Rechtsextreme Demo mit Schweizer Beteiligung

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«Wir sind Köthen»Rechtsextreme Demo mit Schweizer Beteiligung

Ignaz Bearth, ein ehemaliges Mitglied der Partei National Orientierter Schweizer, macht in Köthen gemeinsame Sache mit Rechtsextremen.

Simon Widmer
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Simon Widmer

Auf den 29. September ist im sächsischen Köthen, wo bereits vor einer Woche eine grosse Demonstration stattfand, erneut eine Kundgebung angekündigt. Sie wird sowohl in der rechtspopulistischen als auch der rechtsextremen Szene stark beworben. Unter dem Titel «Wir sind Köthen» finden in der Kleinstadt Konzerte und Vorträge statt. Als Redner angekündigt ist auch Ignaz Bearth aus Uzwil SG, wie die «Sonntags Zeitung» berichtet.

Dieser war kurze Zeit Mitglied der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos). 2012 gründete er die Direktdemokratische Partei Schweiz (DDS), die rechts von der SVP politisierte. Bekanntheit erlangte der 34-Jährige vor allem als Kopf eines erfolglosen Schweizer Pegida-Ablegers. Nach einem Streit wurde Bearth ausgeschlossen.

2500 Personen kamen Anfang September zum «Trauermarsch» in Köthen.

Trauermarsch im deutschen Köthen für einen gestorbenen 22-Jährigen. (Video: AFP/Tamedia)

Trauermarsch im deutschen Köthen für einen gestorbenen 22-Jährigen. (Video: AFP/Tamedia)

(Video: AFP/Tamedia)

Hoffnungen auf ein «zweites Chemnitz» erfüllten sich nicht

An der Demonstration in Köthen macht er nun gemeinsame Sache mit Rechtsextremen: Auf dem Programm steht die Band Kategorie C, die vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet wird. Die Band ist sowohl bei Fussballhooligans als auch bei Rechtsextremen populär. Ebenso wird Ville der Ossi in Köthen aufspielen, ein antisemitischer Rapper.

Für André Aden vom Recherche-Netzwerk «Recherche Nord» ist die Demo ein Beispiel dafür, wie sich die rechtspopulistische und die rechtsextreme Szene in Deutschland zunehmend vermischen. «Plötzlich arbeiten Kräfte zusammen, die bislang nie miteinander paktiert haben», sagt er.

Vergangene Woche war in Köthen ein Deutscher nach einem Streit mit Afghanen gestorben. Er erlitt einen Herzinfarkt nach einem Faustschlag ins Gesicht. In der Folge riefen rechte und rechtsextreme Gruppierungen zu Demonstrationen auf. 2500 Menschen kamen. Die Hoffnung der Szene, aus Köthen das «zweite Chemnitz» zu machen, wo sich Tausende linke und rechte Demonstranten gegenüberstanden und die Polizei die Kontrolle verlor, erfüllten sich nicht. Zumindest bislang. Bearth reagierte auf eine Anfrage der «Sonntags Zeitung» nicht.

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