Zugbegleiter wegen Namensschildern bedroht

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Von PassagierenZugbegleiter wegen Namensschildern bedroht

Zugbegleiter fordern die Abschaffung der Namensschilder. Immer wieder soll es zu brenzligen Situationen gekommen sein.

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«Die Kundenbegleiter der SBB sind zunehmend mit schwierigen Situationen konfrontiert», heisst es in einer Petition einer Sektion der Service-public-Gewerkschaft Transfair. Schuld daran sollen die persönlichen Namensschilder sein. «Es kommt immer wieder zu verbalen Angriffen gegen das Zugpersonal. Uns wurden mehrere Aussagen wie ‹ich kenne deinen Namen, ich weiss, wo du wohnst› gemeldet», präzisiert transfair-Regionalsekretär Werner Rüegg. Die Bedrohungen sollen sich vor allem im Rahmen von Kontrollen ereignen, so Rüegg.

Der Mediensprecher befürchtet, dass die Situation sich in den nächsten Jahren noch verschärfen wird: «Es ist ein Leichtes, online den Namen zu googeln und so an private Informationen zu kommen.»

Personalnummer mit Berufsbezeichnung statt Namen

Gefordert wird nun, dass die persönlichen Namensschilder durch neutrale ersetzt werden. In der Realität heisst das: «Die Zugbegleiter wollen statt ihrem Namen nur noch ihre Personalnummer mit ihrer genauen Berufsbezeichnung auf der Tafel haben», erklärt Rüegg. So wäre durch die Personalnummer eine Beschwerde genauso möglich wie mit dem vollem Namen.

Bisher wurde die Petition von 556 Personen unterschrieben.

Die SBB lehnt die Forderung ab: «Die SBB ist überzeugt, dass eine persönliche Betreuung der Fahrgäste einen wichtigen Beitrag zur positiven Kundenwahrnehmung leistet. Dazu gehört auch ein persönliches Namensschild mit Initiale, Nachnamen und Berufsbezeichnung», so Mediensprecher Raffael Hirt. Deswegen habe man besagte Petition abschlägig beantwortet.

Der Zugbegleiter heisst vielleicht anders als auf dem Schild

«Im Schnitt ereignen sich auf dem Netz der SBB alle zwei bis drei Tage ein Übergriff auf das Personal – dies bei täglich 1,26 Millionen Reisenden», so Hirt. Transfair befürchtet jedoch, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt. «Viele glauben nicht an den Gang zur Meldestelle und behalten den Vorfall für sich», sagt Rüegg.

Obwohl die Sicherheitslage in den letzten Jahren laut Hirt stabil blieb, sind einzelne Fälle «tendenziell gröber» geworden. «Seit einigen Jahren können Mitarbeitende, die negative Erfahrungen gemacht haben, ein Namensschild mit einem fiktiven Namen beantragen», erklärt Hirt. So würde das Unternehmen den Schutz der Mitarbeiter sichern.

Die SBB verurteilt jede Art von Übergriffen: «Jeder Übergriff wird wird konsequent zur Anzeige gebracht. Die einzige Ausnahme ist, wenn die betroffene Person das nicht möchte.» Hirt betont jedoch, dass SBB-Bahnhöfe und -Züge seit jeher zu den sichersten Bereichen im öffentlichen Raum gehören würden.

Tragen Sie im Job ebenfalls ein Namensschild? Haben Sie in Ihrem Beruf deshalb auch schon schwierige Situationen erlebt? Wurden Sie von Kunden gestalkt oder gar bedroht? Was halten Sie von den neutralen Ansteckern? Berichten Sie uns davon.

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