Ansichten eines Informatikers

Die Corona-App und die Sicherheit

Hadmut
31.3.2020 17:21

Eieiei.

Seit ein paar Tagen geht da die Diskussion durch die Presse, gerade kam es auch in den heute-Nachrichten, dass man wie in Singapur eine App aufsetzen will, mit der man Corona-Gefährdete informieren kann, wenn sie in Kontakt mit einem waren.

Natürlich will man das deutsch-datenschutzlich machen, und hat sich da was feines ausgedacht:

Jedes Handy hat eine anonyme ID, tauscht die per Bluetooth mit anderen aus, und merkt sich für 2 Wochen, welche Handys, also welche IDs, es getroffen hat.

Sollte man Corona-positiv sein, lädt das Handy seine Liste an den Server hoch und dann wird jeder informiert, dass er infiziert sein könnte, weil sein Handy dann unter seiner ID diesen Hinweis finden kann.

Dann gibt es Kommentare zum Datenschutz. Dass das ja alles so schön anonym sei, keine näheren personenbezogenen Daten, kein Tracking von Aufenthaltsorten.

Schön.

Nach Sicherheit fragt keiner.

Schon ganz profan: Was ist, wenn einer an vielen Orten, Menschen, Handys vorbeigeht, beispielsweise einmal am Finanzamt mit dicker Antenne, und dann meldet „Alle krank”, alle in Quarantäne? Oder mal durch ein Krankenhaus? Oder durch die Polizei? Einmal wegen irgendwas festgenommen, mit dem Handy in der Tasche bei der Polizei, und dann „Euch zeig’ ich’s”?

Konkurrenten lahmlegen? Dessen Mitarbeiter oder Gäste alle registrieren, indem man ein Handy etwa am Eingang versteckt, und dann auf rot drückt?

Oder sowas wie: Hat mein Mann mich mit meiner besten Freundin betrogen? Auf dem Handy des Mannes den roten Knopf drücken und schauen, ob bei der Freundin zeitgleich die rote Lampe angeht?

Oder Rechner vernetzen und IDs sammeln, um sie dann alle schlagartig zu melden?

Oder Eingangskontrollen? Du kommst hier nur rein, wenn Du mir Deine Handy-App zeigst und die grün ist?

Ich finde es etwas seltsam, dass alle sofort „Datenschutz?” oder „Datenschutz!” schreien, aber keiner nach der Sicherheit fragt.