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Verein Mühlenstroth will Museum für historische Lokomotiven bauen

350.000 Euro soll investiert werden

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Neues Projekt auf die Gleise gesetzt: Florian Rauh ist Vorstandsmitglied des Vereins. Der 37-jährige Maschinenbauingenieur bedauert, dass die wunderbaren alten Loks sich ihren Platz im Schuppen mit der Werkstatt teilen müssen. | © Ludger Osterkamp

Neues Projekt auf die Gleise gesetzt: Florian Rauh ist Vorstandsmitglied des Vereins. Der 37-jährige Maschinenbauingenieur bedauert, dass die wunderbaren alten Loks sich ihren Platz im Schuppen mit der Werkstatt teilen müssen. | © Ludger Osterkamp

17.06.2017 | 17.06.2017, 12:00

Gütersloh. Florian Rauh hat einen Traum: 2023, zum 50-jährigen Bestehen der Dampf-Kleinbahn Mühlenstroth, möchte er die „Mölm" wieder auf seinen Gleisen sehen. Mit dieser Lok 1, einer zweifach gekuppelten Tenderlokomotive, hatte die Bahn 1973 ihren Betrieb aufgenommen. Doch weil auf dem Gelände am Gütersloher Postdamm nicht genug Platz ist, hat der Verein seine historische und denkmalgeschützte Maschine schon seit 18 Jahren zur Muttentalbahn nach Witten ausgeliehen.

Kein Platz – dieses Problem beschäftigt den rührigen Verein schon lange. Wobei, genau genommen: Platz ist eigentlich da, nur eben nicht genügend Hallenfläche. Doch mit dem stetig steigenden Bestand an Lokomotiven und Wagen ist mittlerweile so viel Druck auf dem Kessel, dass der Verein nun etwas dagegen unternehmen will: Für 350.000 Euro, so seine Schätzung, will er eine neue Ausstellungs- und Museumshalle bauen. Das wird kein einfaches Unterfangen. Der 60 Mitglieder zählende Verein ist allenfalls in der Lage, für ein Drittel der Kosten aufzukommen. Den Rest hofft er über Spenden hereinzuholen. Hoffnungen ruhen etwa auf der NRW-Stiftung für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege, die ein vergleichbares Projekt schon mal an anderer Stelle gefördert hat. Fakt ist: In seinen 44 Jahren hat der Verein Dampf-Kleinbahn Mühlenstroth (DKBM) eine Sammlung an Kleinbahnfahrzeugen und Ausstattungsgegenständen zusammengetragen, die deutschlandweit einmalig ist. Er hat Lokomotiven, die heute picobello aussehen und auf der Denkmalliste stehen, in einem teils desolaten Zustand übernommen und vor der Verschrottung bewahrt. Er hat die Fahrzeuge in jahrelanger Tüftelei aufbereitet und wieder fahrtüchtig gemacht. Er hat sein Gelände wunderbar hergerichtet und den Fahrbetrieb derart professionalisiert, dass er jährlich rund 20.000 Fahrgäste („Beförderungsfälle") auf seiner einen Kilometer langen Pendelstrecke begrüßen kann. Nur eines schaffte er bislang nicht: Seinen Fahrzeug- und Werkstattschuppen so zu erweitern, dass er groß genug wäre, all die Loks und Waggons nicht nur abzustellen und technisch zu warten, sondern sie museal und ansprechend präsentieren zu können.

„Viele unserer Fahrzeuge und Wagen stehen unter freiem Himmel", sagt Florian Rauh. Dort sind sie der Witterung ausgesetzt – und leiden. Die Vereinsmitglieder tun ihr Möglichstes, reinigen und lackieren die Loks regelmäßig. Doch erstens macht das einen Haufen Arbeit und zweitens kostet das Geld. Dass diese Situation unbefriedigend ist, liegt auf der Hand: Handelte es sich um 100 Jahre alte Oldtimer-Autos, käme schließlich auch kein Besitzer auf die Idee, sie draußen bei Wind und Wetter rosten zu lassen.

Was für die heimischen Eisenbahnfreunde ebenso ärgerlich ist: Eine Menge liebevoll restaurierter Loks haben sie seit Jahren nicht mehr gesehen: Die Lok 10 „Merapi" dampft auf den Gleisen der Berliner Parkeisenbahn, die Lok 12 „Mecklenburg" bei der Waldeisenbahn Muskau, die Lok V 16 „Senne" dieselt bei der Museusmbahn Rijssens in den Niederlanden. Und so weiter. Mit dem nun geplanten Anbau hätte der Verein die Möglichkeit, sämtliche Loks heimzuholen, nicht nur seine „Mölm". Was er sogar plant, ist ein „Westfälisches Kleinbahn- und Dampflokmuseum". Rauh: „Wir streben an, die Klein- und Privatbahngeschichte Westfalens zu präsentieren, also auch Exponate von der Bielefelder Kreisbahn, der Mindener Kreisbahn und der Wallückebahn bei Kirchlengern zu zeigen." Auf den zusätzlichen 600 Quadratmetern wäre Platz, mit elf Fahrzeugen mehr als 1.000 Jahre Eisenbahngeschichte wechselnd darzustellen.

Der Verein könnte Modelle und Dioramen stellen, Schautafeln zur Geschichte und Bedeutung von Kleinbahnen hängen, Werkzeuge und Utensilien ausstellen. Er könnte sanitäre Einrichtungen und eine Küche einbauen und seinen Service verbessern. In zwei bis drei Jahren, hofft Rauh, könnte es so weit sein. Bis dahin plant der Verein weiter – mit Volldampf.