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SPIEGEL ONLINE

Augenzeugen berichten von lautem Knall Verletzte in Londoner U-Bahn - Polizei geht von Terror aus

Panik in der Londoner U-Bahn: Bei einem Feuer wurden mehrere Menschen verletzt - aber nicht lebensgefährlich.

Ein lauter Knall, dann steht alles in Flammen: In einer U-Bahn an der Station Parsons Green im Westen der britischen Hauptstadt London hat es Medienberichten zufolge eine Explosion gegeben. Mehrere Menschen wurden verletzt. 18 Verletzte wurden in Krankenhäuser gebracht, hieß es von der Londoner Ambulanz. Keiner von ihnen sei jedoch lebensgefährlich verletzt oder befinde sich in einem ernsten Zustand. Die Polizei stuft den Vorfall als "terroristischen Akt" ein.

Die britische Premierministerin Theresa May werde über den Vorlauf laufend informiert. May kündigte an, dass es im Laufe des Tages ein Treffen des Nationalen Sicherheitsrates geben soll. Ihre Gedanken seien bei den Verletzten und den Einsatzkräften, die auf diesen "terroristischen Akt" reagieren würden, schrieb sie bei Twitter.

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Die Polizei riet den Menschen, die betroffene Gegend um die U-Bahnstation zu meiden. Spezialkräfte sind vor Ort. Einzelheiten zu dem Vorfall gaben die Behörden nicht bekannt. Es sei noch zu früh, um zu bestätigen, was den Brand ausgelöst habe. In sozialen Medien kursierte ein Bild von einem weißen Eimer in einer Supermarkt-Tüte, der eine Explosion ausgelöst haben soll. Aus dem Eimer hingen Drähte. Die Polizei bestätigte die Echtheit des Fotos noch nicht.

Nach einem Bericht des Senders Sky News soll in der U-Bahn ein Sprengsatz gezündet worden sein, der nicht vollständig hochgegangen ist. Nähere Quellen für die Informationen nannte der Sender nicht.

Augenzeugen berichteten von einem lauten Knall und einer "Feuerwand". Ein Mann sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er habe ein lautes "Woosh"-Geräusch gehört und dann ein Gepäckstück in Flammen aufgehen sehen. Ein Mann erzählte der BBC, er habe in dem brennenden Waggon gesessen. Es habe sich angefühlt, als sei ein Feuerball über seinen Kopf hinweggerollt. Sein Haar sei völlig verbrannt.

Mehrere Fahrgäste rannten den Berichten zufolge aus dem vollbesetzten Wagen auf dieselbe Tür zu. Dabei sollen einige Menschen in Panik über andere hinweggetrampelt und aus der U-Bahn-Station geflohen sein.

Ein Zeugin namens Emma sagte dem Sender BBC 5: "Ich lief die Treppen runter. Nach einer Weile stapelten sich die Menschen übereinander, weil einige beim Laufen hingefallen waren." Eine Mann namens Luke sagte dem Sender: "Es hat sich angefühlt, als würden wir um unser Leben laufen."

"Es war ein dichtes Gedränge, weil die Leute alle gleichzeitig versuchten, aus der U-Bahnstation herauszukommen", sagte der 24-jährige Olaniyi dem"Guardian".  Die Menschen hätten sich geschubst, einige seien hingefallen, auch Schüler. "Ich habe Menschen gesehen, die über Absperrungen gesprungen sind, ohne darauf zu achten, wo sie landen oder ob sie sich die Knochen brechen."

Etliche Fahrgäste sollen über die Bahnschienen gelaufen sein, um sich in Sicherheit zu bringen. Der Vorfall soll sich gegen 8.20 Uhr Ortszeit (9.20 Uhr MESZ) ereignet haben.

Fotostrecke

Vorfall in U-Bahn: Antiterroreinsatz in London

Foto: KEVIN COOMBS/ REUTERS

Mehrere Menschen erlitten Verbrennungen im Gesicht. Der Londoner Rettungsdienst teilte mit, man habe ein Spezialteam geschickt. Die Feuerwehr teilte mit, sie sei mit sechs Einsatzwagen und rund 50 Rettungskräften vor Ort. Die oberirdische Metro-Haltestelle Parsons Green wurde weiträumig gesperrt. Die U-Bahn zwischen Earls Court und Wimbledon in der District Line, die über Parsons Green fährt, wurde nach Angaben der Betreibergesellschaft ausgesetzt.

Bürgermeister verurteilt die Tat

Bürgermeister Sadiq Khan schrieb in einer Erklärung: "Unsere Stadt verurteilt die widerwärtigen Individuen, die mit Terror versuchen, uns zu schaden und unsere Lebensweise zu zerstören." London werde sich niemals vom Terror besiegen lassen. An die Bürger appellierte er, ruhig und zu gleich wachsam zu bleiben.

Die deutsche Bundesregierung sprach den Briten ihr Mitgefühl aus. Noch sei nicht klar, ob es sich um ein Unglück oder einen Anschlag handle, sagt der Sprecher des Auswärtigen Amtes. Aktuelle Äußerungen deuteten aber auf letzteres hin. "In dieser schwierigen Situation stehen wir an der Seite unserer britischen Freunde."

Großbritannien und insbesondere die Hauptstadt London sind seit Jahren immer wieder Ziel von Terroranschlägen. Im Juni raste ein Mann mit einem Lieferwagen in eine Menschenansammlung in der Nähe eines muslimischen Gebetshauses. Ein Mensch wurde getötet, weitere verletzt. Der mutmaßliche Täter soll aus Hass gegen Muslime gehandelt haben.

Im Mai 2017 hatte ein Selbstmordattentäter bei einem Bombenanschlag nach einem Konzert der Sängerin Ariana Grande in Manchester 22 Menschen getötet, darunter etliche Kinder. Der IS gab an, hinter dem Anschlag zu stehen.

fok/dpa/Reuters/AP/AFP