Werden Frauen gar nicht so stark diskriminiert?

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LohnungleichheitWerden Frauen gar nicht so stark diskriminiert?

Frauen verdienen gemäss Erhebung des Bundes 7,4 Prozent weniger für die gleiche Arbeit als Männer. Gemäss einer HSG-Studie hat das Modell jedoch gravierende Mängel.

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Das Modell des Bundes zur Erhebung der Lohndiskriminierung bei Frauen hat offenbar gravierende Mängel. Eine Studie der Universität St.Gallen sieht Zweifel am Ausmass der Lohndiskriminierung in der Schweiz, wie die «Zentralschweiz am Sonntag» und «Ostschweiz am Sonntag» berichten.

Als Referenzgrösse habe bisher die Statistik des Gleichstellungsbüros des Bundes gegolten. Demnach verdienten Frauen für dieselbe Arbeit 7,4 Prozent weniger als Männer. Doch der Bund lasse ausgerechnet den laut der Studie wichtigsten Erklärungsfaktor für die Lohndifferenz zwischen Mann und Frau ausser Acht, nämlich die tatsächliche Berufserfahrung.

«Karriereunterbruch bei Frauen»

«Frauen haben durchschnittlich mehr und längere Karriereunterbrechungen und arbeiten ein geringeres Pensum», zitieren die Zeitungen aus dem HSG-Bericht. Der Bund begründet den Verzicht gemäss dem Zeitungsbericht mit dem grossen Aufwand der Datenerhebung. In der Lohnstrukturerhebung, die der Bund regelmässig macht, werden Karriereunterbrüche nicht abgefragt.

Die Uni-Studie beurteilt dies als «suboptimal». Die Folge daraus sei, dass die unerklärte Lohndifferenz, die landläufig mit Lohndiskriminierung gleichgesetzt werde, vom Modell des Bundes überschätzt werde.

Debatte im Nationalrat

Am Montag entscheidet der Nationalrat, ob Firmen ab 100 Mitarbeitern alle vier Jahre eine Lohnanalyse durchführen und die Saläre überprüfen lassen müssen. Gestern haben in Bern über 20'000 Menschen für gleich Löhne demonstriert.

Laut den Organisatoren demonstrierten am Samstag in Bern 20'000 Personen zum Slogan «Genug ist genug» für Lohngleichheit und gegen Diskriminierung . Organisiert wurde die Kundgebung von über 40 Organisationen. (Video: Tamedia/SDA)

(woz/sda)

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