«Dann bräuchte ich wohl ein Bankkonto»

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Hugo Portmann vor Freilassung«Dann bräuchte ich wohl ein Bankkonto»

Am Mittwoch könnte Hugo Portmanns Entlassung aus dem Gefängnis beschlossen werden. 20 Minuten sprach mit dem ehemaligen Bankräuber über die Zukunft.

Barbara Lanz
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Barbara Lanz

Die Gefängniskarriere von Hugo Portmann begann 1983. Wegen mehrerer Banküberfälle und Gefängnisausbrüche sitzt er seither im Gefängnis. Am 17. Juli 2018 würde der eigentliche Srafvollzug des 58-Jährigen enden, am 4. April 2018 entscheidet das Bezirksgericht Horgen, ob er entlassen wird. Fällt der Entscheid gegen Portmann, beginnt im Sommer seine Verwahrung. Denn: Hugo Portmann weigert sich seit Jahren, seine Vergehen mit einer Therapie aufzuarbeiten. Er wehrt sich mit allen Mitteln gegen Frank Urbaniok, den Chefarzt des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes im Amt für Justizvollzug -– sei es mit Hungerstreik oder Selbsteinweisung in den Arrest.

Herr Portmann, Sie kämpfen neuerdings mit einem Anwalt um Ihre Freilassung. Wo stehen Sie?

Alles hat begonnen mit einem Antrag auf Hafturlaub. Da wollte man mir wieder eine Therapie verordnen. Also habe ich das weitergezogen ans Verwaltungsgericht und ans Bundesgericht. Seither habe ich einen Anwalt. Mir ist klar, dass ich hier nur legal rauskommen kann.

Das klingt, als wäre die Illegalität immer noch die erste Wahl.

Nö. Aber ich bin nicht krank und ich versuche zu erkämpfen, dass man psychisch Kranke hier im Vollzug nicht mit Gesunden mischt.

Sie hätten besagte Therapie machen und sich so den Weg nach draussen ebnen können.

Das kam und kommt für mich nicht infrage. Mein Kopf gehört mir! Ich weiss, was ich getan habe, und ich habe meine Strafe abgesessen.

Sie waren knapp 30 Jahre eingesperrt und vor ein paar Wochen zum ersten Mal wieder draussen auf begleitetem Hafturlaub. Wie wars?

Ich konnte in den Coop gehen und mir ein Gatorade kaufen! Sie verstehen das vielleicht nicht, aber das war herrlich. Zudem war ich im Technorama, um mich ein bisschen über meine Wissenslücken zu informieren.

Die da wären?

Handys! Draussen scheinen alle wie bekloppt mit diesen Dingern beschäftigt zu sein. Meine Kleider sind zudem vielleicht ein bisschen retro.

Wie wird Ihr Gang in die Freiheit denn aussehen?

Wenn ich vor Gericht gewinne, würde ich gerne ins Haus Lägern rüber. Die Einrichtung ist direkt neben der Justizvollzugsanstalt und soll Gefangenen bei der Reintegration helfen.

Und dann?

Dann hoffe ich, einen Job zu finden. Am liebsten würde ich zur Müllabfuhr. Den Dreck kann man abends abwaschen, dafür wäre ich immer draussen. Und ich möchte weiterkämpfen für die Schwachen im Strafvollzug. Nicht für die Wengers und Osterwalders oder Terroristen, die einen an der Latte haben, sondern für die Normalen.

Sie freuen sich aber bestimmt nicht nur auf die Arbeit.

Ich freue mich ganz einfach auf die Freiheit. Sport machen im Wald, schwimmen im See…

...und das erste offizielle Bankkonto?

Ja, das bräuchte ich dann wohl. Wenn mich denn eine Bank annimmt und nicht jedes Mal, wenn ich an den Schalter muss, ein Sonderkommando auffährt.

Hugo Portmanns Stationen

1983 überfällt er zwei ZKB-Filialen und wird geschnappt. Seine Haftstrafe beträgt 12 Jahre.

1988 türmt Portmann auf Hafturlaub. Er überfällt eine Bank in Adliswil, wird in Zürich wieder geschnappt und kommt im Tessin ins Gefängnis.

1992 gelingt ihm nach einem Berglauf (er hat die Erlaubnis des Direktors) die Flucht.

1995 ist der Bankräuber insgesamt sechs mal verurteilt worden.

1999 türmt er über die Anstaltsmauer in Graubünden, will zusammen mit Ausbrecherkönig Walter Stürm erneut eine Bank ausrauben und wird geschnappt. Seither sitzt er in der Justizvollzugsanstalt Poschwies in Regensdorf ZH.

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