Longmire: Vergiftete Partystimmung - TV-Kritik
Die Episode Vergiftete Partystimmung bietet einen durchschnittlichen Fall, aber das Drumherum kann sich sehen lassen: Amüsante Szenen und neue Entwicklungen lassen Freude aufkommen bei den Longmire-Fans.
Die unauffällige Nebenfigur
Absaroka County ist nicht Las Vegas, Walt Longmire nicht Gil Grissom. Dass hier keine kaltblütigen Serienmörder ihr Unwesen treiben, die aus reiner Lust zu töten massenweise Mädchen als Puppen verkleiden und abstechen, ist klar. Und auch sehr wünschenswert. Doch hin und wieder zeichnet sich in den Longmire-Fällen auch ein Muster ab, das auf Dauer ermüden kann. Täter sind die unauffälligen Nebenfiguren, oft die Eltern des ursprünglich Verdächtigen, die aus Angst um ihre Kinder oder andere nahe Verwandte handeln, mehr oder weniger ohne Absicht zu töten. Auf dem Weg zur Lösung offenbart Walt (Robert Taylor) oft noch das dunkle Geheimnis eines angesehenen Mitgliedes der Gesellschaft.
Einen Fall dieser Art haben wir auch in der Episode Vergiftete Partystimmung vorliegen: Die Mörderin aus Versehen ist die Mutter (Gabrielle Carteris, Beverly Hills, 90210) des Verdächtigen, unterwegs deckt Walt noch auf, dass der Apotheker krumme Dinger mit den hiesigen Drogendealern dreht.
Die Lösung des Falles ist nur in den seltensten Fällen der Serie Longmire etwas besonders Erwähnenswertes. Viel interessanter ist der Weg durch die Ermittlungen, oft sind es gar die falschen Fährten, die besonders sehenswert sind, weil sie viel über die Welt der Serie erzählen. Die Kampfabende, an denen Tanjas Schwester teilnimmt, die oberharte Drogendealerclique, das sind die interessanten Seiten dieses Falles.
Frauengeschichten
Endlich steigt die Serie Longmire auch wieder tiefer in die privaten Geschichten der Figuren ein. Und die Episode Vergiftete Partystimmung bietet eine ganze Reihe davon. Amüsant ist, dass sowohl Walt als auch Henry (Lou Diamond Phillips) nun eine Art Freundin haben, mit der sie nicht so richtig klarkommen, sich aber gegenseitig fleißig und unaufgefordert gute Tipps geben. Besonders Lizzie (Katherine LaNasa) hat es schwer mit ihrem Fang getroffen. Er findet keine Zeit für sie, erzählt seiner Tochter nichts von ihr und öffnet nicht einmal ihre Geschenke. Mit Walt hat man es nicht leicht. Gut, dass auch Lizzie selbst alles andere als durchschnittlich ist und dieser Aufgabe gut gewachsen sein könnte.
Das Problem mit Walt ist, dass er sich selbst das Leben oft schwer macht. Er nimmt die Wahrheit über den Tod seiner Frau auf seine Schultern und schenkt seiner Tochter eine leichter zu ertragende Version. Genauso sträubt er sich aus Sorge um Cady (Cassidy Freeman), die Treffen mit Lizzie offiziell zu machen.
Doch die Episode Vergiftete Partystimmung schenkt Vater und Tochter eine dringend benötigte Pause von dem Psychodrama, das ihr Leben in den letzten Episoden war. Cady hat die Wahrheit über den Tod ihrer Mutter erfahren und hat eingesehen, dass ihr Vater sie nur schützen wollte. Sie ergibt sich nicht in einen Kampf, wie ihn der Detective erwartet. Sie fragt ihn nicht, ob er etwas mit dem Tod des Mörders zu tun hat, sie ist geradezu erleichtert, jetzt wo sie die Wahrheit kennt. Diese beiden gegeneinander auszuspielen dürfte schwieriger werden als gedacht.
Und auch Walt verschafft sich durch Offenheit endlich eine Verschnaufpause. Er gesteht seiner Tochter seine Treffen mit Lizzie und darf feststellen, dass sie eine erwachsene Frau ist, die sich für das neue Glück ihres Vaters einfach freut.
Wahlkampf
Auch das Dreieck aus Walt, Cady und Branch (Bailey Chase) rückt wieder mehr in den Blickpunkt. Die Debatte steht kurz bevor und Vic (Katee Sackhoff) lässt Branch ins offene Messer laufen. Das heißt, eigentlich sagt er nicht einmal etwas Schlimmes, er zeigt sich eher besorgt um Walt. Das wird dem Älteren zwar nicht gefallen, ist aber die Art, wie ihn fast alle, zumindest teilweise behandeln. Auf so etwas muss man sich wohl einstellen wenn man ein alternder Sturkopf ist.
Branch erringt einen Punktesieg indem er mit einem bereits anwesenden Zeugen glänzen kann als Walt ihn unsanft nach diesem fragt.
Amüsante Kleinigkeiten
Longmire ist anders als viele der üblichen Serien und das ist das Bezaubernde daran. Das wissen auch die Autoren und schenken uns hin und wieder kleine Perlen, wie die Szene, in der Walt die Uniform der Drogendealer damit erklärt, dass sie alle dieselben Serien gucken würden.
Auch amüsant ist der Umgang mit selbigen später in der Episode als er ihnen die hochgesteckten Baseballcaps von den Köpfen reißt und darunter bubenhafte Halbstarke zum Vorschein kommen. Walt zeigt wieder einmal, wer der wahrhaft Coole ist.
Fazit
Die Episode Vergiftete Partystimmung bringt einen durchschnittlich interessanten Fall, punktet dafür aber mit einer ungewohnt großen Menge an Komik und einem gewohnt interessanten Blick in das Privatleben der Figuren. Besonders Lizzies Rückkehr und die Ankunft von Henrys Freundin Deena (Mädchen Amick, Twin Peaks) sind vielversprechend. Leider nichts Neues von Vics ominösen Geheimnis.