«Es gibt Modetrends wie etwa ‹huere schwul›»

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Fluchende Schüler«Es gibt Modetrends wie etwa ‹huere schwul›»

Die Sprache unter Schülern verroht, heisst es von Seiten der Lehrer. Der Psychologe Philipp Ramming erklärt, warum Kinder fluchen – und wie man darauf reagiert.

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Herr Ramming, die Lehrer reden von einer Sprachverwilderung an Schulen. Kennen Sie das?

Die Sprache ist tatsächlich anders geworden. War ein Wort für eine Generation noch ein No-go, ist es für die nächste schon nicht mehr so schlimm. Ein gutes Beispiel dafür ist das Wort «geil».

Woher kennen Schüler solche Ausdrücke?

Aus dem Leben. Solche Wörter schwirren immer überall herum. Die Kinder verbinden sie dann mit den Emotionen, die Erwachsene beim Gebrauch zeigen, und tun es ihnen dann gleich. Kleinere Kinder kennen zwar die Bedeutung der Wörter nicht, erkennen aber deren Effekt.

Wann fluchen Kinder denn?

Sie nutzen Kraftausdrücke zur Bekräftigung oder Entladung. Das kann bei Frust oder Ärger sein, oder sie wollen einen Akzent setzen. Es gibt auch Modetrends. «Huere schwul» ist ein solches Beispiel. Dabei findet eine Entfremdung des Sinnes statt. Der Ausdruck bezieht sich bei diesem Beispiel nicht in erster Linie auf die Homosexualität, sondern erhält eine neue Bedeutung.

Wenn Kinder ständig von Fluchwörtern umgeben sind, lässt sich die sprachliche Verrohung dann überhaupt noch stoppen?

Das hängt von der Schulhauskultur ab – also wie man an der Schule miteinander umgeht. Und es kommt wohl auch auf die Grösse der Schule und auf das Quartier an, aber nicht nur. Die Reaktion der Lehrer ist wichtig, auch, ob das Kollegium gleich auftritt. Aber für all dies braucht es Zeit und Raum.

Wie sollten Eltern oder Lehrer reagieren, wenn ein Kind flucht?

Sie sollten Stellung beziehen. Man muss dem Kind nicht jedes Mal genau erklären, weshalb dieses Wort nicht gut ist. Hauptsache ist, dass man überhaupt reagiert – zum Beispiel mit einem «Hey, so nicht!».

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