Gemeinde erhält Millionen – und gibt sie nicht aus

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Leuggern AGGemeinde erhält Millionen – und gibt sie nicht aus

Eine Lotterie-Gewinnerin beschert ihrem Dorf 23 Millionen. Die Einwohner wünschen sich ein neues Schulhaus – doch die Gemeinde will sparen.

Remo Schraner
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Remo Schraner

Video: G. Brönnimann, R. Schraner

Leuggern im Kanton Aargau schwimmt im Geld: 28 Millionen Franken erhält die Gemeinde mit 2100 Einwohnern insgesamt an Steuern. Das ist sechsmal mehr als sonst. Grund für den rasanten Anstieg ist eine Steuerzahlerin, die 2018 den Euromillions-Jackpot von 184 Millionen Franken knackte. Das spült der Gemeinde zusätzlich 23 Millionen Franken in die Kasse.

Mit dem Geld könnten die Leuggerner wohl ihre Strassen vergolden oder eine Badi bauen. Doch die Wünsche der Einwohner sind da bescheidener: «Für die Jugendlichen gibt es in unserer Gemeinde praktisch nichts. Deshalb sollten wir mit dem Geld einen Jugendtreffpunkt finanzieren», sagt Fabian Blesi (33). Auch andere Bewohner wollen das Geld für die junge Generation investieren: Ein Schulhaus für die Sek- und Realschule soll gebaut und neue Computer für die Schüler angeschafft werden.

Ältere Projekte umsetzen

Gemeindeammann und Banker Stefan Widmer (50) hat aber andere Pläne: Sparen. «Das Geld haben wir bei verschiedenen Banken angelegt. So müssen wir keine Negativzinsen zahlen»‚ so Widmer. Dass im Gemeindehaus gerade Umbauarbeiten stattfinden, sei Zufall: «Für die Baustelle ist die Raiffeisenbank verantwortlich, die sich hier im Erdgeschoss befindet.»

Es wird also weder ein neues Schulhaus gebaut, noch wird ein Jugendtreffpunkt finanziert. Jedoch werden ältere Projekte dank der Finanzspritze endlich umgesetzt. Nächste Woche werden die Bewohner über den Umbau ihres Dorfkerns abstimmen. Die vielen Parkplätze sollen einer Begegnungszone weichen.

Steuerfuss wird gesenkt

«Von diesem vielen Geld soll unsere Gemeinde noch jahrelang profitieren», erklärt der Gemeindeammann seine Vorsicht bei Neuinvestitionen. Denn schliesslich wisse man nicht, wie lange die Multimillionärin noch im Dorf wohnen bleibe und somit in Leuggern Steuern zahle. Etwas wagt die Gemeinde dann doch: Der Steuerfuss wird um 10 Prozent gesenkt.

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