Ich bin ein BIPoC!

Es ist einigermaßen tragisch, dass der europäische Antirassismus anscheinend am ideengeschichtlichen Tropf des US-amerikanischen Antirassismus hängt.
Wie ist es sonst zu erklären, dass man Begriffe wie „People of Color“ in ein Land importiert, wo „Farbige“ als abwertend gilt? Es ist doch absurd, den gleichen Begriff in einer anderen Sprache für weniger abwertend zu erklären, nur weil er in dieser Sprache eben angeblich nicht abwertend gemeint ist. Das gleiche gilt für „Race“. Böse in Deutsch, okay in Englisch… das ergibt keinen Sinn.

Noch unerklärlicher ist mir allerdings die Übernahme der Abkürzung „BIPoC“ für „Black, Indigenous, People of Color“, was eine Bezeichnung für Schwarze, indigene Völker, und … ehm… Nicht-Weiße sein soll, also für alle (vermeintlich) rassistisch diskriminierten Gruppen. Die Übernahme in den deutschen Sprachgebrauch finde ich daher so verunglückt, weil Weiße in Europa indigen sind. Ich bin also hier ein BIPoC. Und schon ist der Begriff zumindest in Europa total sinnentleert, weil er überhaupt nicht mehr abgrenzt.

Wenn man darüber nachdenkt, ist es somit ein wahrhaft antirassistischer Begriff, weil er wirklich alle Menschen mit einschließt. Quasi ein Kampfbegriff der Egalitären.

Tragischer- und paradoxerweise ist genau das wahrscheinlich das letzte, was die angeblichen Antirassisten — die den Begriff nutzen, um Menschen in Kategorien aufzuteilen, die rein zufällig den Kategorien entsprechen, die angeblich nur Rassisten benutzen — beabsichtigt hatten.

Und das ist das Kernproblem von Antirassisten: Im Bestreben, Diskriminierungen identifizieren zu können, müssen sie genau die Kategorien reproduzieren, die sie abzulehen vorgeben. Damit ist diese Ansatz, die Kategorien zu überwinden, von vorneherein zum Scheitern verurteilt.