Fünf Ideen gegen die Frauendominanz am Gymi

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Geschlechter-Graben Fünf Ideen gegen die Frauendominanz am Gymi

Männer sind eine Minderheit am Gymnasium. Experten und Politiker schlagen verschiedene Massnahmen vor, um den Geschlechtergraben zuzuschütten.

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Frauen haben den Männern an Schweizer Gymnasien längst den Rang abgelaufen. Im Durchschnitt machen hierzulande 24 Prozent der Frauen die Matura, jedoch nur 16 Prozent der Männer. In einzelnen Kantonen, zum Beispiel in Schwyz, sind es sogar doppelt so viele Frauen wie Männer. Das zeigen Zahlen des Bundesamtes für Statistik (siehe unten).

CVP-Präsident Gerhard Pfister warnte diese Woche an der Konferenz Schweizerischer Gymnasialrektoren vor dieser Entwicklung. Die Attraktivität für junge Männer müsse unbedingt gestärkt werden, sagte Pfister laut der NZZ. Es gehe dabei nicht nur ums Prinzip, sondern es gebe praktische Gründe: Männer würden sich stärker für naturwissenschaftliche Fächer interessieren und später auch eher diese Fachrichtung studieren. Und genau das seien die Fächer, für die es eine grosse Nachfrage seitens der Wirtschaft gebe.

So sollen Gymis attraktiver für Buben werden

Um wieder mehr Männer ans Gymnasium zu locken, liegen verschiedene Vorschläge auf dem Tisch:

• Informatik soll am Gymnasium ein obligatorisches Fach werden. Entsprechende Pläne verfolgen die kantonalen Erziehungsdirektoren. Darin sollen Schüler Grundlagen des Programmierens und der Computersysteme lernen. Ein solcher Technik-Unterricht könnte auch Männer wieder verstärkt ans Gymnasium locken, hofft Pfister. Das Interesse an diesem Thema sei bei Männern viel grösser. Er verweist dabei auf die Schwerpunktfächer: «In ‹Physik und Anwendungen der Mathematik› ist der Männeranteil sehr viel höher als bei anderen Schwerpunktfächern.»

• FDP-Nationalrat und Gewerbeverbands-Direktor Hans-Ulrich Bigler fordert, dass die Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium überarbeitet wird. Momentan liege der Schwerpunkt dort zu sehr auf Fähigkeiten in Sprachfächern, was den Interessen der Mädchen zugutekomme.

• Mathematik, Physik und Chemie sollen während des Gymnasiums gegenüber Sprachen ein höheres Gewicht erhalten. Das schlägt CVP-Nationalrätin Kathy Riklin vor. Franz Eberle, Professor für Gymnasial- und Wirtschaftspädagogik an der Universität Zürich, sieht im Technikunterricht eine Möglichkeit, den Interessen der männlichen Schüler eher gerecht zu werden.

• Sportprogramme nach amerikanischem Vorbild würden laut Riklin ebenfalls mehr Buben ans Gymi locken. Dabei geniessen sportliche Leistungen während der Ausbildung einen grösseren Stellenwert. An amerikanischen Schulen gebe es normalerweise Schulmannschaften, etwa im Basketball. Ein ähnliches Modell würde das Gymi für junge Männer attraktiver machen.

• Ob man das Gymnasium besucht oder eine Lehre macht, ist stark von den Interessen des Schülers abhängig. Professor Eberle schlägt deshalb vor, dass man bei Jungs verstärkt das Interesse an Sprachen wecken soll.

«Mädchen sind oft motivierter, fleissiger und disziplinierter»

Dass heute mehr Frauen ans Gymnasium gehen als Männer, hat laut Eberle übrigens verschiedene Gründe. «Insgesamt sind Mädchen oft motivierter, fleissiger und disziplinierter. Das sind Eigenschaften, die bei den Jungs häufiger als uncool gelten.»

Buben wollten häufiger nach der langen obligatorischen Schulzeit endlich etwas Praktisches machen statt weiterhin reines Schulwissen zu lernen. Hinzu komme: «Die heutigen Schulabgänger wissen, dass ein Hochschulstudium auch über die Berufsmatura möglich ist.»

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