So viele Rinder sterben schon vor der Schlachtung

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Krank und schwachSo viele Rinder sterben schon vor der Schlachtung

Neugeborene Kälber sind äusserst anfällig auf Krankheiten. Mangelt es an Stallhygiene und Therapiemöglichkeiten, kommt es oft zum Tod.

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Fast jedes zehnte Rind in der Schweiz stirbt, ohne überhaupt den Schlachthof erreicht zu haben. Insgesamt waren dies im letzten Jahr 62'230 Rinder. Geschlachtet wurden laut der «Sonntags Zeitung» 627'748. Dafür gebe es Erklärungen, sagt Professor Martin Kaske vom Zürcher Tierspital zur Zeitung. Die Ursache für die vielen Tode seien vor allem Krankheiten. Insbesondere bei jungen Kälbern können diese schnell zum Tod führen.

Dem entgegen wirken kann die Ernährung mit Muttermilch. Diese enthält Kolostrum, das dem Neugeborenen viele Antikörper bietet. Diese können Krankheiten verhindern. In der Schweiz werden aber zwei von fünf Kälbern mit zu wenig Kolostrum versorgt.

Ungenügende Stallhygiene

Wenn Kälber dann schon wenige Wochen nach der Geburt in den Mastbetrieb gebracht werden, kommen sie dort oft aufgrund von mangelnder Hygiene mit Erregern in Kontakt. Dies kann für das Jungtier gefährlich werden. Oft bleibe für die nötige Stallhygiene einfach nicht genügend Zeit, sagt Kaske. Das liege nicht an der Böswilligkeit der Bauern, sondern schlicht an deren Überforderung.

Zu beobachten ist, dass mehr weibliche als männliche Tiere verenden, diese aber erst später sterben. Von den männlichen Tieren kommen 28 Prozent in der ersten Woche um, während es bei den weiblichen nur 17 Prozent sind. Cesare Sciarra, Leiter des Kontrolldiensts vom Schweizer Tierschutz, erklärt sich dies mit einem schockierenden Grund: «Bei Milchrassen sind männliche Tiere wirtschaftlich eher uninteressant.» Es gebe immer wieder Gerüchte, dass Bauern männliche Tiere kurz nach der Geburt töten würden. Belegt werden kann dies allerdings nicht.

Nationalrat Marcel Dettling (SVP) sieht dies anders. Auch männliche Jungtiere seinen durchaus lukrativ. Man könne schon kurz nach der Geburt 400 Franken für sie verlangen. Keske stimmt dem zu. Ihm sei nicht bekannt, dass Kälber absichtlich getötet werden. Allerdings komme es vor, dass man bei kranken Tieren auf teuer Therapien verzichtet.

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