«Die Betrüger setzen meist Smartphones ein»

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Auto-Theorieprüfung«Die Betrüger setzen meist Smartphones ein»

Bei der theoretischen Autoprüfung wird mit Hightech-Geräten geschummelt. Die Strassenverkehrsämter sind beunruhigt. Die Dunkelziffer sei hoch.

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Ein 41-Jähriger soll im Kanton Solothurn insgesamt 20 Absolventen bei der theoretischen Führerprüfung geholfen haben. Die Kandidaten wurden mit Kamera und Kopfhörer ausgestattet, die in ein Oberteil eingearbeitet oder am Körper mitgeführt wurden. Für die Dienste soll der Kosovare jeweils einige Tausend Franken verlangt haben, wie die Kantonspolizei Solothurn mitteilte.

Der Fall ist keine Ausnahme. In Zürich ertappen die Beamten jährlich eine Handvoll Schummler. Auch in St. Gallen sind Betrugsfälle bekannt. Genaue Zahlen lägen aber nicht vor. In den Nachbarländern werden ebenfalls immer wieder Fälle aufgedeckt. Nach Angaben des TÜV Rheinland fliegen in Deutschland jährlich etwa 1600 Fälle auf, wie die «Berliner Morgenpost» berichtete.

Mobiler Datenverkehr wird überwacht

«Die ertappten Prüflinge setzen heute auf technische Hilfsmittel statt auf Spickzettel», sagt Severin Toberer, Sprecher des Zürcher Strassenverkehrsamts. Zum Einsatz kämen hauptsächlich Smartphones. Kamerasysteme wie im Solothurner Fall treffe man selten an. In Zürich setzt man deshalb unter anderem auf ein Verbot elektronischer Geräte. «Wir weisen die Prüfungsteilnehmer auch darauf hin, dass der mobile Datenverkehr überwacht wird», so Toberer.

Den Markt für Betrüger schätzt Toberer als klein ein. «Schummeln bleibt auch mit den technischen Hilfsmitteln schwierig, weil wir unsere Aufsichtspersonen darauf sensibilisieren», sagt er. Auffliegen würden die fehlbaren Kandidaten zum Beispiel durch auffällige Bewegungen.

«Dunkelziffer ist hoch»

Von der Entwicklung ist man auch bei der Vereinigung der Schweizer Strassenverkehrsämter beunruhigt. «Bei den Theorieprüfungen wird vermehrt versucht, mithilfe von Hightech-Geräten zu betrügen», sagt Geschäftsführer Sven Britschgi. Es sei jedoch schwierig, die Fehlbaren zu entdecken. «Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich hoch.»

Betrügern kann der Lernfahrausweis entzogen werden. Zudem drohen ihnen juristische Folgen: «Wenn Betrüger und Komplize erwischt werden, reichen die Strassenverkehrsämter eine Anzeige ein», so Britschgi. Handelt es sich um einen strafrechtlich relevanten Betrug, können je nach Deliktsumme hohe Geldstrafen auf die Beteiligten zukommen.

Tamilen-Trio flog auf

Toberer findet, dass Schummeln bei der Theorieprüfung auch wenig bringt, wenn es denn klappen würde: «Wer die Verkehrsregeln nicht kennt, fällt einfach bei der praktischen Prüfung durch», sagt er. So gebe es wohl nur wenige Kandidaten, die für einen Betrug zahlen würden.

Bereits vor zehn Jahren sorgte ein Trio von Tamilen für Aufsehen. Sie hatten die Theorieprüfung im Namen von Landsleuten absolviert, als die sie sich während der Prüfung ausgaben. Für die sieben nachweisbaren Fälle wurden sie zu bedingten Freiheitsstrafen von je acht Monaten verurteilt. Die erschlichenen Ausweise hatten sie für bis zu 3200 Franken verkauft.

Ausweiskontrollen zeigen Wirkung

«Seit diesem Fall sind Betrugsversuche mit Doppelgängern praktisch verschwunden», sagt Toberer. Grund dafür seien die Ausweiskontrollen, für die man einen Doppelgänger benötigt, der nicht immer zur Hand ist.

2015 deckte das Strassenverkehrsamt Waadt einen weiteren Fall auf. Zwei kosovarische Brüder hatten für andere Ausländer die Theorieprüfung abgelegt. Dazu hatten sie Vorladungen gefälscht. Ein Portugiese bezahlte den beiden dafür 4000 Franken.

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