichtet sind. Studenten am Reed College haben zum Beispiel erfolgreich Druck auf Pädagogen ausgeübt, um einen einführenden geisteswissenschaftlichen Kurs aufzulösen. In diesem Fall forderten die Aktivisten, dass alle europäischen Texte entfernt und durch außereuropäische Bücher ersetzt werden sollten, als eine Form der Reparation "für die Geschichte der Geisteswissenschaften 110, die die Geschichte der farbigen Menschen, insbesondere der Schwarzen, auslöschte". Die Kunstabteilung von Yale scheint sich dieser Zeit anzupassen.

Es ist gut, mehr Perspektiven einzubeziehen und dafür zu sorgen, dass eine liberale Kunsterziehung nicht zu sehr auf Europa ausgerichtet ist. Aber Vielfalt durch Addition ist der Vielfalt durch Subtraktion bei weitem vorzuziehen. Wenn eine Universität einen einführenden Kunstkurs streicht, weil eine winzige Anzahl von Ideologen gegen das Weiße und Männliche an der Sache protestiert, hat man das Gefühl, dass sie den Geschichtsunterricht ablehnen, weil einige Leute nicht mögen, was passiert ist. Der übergroße Einfluss des Westens auf die Ereignisse der letzten Jahrhunderte mag sehr problematisch sein, aber das bedeutet nicht, dass er nicht real ist.


Harvard landete übrigens gerade in einer Liste der zehn übelsten Universitäten, was die Einschränkung der Meinungsfreiheit angeht.

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