«Ich verkaufe nicht an Jugoslawen»

Aktualisiert

Rassismus«Ich verkaufe nicht an Jugoslawen»

Der Verkäufer eines Jeeps sagte einem Interessenten ab. Er verkaufe nicht an Jugoslawen. Dabei war der potenzielle Käufer Albaner.

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Ihr Freund (30) habe sich ein Auto kaufen wollen, berichtet L. B.* (26). Auf einem Portal für Kleinanzeigen habe er einen Jeep Grand Cherokee zu einem günstigen Preis gefunden. Per Whatsapp setzte er sich deshalb über die auf der Plattform angegebene Handynummer mit dem privaten Verkäufer des Wagens in Verbindung. Der Chatverlauf liegt 20 Minuten vor.

Da der Wagen im Titel des Inserats bereits als reserviert angegeben war, fragte L. B.s Freund nach, bis wann der Wagen reserviert sei. Der Verkäufer informierte ihn über die Reservationsdauer und fügte zudem an: «Ich verkaufe nur an Schweizer, bitte keine Jugoslawen.»

«Der kennt mich ja gar nicht»

Ihr Freund sei irritiert gewesen, berichtet L. B. Mit einer Prise Ironie, so scheint es, antwortete er dem Verkäufer: «Ach so, okay. Ich bin kein Jugoslawe, ich bin Albaner.» Daraufhin schrieb der Jeep-Besitzer lediglich zurück: «Kein Verkauf!», worauf L. B.s Freund den Dialog mit einem «Schön!» beendete.

Ihr Freund sei sehr verletzt gewesen, so L. B.: «Der kennt mich ja gar nicht», sei seine erste Reaktion gewesen. Es sei das erste Mal, dass er eine solch extreme Nachricht erhalten habe. Ihr Freund habe sich daraufhin auch nicht mehr bei dem Verkäufer gemeldet: «Ich weiss ja jetzt, dass ich beim Auto keine Chance habe», habe er gesagt. L. B. sagt: «Es ist sehr verletzend, wenn jemand so etwas sagt. So was macht man einfach nicht.»

«Ich habe es nicht auf die Herkunft bezogen»

Gegenüber 20 Minuten sagt der Verkäufer, das Problem sei, dass er ständig Angebote von Personen bekomme, die Autos in den Balkan exportieren wollen. «Und diese wollen dann meist den Ankaufspreis drücken.» Beispielsweise würden sie «in schlechtem Deutsch» einen Wagen für 100 Franken von ihm kaufen wollen, auch wenn er den Preis höher angegeben habe.

Laut Verkäufer sei der Begriff «Jugo» in seiner Region unter Autoverkäufern eine gängige Bezeichnung für Autoexporteure. «Wenn man einen Neuwagen gefahren hat und verkaufen möchte, sagt man, man gebe ihn einem ‹Jugo›», erklärt er. «Ich habe es deshalb im Chat mit dem Interessenten nicht auf die Herkunft bezogen.» Er könne sich aber vorstellen, dass seine Aussage dem Jeep-Interessenten seltsam vorgekommen sei.

*Name der Redaktion bekannt

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