China: Das größte schwimmende Solarkraftwerk der Welt gebaut

Mit einem gefluteten Tagebau hatte man im chinesischen Huainan eine geeignete Fläche für das größte schwimmende Solarkraftwerk der Welt gefunden. Weitere Kraftwerke dieser Art sollen nun entstehen.

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China: Das größte schwimmende Solarkraftwerk der Welt gebaut

Das Solarkraftwerk von Huainan schwimmt auf einem gefluteten Tagebau. 165.000 Solarpaneele sind dafür verbaut.

(Bild: Sungrow)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan Oliver Löfken
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Eigentlich prägt die chinesische Zwei-Millionen-Stadt Huainan das fossile Zeitalter. Große Kohlevorkommen fördern in der Region Industrie und Wohlstand. Nun aber setzt die 200 Kilometer nordwestlich von Shanghai gelegene Stadt ein Zeichen für saubere Energie: Auf einem ausgedienten und mit Regenwasser gefluteten Tagebau schwimmen mehr als 165.000 Solarpaneele – und damit das größte schwimmende Solarkraftwerk der Welt. Die Leistung liegt bei 40 Megawatt, und seit wenigen Wochen speist die Anlage Solarstrom in das lokale Stromnetz. Das berichtet Technology Review in seiner neuen Ausgabe (jetzt im Handel und im heise shop erhältlich).

8/2017

"Im Norden und in der Mitte Chinas sind ausgedehnte Freiflächen für große Solarkraftwerke Mangelware", sagt Xiao Fuqin, leitender Ingenieur des Kraftwerksbetreibers Sungrow. Der künstliche See, dessen stehendes Wasser für die Trinkwassergewinnung zu stark belastet ist, bot sich daher als idealer Standort an. Das Unternehmen JA Solar lieferte die Module mit Zellen, die dank einer doppelten Glashülle der ständigen Feuchtigkeit trotzen sollen. Die Firma gab die Garantie, dass der Output 30 Jahre lang nicht unter 83 Prozent der Ausgangsleistung sinken soll. Montiert wurden die Paneele in einem flachen Winkel auf jeweils etwa einen Meter große Schwimmkörper aus Plastik, wie sie auch für den Bau von schwimmenden Pontons genutzt werden. Durch das verdunstende Wasser werden die Solarzellen stetig gekühlt, was den Wirkungsgrad erhöht. Er liegt derzeit bei knapp 20 Prozent.

Lange wird das schwimmende Solarkraftwerk seinen Weltmeistertitel jedoch nicht halten können. Denn kürzlich hat das französische Unternehmen Ciel & Terre mit dem Bau einer 70-Megawatt-Anlage in einer gefluteten Tongrube in der chinesischen Provinz Anhui begonnen. Und auch Sungrow plant, noch in diesem Jahr ein schwimmendes Solarkraftwerk mit 150 Megawatt Leistung in der gleichen Region ans Netz zu bringen.

Der Inselstaat Taiwan setzt ebenfalls auf die Technologie. Dort könnten Kraftwerke auf einigen der zahlreichen Seen installiert werden und insgesamt bis zu 500 Megawatt leisten. Auch der Stadtstaat Singapur arbeitet an der Technologie. Er testet auf einer etwa einen Hektar großen Wasserfläche schwimmende Solarpaneele von acht Herstellern. Noch in diesem Jahr könnte die Entscheidung fallen, welches System für ein größeres Pilotkraftwerk genutzt werden wird.

Über die Kosten hüllen sich die meisten Kraftwerksbetreiber jedoch in Schweigen. Auf der Basis der Einspeisetarife in Taiwan, die für schwimmende Solarparks knapp unter fünf Dollarcent rangieren, lässt sich die Größenordnung jedoch gut abschätzen. Damit liegt das Preisniveau etwa zehn Prozent über dem herkömmlicher Solarparks an Land.

Energieanalysten des amerikanischen Beratungsunternehmens Fractovia prognostizieren den schwimmenden Solarkraftwerken sogar weltweit hohe Wachstumsraten mit weiter fallenden Kosten. Nach 60 installierten Megawatt 2015 erwarten sie bis zum Jahr 2024 eine Gesamtleistung von mehr als 2500 Megawatt. Der derzeit größte schwimmende Solarpark in Europa, dessen Module auf einem Wasserreservoir nahe London treiben, nimmt sich da mit maximal 6,3 Megawatt Leistung bescheiden aus.

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der neuen Ausgabe von Technology Review (jetzt im Handel und im heise shop erhältlich).

(jle)