Neue Ankündigung von Elon Musk
Selbstfahrende Teslas sollen bis Jahresende kommen

Teslas "Full Self Driving" (FSD) läuft schon lange im Beta-Test. Nun kündigt Tesla-Chef Elon Musk – mal wieder – die baldige Serieneinführung an. Doch kommt die Technik in abgespeckter Version?

Selbstfahrende Teslas sollen bis Jahresende kommen

Der "Ankündigungs-Weltmeister" war mal wieder in seinem Element. Bei einer Energiekonferenz in Norwegen stellte Elon Musk nicht nur in Aussicht, bis Jahresende ein Raumschiff seines Unternehmens SpaceX in eine Weltraum-Umlaufbahn zu bringen. Ein weiteres Ziel ist es, die Selbstfahr-Technologie seines Autoherstellers Tesla in den Serieneinsatz zu überführen. "Zumindest in den USA und eventuell auch in Europa", wobei Letzteres jedoch von den Genehmigungen der Zulassungsbehörden abhinge.

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Interessant ist der genaue Wortlaut von Musks Ankündigung. In Norwegen sagte er wörtlich: "Have self-driving in wide release" oder "having Tesla cars to be able to do self-driving". Bisher nannte Tesla die Technologie stets "Full Self Driving" (FSD). Rudert da einer verbal zurück, weil die FSD-Serienversion eventuell mit abgespeckten autonomen Fahrfunktionen kommt? Das erscheint zumindest möglich, schließlich ist bestens belegt, dass das System bisher überaus fehlerhaft arbeitet.

FSD-Technologie bisher nur im Beta-Test

Die FSD-Technologie ist zwar schon lange bei Kundenautos in den USA im regulären Straßenverkehr im Einsatz. Allerdings läuft das bisher als Beta-Test. In seiner aktuellen Ausbaustufe erscheint es mehr als unwahrscheinlich, mit einem Tesla das Autonomie-Level 4 zu erreichen. Auf dieser Stufe agiert ein Auto weitgehend selbständig in allen Fahrsituationen. Der Fahrer oder die Fahrerin kann aber im Bedarfsfall aufgefordert werden, die Führung zu übernehmen. Der Entfall von Lenkrad und Pedalen ist erst bei Level 5 machbar.

Das, was Tesla bislang als Option "Volles Potenzial für autonomes Fahren", anbietet, ist nicht mehr als ein Assistenzsystem auf Level 2. Es umfasst Funktionen wie einen Spurwechselassistenten, automatisches Einparken, Herbeirufen auf Parkplätzen oder Verkehrsschild- und Ampelerkennung. Zum 5. September 2022 steigt deren Preis in den USA von 12.000 auf 15.000 Dollar (das entspricht aktuell fast dem Eurowert). In Deutschland verlangt Tesla für das Basissystem "Enhanced Autopilot" (erweiterter Autopilot) 3.800 Euro und für die darauf aufbauende Potenzial-Option zusätzliche 7.500 Euro.

Alternative zum Kauf

Die vorwiegend mit Kameradaten arbeitende Tesla-Technik versagt regelmäßig beim Erkennen stehender Objekte, was in Kombination mit unaufmerksamen Fahrern bereits zu schweren Unfällen geführt hat. Deshalb steht der sogenannte Autopilot seit seiner Markteinführung Mitte Oktober 2015 unter massiver Kritik und ist selbst unter Tesla-Fahrern höchst umstritten. In Foren-Diskussionen spricht sich häufig eine Mehrheit der Fahrer gegen einen Kauf der Autopilot-Option aus, während andere dessen Vorzüge in Sachen Fahrkomfort betonen. Tesla-Chef Elon Musk hat das nicht davon abgehalten, den Preis des Fahrassistenzpakets kontinuierlich anzuheben. Vielleicht hat die Mischung aus hohem Preis und unzuverlässiger Technik dazu geführt, dass Tesla-Kunden den Autopiloten nicht mitbestellen, vielleicht sind es andere wirtschaftliche Erwägungen – jedenfalls bietet Tesla das Assistenzpaket inzwischen auch zur Miete beziehungsweise im Abo an.

Die Fahrt mit der Aktivierten Assistenz-Technik ermöglicht kein autonomes Fahren, sondern nur teilautonomes Fahren auf dem Level 2 (vollautonom wäre ab Level 4).

Für 199 Dollar pro Monat (Stand Juli 2021) können Tesla-Fahrer die Full Self-Driving Capability mieten – eine Kündigung der Option ist jederzeit möglich. Allerdings gibt es ein paar Einschränkungen: Ohne weitere Voraussetzungen ist die Miete nur bei Tesla-Modellen möglich, die mit der FSD-Computer-Hardware 3.0 (HW3 – in den ersten Modellen seit April 2019 im Einsatz) ausgerüstet sind. Alle anderen müssen sich erstmal ein Hardware-Upgrade für 1.500 Dollar kaufen, um die Grundlagen für das dazugehörige Software-Update zu schaffen.

Kauf und Miete parallel im Angebot

Über ein entsprechendes Abo-Modell hat Elon Musk bereits seit Jahren laut nachgedacht. Einige interessierte Tesla-Fahrer hatten dabei die Befürchtung, dass es die Autopilot-Option nur noch als Abo gibt – mit dem rasanten Preisanstieg für diese Option haben sich diese Befürchtungen allerdings verflüchtigt. Jetzt gibt es das Kauf- und das Abo-Modell parallel. Ob die Kauf-Option demnächst verschwindet und wann auch europäische Kunden das Assistenzpaket zum teilautonomen Fahren mieten können, ist bisher nicht bekannt.

Bei Tesla laufen die für das teilautonome Fahren notwendigen Daten im Full Self Driving Computer (FSD Computer) zusammen.

Wer in den USA das Mietangebot annimmt, bekommt von Tesla eine E-Mail, in der ein Teil des Umfangs der gemieteten Funktionen aufgelistet ist: Unterstütztes Navigieren, automatische Spurwechsel, autonomes Einparken, Summon (Bereitstellung: Das Auto fährt auf einem Parkplatz autonom zum draußen wartenden Fahrer) und das Erkennen von Ampeln und Stopp-Schildern. Dahinter folgt der ausdrückliche Hinweis, dass die gebuchten Funktionen eine permanente Überwachung durch den Fahrer erfordern und keine autonome Fahrt ermöglichen.

Hinweis: In der Fotoshow verrät Ihnen Alexander Bloch, wie sich die US-Version des Tesla Model Y fährt. Und im Video erklärt er Ihnen alles, was Sie über das Model S Plaid wissen müssen.

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Fazit

Bereits 2018 sollte ein Tesla autonom von Los Angeles quer durch die USA nach New York fahren. Dieses Ereignis fand bisher ebenso wenig statt wie die von Elon Musk angekündigte Einführung einer Flotte von Robotertaxis im Jahr 2020. Nun stellt der Tesla-Chef einen Serienstart selbständig fahrender Tesla-Modelle für das Jahresende 2022 in Aussicht. Lange müssen wir nicht mehr warten, um den Wahrheitsgehalt dieser Ankündigung überprüfen zu können. Genau wie die letztlich integrierten Funktionen – von "Full Self Driving" war in Norwegen jedenfalls keine Rede mehr.

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