«Unsere Jungs haben auch das Recht, zu spielen»

Aktualisiert

Jetzt redet das schwule Paar «Unsere Jungs haben auch das Recht, zu spielen»

Eine Spielgruppe verweigerte die Aufnahme der Zwillinge, weil sie zwei Väter haben. Jetzt erzählt das betroffene Paar, wie es die Abfuhr erlebte.

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Der Fall der Spielgruppe in Lenzburg empört auch die Twitter-Community. (Video: 20 Minuten)

Stefan H.*, Sie wollten zusammen mit Ihrem Partner Roshan die dreieinhalb Jahre alten Zwillinge in einer Spielgruppe anmelden – und wurden abserviert, wie der «Lenzburger Bezirks-Anzeiger» berichtete. Was war die Begründung?

Vor rund zwei Monaten wollten wir Rahul und Rafael in einer Spielgruppe in der Nähe anmelden, die wir im Internet gefunden haben. Die Fotos auf der Website sahen sympathisch aus. Ich habe angerufen. Die Leiterin der Spielgruppe hat sich dann nach der Mutter erkundigt. Ich habe ihr gesagt, dass ich alles noch mit meinem Partner besprechen müsse. Sie meinte dann, Kinder könnten sehr fies sein, weshalb sie es den Kindern und sich nicht zumuten wolle, die Kinder eines schwulen Paares aufzunehmen.

Wie haben Sie reagiert?

Ich war schockiert und sprachlos. Ich wunderte mich, dass so etwas auch im Jahr 2019 noch möglich ist. Ich sagte, dass unsere Zwillinge das Recht hätten, mit anderen Kindern zu spielen, und die sexuelle Orientierung der Eltern doch nichts zur Sache tue. Doch die ältere Frau liess nicht mit sich diskutieren. Sie führe eine private Spielgruppe und sei nicht zur Aufnahme verpflichtet.

Der Fall wirft hohe Wellen. Sind Sie überrascht?

Ja, damit haben wir nicht gerechnet. Aber es ist gut, wenn unser Fall eine Diskussion über Homophobie in der Gesellschaft auslöst. Unsere Hoffnung ist, dass andere lesbische oder schwule Paare keine solche Diskriminierung mehr erleben müssen.

Haben Sie eine Botschaft an die Leiterin der Spielgruppe?

Ich würde ihr raten, offener und weniger stier zu sein. Kindern ist es egal, wenn ihre Gspänli zwei Väter haben.

Suchen Sie jetzt eine andere Spielgruppe?

Das haben wir noch nicht entschieden. Wir sind nach dem Erlebnis sehr vorsichtig. Allenfalls gehen unsere Jungs dann direkt in den Kindergarten.

Eine Stellungnahme der Leiterin der Spielgruppe steht noch aus. Derweil hat sich der Dachverband Regenbogenfamilien zu Wort gemeldet: «Wir sind über die diskriminierende Haltung der Spielgruppenleiterin erstaunt und enttäuscht», sagt Geschäftsführerin Maria von Känel. «Kinder aus Regenbogenfamilien gedeihen genauso gut wie Kinder aus konventionellen Familien. Sie wachsen ebenso normal und glücklich auf wie Kinder mit gegengeschlechtlichen Eltern.» Dem Verband sei bislang kein Fall bekannt, dass Kinder aus Regenbogenfamilien aus einer Spielgruppe ausgeschlossen worden seien.

* Das Paar möchte anonym bleiben, hat 20 Minuten aber ein Foto der Kinder zur Verfügung gestellt.

Eine Spielgruppe verweigerte die Aufnahme der Zwillinge, weil sie zwei Väter haben. Jetzt erzählt das betroffene Paar, wie es die Abfuhr erlebte.

Das sagt das Paar gegenüber «Tele M1». (Video: Tele M1)

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