Ausweichen ist oft schlimmer als die Kollision

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Achtung, Wild!Ausweichen ist oft schlimmer als die Kollision

Wildtiere auf der Strasse stellen gerade jetzt wieder ein erhöhtes Risiko für Autofahrer dar. Wer die Regeln befolgt, kann das Schlimmste aber oft verhindern.

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Schreckensmoment: Ein Zusammenstoss mit einem Wildtier kann schlimme Folgen haben. (TCS)

Die Wildsaison hat nicht nur für Feinschmecker begonnen, auch auf den Strassen sind Hirsche oder Rehe derzeit häufig anzutreffen, nicht selten mit schwerwiegenden Folgen für Autofahrer. Die Zahl der Wildunfälle hält sich seit Jahren jedoch konstant – auch eine Folge davon, dass sich der Lebensraum der Waldtiere immer mehr bis in Wohngegenden ausbreitet.

Vor allem im Herbst ist die Gefahr erhöht, mit Wildtieren zu kollidieren, denn die Tage werden kürzer und der Berufsverkehr verschiebt sich in die dunklen Stunden. In dieser Zeit sind Wildtiere besonders aktiv: «Kritische Zeiten für Wildwechsel sind die Stunden in der Morgen- und Abenddämmerung und in der Nacht. Im Winter lecken die Tiere zudem gern Salzreste von den Strassen», erklärt TCS- Mediensprecher Daniel Graf.

Vorsicht in Waldnähe

Obwohl Wild inzwischen oft auch urbanes Gebiet bewohnt, gilt eine besondere Vorsicht nach wie vor auf jenen Strassen, die durch Wälder und entlang des Waldrandes führen. «Generell kann man sagen, dass im Bereich von Wildwechselwarnschildern besondere Aufmerksamkeit gelten muss, denn in diesen Abschnitten ereignen sich die meisten Wildunfälle», sagt Graf.

Wild auf der Strasse ist für beide ein Schreckensmoment – für Fahrer wie Tier. Nicht jeder Unfall lässt sich deshalb vermeiden. Doch wer am Steuer richtig reagiert, kann oft das Schlimmste vermeiden. Besonders wichtig ist, in Gefahrenzonen das Tempo zu reduzieren, Abstand zu halten und bremsbereit zu fahren. Auch Hupen oder Fernlicht vertreibt die Tiere – allerdings nur, wenn man damit nicht andere blendet. Taucht ein Reh oder Hirsch plötzlich auf, sollte man auf Abblendlicht wechseln, denn starkes Licht irritiert das Wild.

Verhalten bei Unfall

Doch wie soll man sich verhalten, wenn sich ein Zusammenstoss nicht mehr verhindern lässt? Der TCS empfiehlt im Fall eines Wildunfalls, stark abzubremsen, die Spur zu halten, das Lenkrad gut festzuhalten und wenn immer möglich auf panikartige oder riskante Manöver zu verzichten.

«Beim Crashversuch des TCS hat sich gezeigt, dass ein Ausweichmanöver weit schlimmere Folgen haben kann als ein direkter Zusammenstoss mit dem Wild», sagt Graf. Riskante Ausweichmanöver würden deshalb für den Fahrzeuglenker, die Insassen und die übrigen Verkehrsteilnehmer die grösste Gefahr darstellen. Beachten sollte man zudem, dass auf ein überquerendes Reh auf der Strasse oft weitere folgen.

Nicht berühren!

Hat es gekracht, gelten bei Wild die gleichen Regeln wie bei anderen Unfällen. Also: Warnblinker einschalten, Unfallstelle mit Pannendreieck sichern und die Polizei benachrichtigen. Die Polizei bietet in der Regel Fachleute auf. Sie können die Situation beurteilen und verwundete Tiere gegebenenfalls von ihrem Leid erlösen. Selber sollte man sich einem angefahrenen Tier nicht nähern und vor allem: nicht anfassen. Denn Berührungen sind ein zusätzlicher Stressfaktor für das Wild und können Panik auslösen.

Wildunfälle sorgen aber nicht nur für Schäden bei Mensch und Tier, sondern auch am Auto. Eine Teilkaskoversicherung deckt Schäden aus der direkten Kollision mit dem Wildtier, eine Vollkaskoversicherung auch jene, die durch ein Ausweichmanöver verursacht wurden. Auf jeden Fall muss vor Ort ein Protokoll aufgenommen werden. Daniel Graf: «Bei einer Kollision mit einem Wildtier ist die Benachrichtigung des Wildhüters oder der Polizei nicht nur aufgrund der drohenden Straffolgen im Unterlassungsfall zu empfehlen, sondern auch für die Beweisführung gegenüber der Versicherung.»

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