Diese Roboter erobern die Arbeitswelt

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Blick in die ZukunftDiese Roboter erobern die Arbeitswelt

Intelligente Maschinen übernehmen zunehmend Aufgaben in Beruf und Alltag. Ein Roboter-Experte zeigt mögliche Einsatzgebiete auf.

B. Zanni
von
B. Zanni

Schweizer Sicherheitspolitiker machen sich für ein Robotergesetz stark. «Im Gesetz muss klar definiert sein, dass die Firma, die den Roboter programmierte, bei Unfällen haftet», fordert etwa GLP-Nationalrat Beat Flach. Handlungsbedarf sehen die Politiker, weil Roboter künftig in der Arbeits- und Alltagswelt vermehrt Aufgaben übernehmen. Roland Siegwart, Professor für autonome Systeme an der ETH Zürich, zeigt, wo sie eingesetzt werden könnten:

Landwirtschaft:

«Wegen Schädlingen oder ungenügender Bewässerung gehen 30 Prozent der angepflanzten Lebensmittel schon auf dem Feld verloren», sagt Siegwart. Roboter überwachen die Felder kontinuierlich und reagieren bei ungünstigen Entwicklungen sofort, etwa indem sie mit Sprays gegen Schädlinge vorgehen. Auch helfen sie bei der Erntearbeit. «Zum Beispiel sammelt ein Roboter Äpfel ein.»

Gefährliche Gebiete:

Roboter kommen in unwirtlichen und gefährlichen Umgebungen zum Einsatz, zum Beispiel in Gebieten nach Naturkatastrophen wie Erdbeben. Sie übernehmen die Arbeit der Mineure. Feuerwehrleuten helfen sie, Brände zu löschen.

Gastronomie:

In Billig-Restaurants bereiten Roboter Take-away-Menüs zu, schenken Getränke aus und servieren Bestellungen an die Tische. In edleren Restaurants werde sich der Roboter aber nicht durchsetzen, sagt Siegwart. «Dort erwartet der Kunde, dass er von einem Menschen bedient wird, der individuell auf ihn eingehen kann.»

Konsum:

Wer ein Produkt im Supermarkt sucht, wird von einem Roboter zum richtigen Regal geführt. Wahrscheinlich werde aber kein Roboter-Mensch den Verkaufsangestellten ersetzen. «Eher können sich die Kunden anhand der Anweisungen auf ihren Smartphones orientieren.»

Für Online-Versände verpacken Roboter im Lager die bestellten Produkte. Dass Roboter im Supermarkt Waren einpacken, ist in naher Zeit dagegen eher unmöglich. «Die Roboteraufgaben in den Versandhäusern können viel besser und einfacher strukturiert werden.» Im Warenhaus sei die Variation von Situationen viel grösser, da dort jeder Mensch auftauchen könne.

Verkehr:

Busse und Autos fahren autonom. «Bevor autonomes Fahren möglich ist, müssen die Fahrzeuge auf komplexe und unerwartete Situationen wie Unfälle, Staus und Baustellen reagieren können.»

Züge und Flugzeuge transportieren Passagiere führerlos. «Da Flug- und Bahnstrecken durch die klaren Verkehrslinien sehr übersichtlich strukturiert sind, wäre das autonome Fahren im Prinzip schon heute möglich.» Aber auch bei diesen Verkehrsmitteln muss auf unerwartete Situationen reagiert werden können, etwa wenn sich ein Passagier in der Tür einklemmt. «Im Moment kann nur ein Mensch reagieren.»

Pflege:

Die Körperpflege von Patienten im Spital oder Altersheimbewohnern übernimmt der Roboter. «Denn viele Menschen haben Mühe, wenn fremde Menschen in ihre Intimsphäre eingreifen», sagt Siegwart. Auch möglich ist, dass Roboter Menschen in Altersheimen auf kurzen Strecken begleiten.

«Dass Roboter Menschen ankleiden können, wird aber in den nächsten 20 bis 30 Jahren nicht möglich sein.» Je mehr Finger für eine Tätigkeiten gleichzeitig gebraucht würden, desto komplexer seien die Aufgaben für eine Maschine. «Damit ein Roboter jemandem Socken anziehen kann, erfordert es eine enorme Fingerfertigkeit, was noch grosse technische Fortschritte braucht.»

Medizin:

Roboter unterstützen Chirurgen bei Operationen. «Dabei übernehmen sie mechanische Aufgaben, indem sie zum Beispiel Gefässe zusammennähen.» Vollautonome Roboter im Operationssaal sind laut Siegwart aber unmöglich. «Es muss immer ein Mensch dabei sein, der im Notfall reagieren und den Eingriff eines Roboters zum Beispiel bei Komplikationen sofort stoppen kann.»

Ein Weihnachtsvideo des Instituts für Robotik und Intelligente Systeme der ETH Zürich gab 2016 Einblick in die Robotik-Forschung:

In japanischen Hotel Henn-na kümmern sich Roboter um die Gäste:

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