Berner Wirte stellen während Halbzeit Ton ab

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Fussball-WM 2018Berner Wirte stellen während Halbzeit Ton ab

Wirte, die Fussball-WM-Matches draussen am TV übertragen, müssen während der Halbzeit den Ton ausschalten. Nun formiert sich Widerstand.

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Bald fängt die WM an. Stadtberner an Public Viewings müssen die Halbzeitanalyse jedoch ohne Ton mitverfolgen.

Bald fängt die WM an. Stadtberner an Public Viewings müssen die Halbzeitanalyse jedoch ohne Ton mitverfolgen.

Keystone/Lukas Lehmann

Das Eröffnungsspiel der Fussball-Weltmeisterschaft in Russland am 14. Juni wird wieder Abertausende von Schweizern vor die Bildschirme locken. In mehreren Städten der Schweiz werden zum selben Anlass öffentliche Übertragungen der Spiele – sogenannte Public Viewings – organisiert. So auch in Bern.

Allerdings gelten für deren Wirte spezielle Regeln der Orts- und Gewerbepolizei: Übertragen werden darf draussen nur vom An- bis zum Schlusspfiff. Nach 90 Minuten ist Schluss. Zudem muss der Ton beim Pausenpfiff ausgeschaltet werden. Die Halbzeitanalyse kann somit nur tonlos mitverfolgt werden. Interviews am Schluss der Partien oder Zusammenfassungen parallel verlaufender Spiele werden also auch nicht gezeigt, wie die «Berner Zeitung» berichtet.

«Einer Hauptstadt nicht würdig»

Jetzt formiert sich Widerstand. In einem offenen Brief kritisiert Joel Hirschi, der Berner Parteipräsident der Jungfreisinnigen, die Vorschriften als «lächerlich» und einer Hauptstadt nicht würdig. So gehörten Live-Übertragungen nun einfach mal dazu. «Wer dies nicht akzeptieren kann, hat sich geirrt darüber, dass er in einer urbanen Zone leben will.» Die Polizei fordert er dazu auf, die Regeln betreffend die stumme Halbzeitpause zu streichen und erst nach 30 Minuten nach Abpfiff des Spiels die Übertragung zu beenden.

Die Reaktion der Partei erstaunt nicht. In Zürich und Basel dürfen die Übertragungen bis 15 Minuten nach Spielende ausgestrahlt werden. In Luzern ist es sogar bis zu einer halben Stunde. Wie Marc Heeb, Leiter der Orts- und Gewerbepolizei der Stadt Bern, gegenüber der Zeitung berichtet, galten die gleichen Vorschriften schon an der letzten WM: «Wir haben nie Reklamationen erhalten, weder von Wirten noch vom Publikum.»

«Schlussendlich entscheiden Wirte»

«Das ist doch wieder ein Extrazug aus Bern – andere Städte sehen das nicht so streng», sagt Tobias Burkhalter, Präsident von GastroStadtBern. Der Lärmpegel sei genau gleich hoch, egal ob in der Pause diskutiert werde oder man der TV-Analyse zuhört.

«Ich zähle aber auf unsere Gewerbepolizei, die es mit der Durchsetzung hoffentlich nicht allzu streng nimmt», sagt Burkhalter. Bisher habe noch nie ein Anwohner reklamiert. «Daher entscheiden wohl schlussendlich die Wirte, wie lange eine Partie übertragen wird, nicht die Behörden.»

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