«Irgendwann kommt sonst eine ausländische Bahn»

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SBB-Chef zum Bahnen-Streit«Irgendwann kommt sonst eine ausländische Bahn»

SBB-Chef Meyer und BLS-Chef Guillelmon kämpfen um Bahnlinien. Im Interview sagen sie, was ihr jeweiliges Unternehmen besser kann.

Stefan Ehrbar
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Stefan Ehrbar

SBB-Chef Andreas Meyer sagt im Interview, weshalb die SBB die beste Lösung für die Schweiz biete, und spricht über Probleme der BLS. (Video: Stefan Ehrbar).

Die SBB und die Berner Bahngesellschaft BLS treten im Kampf um Fernverkehrs-Linien gegeneinander an. Das haben die beiden Bahnen an separaten Medienkonferenzen am Freitag bekanntgegeben. Eine «Konsenslösung», die von den Verwaltungsräten beider Bahnen bereits abgesegnet worden sei, sei von der SBB wieder gekippt worden, teilte die BLS mit.

SBB-Chef Andreas Meyer ist überzeugt, dass eine alleinige Konzession für die ganze Schweiz für die SBB der beste Weg ist. Wenn der Bund nun beginne, andere Anbieter zuzulassen, öffne er die Schleusen. «Beim nächsten Mal werden dann wieder weitere Linien vergeben, und irgendwann kommt ein ausländischer Anbieter», sagt Meyer zu 20 Minuten (siehe Video).

«Wettbewerb ist immer Rosinenpickerei»

Im kleinen Schweizer Netz sei das nicht gut. Auch dem Zusammenhalt des Landes schade das Vorgehen. Diese Konkurrenz diene den Kunden nicht. «Wettbewerb ist immer Rosinenpickerei», sagt Meyer. Man könne nicht einfach profitable Linien an einen Anbieter vergeben, und der andere bleibe auf den unprofitablen Linien sitzen. «Wettbewerb ist in der Regel nun mal so, dass man sich nicht für die unprofitablen Linien bewirbt.»

Wenn die BLS nun ebenfalls Linien betreiben dürfe, werde das gut funktionierende System aufgebrochen und die Gesamtkosten würden steigen, sagt Meyer. Wenn nur die SBB aber eine Konzession erhalte, würden die Preise bis 2020 nicht steigen, verspricht er. Das sei dank des Sparprogramms bei der SBB möglich.

«Der BLS gehts nicht um grosse Gewinne»

BLS-Chef Bernard Guillelmon widerspricht dieser Darstellung. «Wir können mit SBB-Zahlen zeigen, dass die Linie zwischen Bern und Zürich die hochprofitable ist, die auch stark wachsen wird.» Für diese hat sich die BLS nicht beworben. «Unser Konzessionsgesuch betrifft viel weniger rentable Linien», sagt Guillelmon zu 20 Minuten (siehe Video).

Das Konzept der BLS sei ursprünglich mit der SBB erarbeitet worden. Der Fernverkehr trage auch nicht zur Finanzierung des Kantons Bern als BLS-Anteileigner bei. «Es geht uns nicht darum, grosse Gewinne zu schreiben», sagt Guillelmon.

Der BLS-Chef äussert sich zum Konzessionsgesuch seiner Bahngesellschaft.

Der CEO der BLS, Bernard Guillelmon, reagiert auf Aussagen der SBB. (Video: Stefan Ehrbar)

Die BLS-Lösung sei machbar und realistisch. Weshalb die Einigung mit der SBB nicht zustande gekommen sei, wisse er nicht, sagt der Berner Bahn-Chef.

«Zentral, die Konzession selbst zu haben»

Eine ähnliche Lösung wie jene der SBB und der SOB, bei der die SOB unter Konzession der SBB fährt, ist für Guillelmon keine Option. «Für uns ist es absolut zentral, die Konzession selbst zu halten. Nur so haben wir die Einnahmen und die Gestaltungsfreiheit.» Die BLS wolle die Fahrgäste insbesondere mit besserem Service begeistern. Dazu gehören etwa das Verpflegungsangebot, die Begleitung aller Züge durch Personal und der Billettverkauf im Zug. Auch die Rückkehr der Minibar ist ein Thema.

Die BLS will die Konzession noch nicht ab dem kommenden Fahrplanwechsel, sondern schrittweise je nach Linie ab 2020. So könnten die notwendigen Züge beschafft werden. Welche Züge dereinst für die BLS im Intercity-Verkehr rollen würden, ist noch nicht klar.

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