Zürcher sind besonders häufig depressiv

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GesundheitZürcher sind besonders häufig depressiv

Im Kanton Zürich ist ein fünfmal höherer Anteil der Bevölkerung depressiv als in Uri. Woran das liegt, ist umstritten. Auch Westschweizer leiden häufiger.

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In der Deutschschweiz leiden 5,5 Prozent der Bevölkerung an depressiven Symptomen. Das zeigen Daten der neusten Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Gesundheit, über die «Le Matin Dimanche» berichtet.

Der Deutschschweizer Kanton mit dem höchsten Anteil ist Zürich mit 6,2 Prozent. Auch im Kanton Schwyz (6,1 %) und Aargau (5,8 %) sind überdurchschnittlich viele depressiv, während der Anteil in Uri (1,6 %) und Appenzell-Ausserrhoden (2,4 %) am tiefsten ist.

Städte sind schlecht für die Gesundheit

Wie die Zeitung schreibt, gibt es in Sachen Depression einen echten Röstigraben. In den Westschweizer Kantonen zeigen fast 9 Prozent der Bevölkerung depressive Symptome, im Tessin sind es sogar 9,4 Prozent. Weshalb das so ist, ist nicht restlos geklärt. Es gibt mehrere Erklärungsansätze.

So leiden Menschen in städtischen Regionen häufiger an depressiven Symptomen. Das liegt an der Einsamkeit, der Anonymität und dem Stress. Die Bevölkerungsstruktur der Westschweiz sei urbaner als jene der Deutschschweiz, sagt Psychiatrie-Professor Martin Preisig zu «Le Matin Dimanche». Mehr Bewohner lebten dort in Städten.

Westschweizer reden über Gefühle

Ein weiterer Grund könnte die Mentalität sein. Frankophone neigten eher dazu, zu ihren Gefühlen zu stehen und diese auszudrücken, so Preisig. Sie nähmen zudem ihre Emotionen besser wahr. In der konservativeren Deutschschweiz hingegen konzentrierten sich Patienten und Ärzte häufiger auf biologische Ursachen und behandelten Symptome häufiger mit Medikamenten.

Auch Stress, der Depressionen begünstigt, könnte ein erklärender Faktor sein. Im Tessin und in der französisch sprechenden Schweiz gebe es eine höhere Arbeitslosigkeit, mehr Singles und eine höhere Scheidungsrate. All dies führe zu Stress, sagt Erich Seifritz, Chefarzt der psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, dem Sonntagsblatt.

Zudem suchten die Westschweizer häufiger Spezialisten auf und die Konzentration von Psychiatern sei dort höher, sagt Seifritz. In der Deutschschweiz sei zudem das Tabu, das die Krankheit umgebe, höher. So könne es auch sein, dass in den Deutschschweizer Kantonen viele Depressionen unerkannt und Patienten unbehandelt blieben.

Was ist eine Depression?

Eine Depression ist laut «Le Matin Dimanche» eine Kombination von Stress-Faktoren und persönlichen Prädispositionen. Jeder fünfte Schweizer hat in seinem Leben einmal eine Depression, Frauen tendenziell häufiger als Männer. Symptome sind gedrückte Stimmung, Interessen- und Freudlosigkeit und ein Mangel an Energie. Depressive Schübe dauern zwischen sechs und zwölf Monaten und sind unterschiedlich intensiv. Sie können bis zu Selbstmord führen. Behandelt werden sie medikamentös oder mit Psychotherapie.

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