Huawei P10 im Test: Oberklassen-Smartphone ohne Extras

Huawei P10 im Test: Oberklassen-Smartphone ohne Extras
Pro und Contra
  • starke Kamera
  • hochwertige Verarbeitung
  • erstklassige Systemleistung
  • keine USB 3.X Spezifikation
  • Kamera-Abdeckung nicht aus Saphirkristall
  • nicht wasserdicht
  • 4.0

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Das P9 aus dem vergangenen Jahr wird durch das P10 abgelöst. Ausgestattet mit einem neuen, flotteren Chip kommt das Oberklassen-Smartphone von Huawei in einem handlichen Format daher und wird begleitet von seinem großen Bruder, dem P10 Plus. Das preislich attraktivere P10 lite für das kleine Budget folgt etwas später und komplettiert dann die Familie. Seit gut einer Woche testen wir das neue Gerät im Praxiseinsatz.

Dabei ist uns aufgefallen, dass das P10 so seine Eigenheiten hat. Im Vergleich zur Konkurrenz ist es beispielsweise nicht vollständig wasserdicht, sondern besitzt lediglich ein nanocoating, das Feuchtigkeitsschäden verhindern soll. Solltet Ihr das P10 kaufen oder doch lieber auf das Galaxy S8 warten? Mehr dazu und weitere Stärken sowie Schwächen lest Ihr jetzt im ausführlichen Testbericht von TechStage.

Mit jeder Gerätegeneration, die Huawei der Welt präsentiert, gewinnt das chinesische Technologieunternehmen mehr Selbstbewusstsein und Durchsetzungskraft in Sachen Design. Die Telefone sind exzellent verarbeitet und wirken extrem hochwertig. Kaum zu glauben, dass das Image vor fünf Jahren ein anderes war: Die Smartphones wurden für 99 Euro im Discounter verramscht und den Leuten auf der Straße musste man erklären, wie der Huawei ausgesprochen wird. Mit einem globalen Marktanteil von 9,3 Prozent1 befindet sich Huawei Device auf Platz drei der Top-Hersteller und hat schon seit längerem ein Wort mitzusprechen.

Genau wie beim letzten großen Hit, dem Mate 9 (Testbericht) , verfügt auch das P10 über eine erstklassige Produktqualität. Das 145 Gramm leichte Smartphone hat eine Dimension von 145 × 69 × 7 Millimeter und liegt bequem in der Hand. Das Gehäuse wird aus einem Aluminiumblock herausgefräst, das sorgt für besondere Stabilität. Je nach Farbauswahl – und die ist groß – ist die Materialverarbeitung anders. Unsere Ausführung namens Graphite Black wird beispielsweise eloxiert und durch Sandstrahlen veredelt. Das sogenannte Prestige Gold dagegen hat auf der Rückseite kleine dreidimensionale, fast schon pyramidenartige Unebenheiten, die nicht nur für einen fest Griff sorgen, sondern auch Fingerabdrücke abweisen. Daneben gibt es erstmals zwei außergewöhnliche Farben: Dazzling Blue und Greenery. Für sie zeichnet sich das US-amerikanischen Pantone Color Institute verantwortlich. Das Haus ist in der künstlerischen Szene für seinen zeitgeistigen und innovativen Beitrag bekannt. Den Nicht-Farbenthusiasten, der sein P10 bei Amazon oder im Saturn-Markt nebenan kauft, dürfte das egal sein.

Das Schutzglas des P10, das die komplette vordere Seite bedeckt, ist Gorilla Glass 5 von Corning. An den Seiten ist es minimal konvex gewölbt, so dass man es kaum fühlen, aber optisch durch die deformierten Lichtreflexionen sehen kann. Glas kommt auch hinten zum Einsatz: Das Fenster der Dual-Kamera geht nahtlos in das Gehäuse über. Einen Unterschied nimmt man nur durch das Fühlen oder Streichen mit der Fingerkuppe wahr, da die Friktion bei den Werkstoffen unterschiedlich ist. Ungeachtet dessen scheint die Kameraabdeckung nicht widerstandsfähig zu sein, auch wenn sie ebenfalls von Corning kommt: Schon nach wenigen Tagen haben sich drei Kratzer sichtbar gemacht. Dabei trugen wir das P10 lediglich in der vorderen Jeanstasche. Auf Nachfrage beim Hersteller, ob dies normal sei, hieß es:

„[…] Die Samples [Testgeräte] sind zwar final, jedoch keine Verkaufssamples [Einzelhandelsware] – eventuell hat sich da eines mit einem Makel eingeschlichen“ .

TechStage empfiehlt dennoch eine Hülle oder alternativ das mitgelieferte und durchsichtige Case zu benutzen.

Das P10 von Huawei Device ist mit seiner Ausstattung ein insgesamt modernes Smartphone. Luft nach oben gibt es zwar immer, ist jedoch bei diesem Paket nicht notwendig. Die Rechenarbeit wird von einem Achtkernprozessor mit viermal 2,4 GHz und viermal 1,8 GHz erledigt. Es handelt sich um den Kirin 960 der hauseigenen Halbleitertochter HiSilicon Technologies. Der Arbeitsspeicher (RAM) hat eine Größe von vier GByte und war bisher in allen Fällen ausreichend. Für die Darstellung von grafischen Elementen steht eine Mali-G71 MP8 von ARM zur Verfügung – sie gehört derzeit zu den besten GPUs. Im AnTuTu-Benchmark (Version 6.2.7) hat das P10 eine Auswertung zwischen 130.000 bis 141.000 Punkten erreicht. Zum Vergleich: Qualcomms bevorstehender Snapdragon 835 erzielt in der aktuellen, noch nicht finalen Ausführung einen Wert von 180.000 Punkten; Apple schafft mit seinem A10 Fusion um die 173.000 Punkte. Unabhängig von diesen Zahlen laufen sowohl das System als auch rechenintensive 3D-Spiele erfreulich flüssig. Während des Testzeitraums konnten wir in diesem Punkt nichts beanstanden.

Der interne Speicher ist 64 GByte groß, davon nutzbar sind allerdings nur 48 GByte. Wer mehr mag, dem wird die Möglichkeit zur Speichererweiterung per microSDXC um zwei TByte angeboten. Zur Ermittlung des Standortes greift das P10 auf vier internationale und regionale Satellitennavigationssysteme zurück: GPS, Beidou aus China, das europäische Galileo sowie das russische GLONASS. In das Internet geht das Telefon über LTE (Kategorie 12 mit bis zu 600 Mbit pro Sekunde) oder WLAN nach 802.11 ac über 2,4 sowie 5 GHz. NFC sowie Bluetooth 4.2 sind natürlich auch integriert, Infrarot wie im beim großen P10 Plus dagegen nicht.

Anders als beim Huawei P9 (Testbericht) aus dem letzten Jahr, sitzt der aktive Fingerabdrucksensor des P10 auf der Vorderseite unter dem Display. Er ist etwas tiefer eingelassen und wird von der gleichen Glasscheibe geschützt wie das Display. Was das Entsperren des Telefons aus dem Ruhezustand angeht, so sind wir von der Geschwindigkeit fasziniert: Sobald die Luft zwischen den Papillarleisten der Finger und der Sensorfläche zur Seite geschoben wird und die zwei Körper in Berührung kommen, leuchtet das Gerät auf und ist betriebsbereit. Der komplette Prozess nimmt keine Sekundenbruchteile in Anspruch, findet jedoch immer wieder Beachtung. Neu ist auch das Feature Smart Touch: Darunter wird die Multifunktionsfähigkeit des Fingerabdruckes verstanden.

Für die Bedienung gibt die drei Android-typischen, virtuellen Tasten auf dem Display. Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, der kann auch exklusiv den Fingerabdrucksensor für alles nutzen: kurzes Berühren für einen Schritt zurück, langes Berühren für Start/Home und links Wischen für die zuletzt verwendeten Apps. Erfordert etwas Gewohnheit, man ist jedoch schnell drin.

Der Bildschirm des P10 hat eine Diagonale von 5,1 Zoll. Das ist unter anderem eines der sichtlichen Unterschiede zum größeren P10 Plus mit 5,5 Zoll. Die Auflösung der Flüssigkristallanzeige ist Full-High-Definition, also 1920 × 1080 Pixel. Die Darstellung mit über zwei Millionen Pixel bei einer Dichte von 432 ppi ist vollkommen in Ordnung und mehr als ausreichend, wenn Virtual Reality keine Primäranwendung ist. Gut gelingen die brillanten Farben, die überaus echt wirken. Auch Helligkeit und Kontraste sind gut; fast schon auf iPhone-Niveau.

Rechnet man den Flächenanteil des Display auf der vorderen Seite aus, so landet das P10 bei einem Wert von 71,2 Prozent. Zur Verdeutlichung: Das G6 von LG (Hands-on) , das der Welt zum selben Zeitpunkt präsentiert wurde, liegt bei einem Display-Oberflächenverhältnis von 78,3 Prozent. Dabei hat es ein 5,7-Zoll-Display mit mehr als vier Millionen Pixel und ist gerade einmal ein Tick größer als das P10 von Huawei Device. Ein Gerät, das den Quotienten noch weiter ausreizen könnte, ist das Galaxy S8 von Samsung , das wir am Mittwoch, den 29. März 2017, zu Gesicht bekommen werden.

Das P10 ist ein Kamera-Smartphone. Es besitzt eine Dual-Kamera mit einer Linsenkonstruktion, dessen Entwurf zwar von der deutschen Leica Camera AG kommt, die aber von einem Drittanbieter gefertigt wird. Der Aufbau des Systems könnte den einen oder anderen Nutzer bekannt sein: Die Idee wurde bereits im Mate 9 , das Ende 2016 auf den Markt kam, umgesetzt. Die äußere RGB-Kamera mit einem optischen Bildstabilisator (OIS) erfasst das Motiv in Farbe und löst 12 Megapixel auf. Der innere Bildsensor hat 20 Megapixel und sieht nur Schwarzweiß. Hier wird das Bild rein elektronisch stabilisiert. Durch die unterschiedlichen Auflösungen ist ein zweifacher Zoom ohne einen merklichen Qualitätsverlust möglich. Das Vergrößern klappt wahlweise über eine Pinch-To-Zoom-Geste in der Kamera-App, über eine vertikale Leiste am rechten Rand oder über die Lautstärke-Wippe.

Die Blende des P10 hat einen Wert von f/2.2 und trägt die Leica-Marke Summarit. Noch etwas lichtstärker ist die Summilux-Optik beim P10 Plus mit f/1.8. Das Gleiche hätten wir uns auch beim kleineren Modell gewünscht. Die zweite Generation der Dual-Kamera bringt dutzende Funktionen mit sich: Farbfoto, Monochrom, HDR, Panorama, Nachtaufnahme, Zeitraffer, Zeitlupe und vieles mehr. Neben dem Automatikmodus beherrscht das Gerät auch einen frei konfigurierbaren, manuellen Modus. Der Nutzer kann Einfluss auf den Weißabgleich, Fokus, die Belichtungskorrektur, Belichtungszeit, Lichtempfindlichkeit und das Metering nehmen. Darüber hinaus stehen ein AF-Hilfslicht sowie die Option auf das Rohdatenformat (RAW) bereit. Wer Fotografie auf dem Smartphone ernst nimmt, der wird die Möglichkeiten des P10 lieben.

Testbilder

Fotografieren muss aber keine Raketenwissenschaft sein. Natürlich geht es auch so: Telefon in die Hand nehmen und einfach mal ein Bild machen. Das haut gut hin. Was weniger optimal funktioniert, ist das Schnellstart-Feature der Kamera. Durch das zweimalige Betätigen der unteren Lautstärkentaste im Ruhezustand springt die App irre schnell auf und löst aus, noch bevor man das Motiv auf dem Display sieht. Ist das Licht gut und kommt man einigermaßen mit dem Takt mit, werden die Bilder scharf. In dunklen Umgebungen oder bei Kunstlicht stimmen aber weder die Belichtung noch die Schärfe.

Die Hauptkameras auf der Rückseite liefern insgesamt gute Resultate. Die Bildqualität hat in unterschiedlichen Szenarien wie Makro, Landschaft oder Porträt ein hohes Niveau. Gekoppelt mit einem vierfachen Fokussystem (Phasendetektions-, Kontrast-, Laser und Tiefenfokus) und einer Dual-Foto-LED mit zwei Farben, hat die Kamera eine umfangreiche Ausstattung. Videos werden im Format 4K Ultra-High-Definition aufgezeichnet. Die Kamera auf der Front löst acht Megapixel auf. Schießt der Nutzer ein Bild, erkennt das Smartphone von selbst, ob es sich um ein Selfie oder ein Gruppenbild handelt. Bei einem Gruppenbild springt das Gerät automatisch in den Weitwinkelmodus, um alle Personen zu erfassen.

Auf dem P10 ist Android OS in der Version 7.0, Codename Nougat, installiert. Die Oberfläche ist EMUI 5.1. Neben einigen nützlichen Werkzeugen wie einem Dateimanager oder einem Sprachrekorder liefert Huawei auch viel Werbemüll in Form von Bloatware mit – Dinge, die nicht jeder braucht. Und wenn, dann holt man sich diese Apps aus dem Google Play Store. Das Gröbste lässt sich jedoch entfernen, so holt man sich wieder etwas vom belegten Speicher zurück.

Im Vergleich zu den Generationen zuvor ist die Oberfläche nun (endlich) ein wenig dezenter und zeitgemäßer geworden. Aussehen ist zwar eine Sache des Geschmackes, jedoch war man in der Vergangenheit dann doch etwas asiatischer unterwegs, weniger westlich. Über die Applikation Designs stehen neue Style-Pakete zum Download bereit. So lässt sich die Optik das User Interface individuell umgestalten.

Huawei ist nicht der schnellste Hersteller, wenn es um Updates und Upgrades geht. Stimmt, Samsung Electronics ist es auch nicht. Aktuell haben HTC und Sony die Nase vor. Die aktuellste Version von Android ist 7.1, im Mai 2017 könnte Google sogar schon einen Ausblick auf den Nachfolger geben. Ob Huawei sich dann dazu äußert und aktiv wird, werden wir sehen.

Mitte März kommt das P10 für 599 Euro in den Handel. Wer das Telefon bis zu einem bestimmten Zeitpunkt vorbestellt, bekommt sogar noch eine Sofortbildkamera von Leica hinterher geschmissen. Aber reicht das aus?

In Sachen Design zeigt Huawei mittlerweile (s)eine Stärke, obwohl ein Gerät dieser Klasse im Jahr 2017 staub- und wasserdicht sein sollte. Nicht deshalb, weil man damit unbedingt schwimmen gehen will, sondern weil Fehler passieren können, die ein 600-Euro-Smartphone aushalten sollte. Ferner hätten wir lieber Saphirkristall als Schutz für die Kameralinsen gesehen statt Gorilla Glass 5, da es nachhaltiger ist. Schließlich möchte man auch in zwei Jahren noch tolle Fotos mit der Kamera machen und sich nicht von einer zerkratzten Optik frustrieren lassen.

Dass das Smartphone kein Wireless Charging hat, okay, damit können wir leben. Immerhin ist der gesamte Korpus aus Metall, und kabellose Ladestationen sind noch nicht sonderlich verbreitet. Der 3200 mAh große Akku wird mit einer Technologie namens Huawei SuperCharge schnell aufgeladen, nach 1:23 Stunden ist der Speicher wieder auf 100 Prozent. Bei einer Laufzeit von etwa 11 Stunden bei intensiver Nutzung ist das auch sinnvoll. Aufgeladen wird über USB Type C, der Standard zur Datenübertragung ist jedoch USB 2.0.

Mit dem P10 hat Huawei ein interessantes Smartphone am Start. Gegen die Flaggschiffe von LG, Sony und Samsung kommt es aber nicht an. Dafür fehlen einfach viele Extras, wie beispielsweise Stereolautsprecher. Auch im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem P9, gibt es keinen kristallklaren Mehrwert. Grundsätzliche Funktionen wie Telefonieren, Surfen und Co. sind hervorragend und auch die Kamera überzeugt. Aber irgendwie fehlt der Wow-Faktor.

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