Berlin: Multi-Millionen-Programm für Videoüberwachung in S-Bahnen

Die S-Bahn Berlin will die Videoüberwachung in ihren Zügen ausbauen. Kosten von bis zu einer Viertelmilliarde Euro stehen im Raum.

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Berlin: Millionen-Programm für Videoüberwachung in S-Bahnen
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  • dpa
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Die S-Bahn Berlin will die Videoüberwachung in den Zügen mit einem Millionen-Programm ausbauen. Das Unternehmen verhandelt mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg darüber, Kameras in den Zügen der West-Ost-Verbindung und der Nord-Süd-Strecken nachzurüsten, wie S-Bahn-Chef Peter Buchner der Deutschen Presse-Agentur sagte.

"Ein Investitionsprogramm für unsere 500 Viertelzüge der Baureihe 481 halte ich für sinnvoll", erklärte Buchner mit Blick auf die jüngste Zug-Baureihe im Fahrzeugpark. Sie sind maximal 19 Jahre alt. Ein Viertelzug besteht aus zwei miteinander verbundenen Wagen.

"Mit einer technischen Modernisierung und einem Re-Design sind sie weitere 15 Jahre einsetzbar", sagte Buchner. "Und wenn sie so lange fahren, ist es schon sinnvoll, über die Ausrüstung mit Überwachungskameras nachzudenken." Ungeklärt sei zwischen den Ländern und der S-Bahn aber noch, wer die Kosten für neue Kameras übernähme.

"Pro Viertelzug rechne ich mit einer halben Million Euro", rechnete Buchner vor. "Wenn die ganze Flotte fit gemacht wird, reden wir über eine Viertelmilliarde Euro." Eine weitere Herausforderung bestehe darin, trotz Nachrüstung genug Züge auf den Strecken zu halten. Die S-Bahn müsse uneingeschränkt fahren. Deshalb könne immer nur ein kleiner Teil der Fahrzeuge zum Umbau in die Werkstätten, sagte Buchner.

Ab 2021 will die S-Bahn Berlin neue Züge der Baureihen 483 und 484 einsetzen -- 360-Grad-Überwachungskameras inklusive

(Bild: Deutsche Bahn AG/ Neuhold )

Während die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ihre U-Bahnen und die meisten Straßenbahnen mit Kameras überwacht, war die S-Bahn beim Thema Video bisher zurückhaltender; außer bei der Bestellung der neuen Züge für die Ringbahn, die dort von 2021 an fahren sollen. "Die neuen Züge werden hochmoderne 360-Grad-Kameras haben, mit denen der komplette Fahrgastraum überwacht werden kann", sagte Buchner.

Nur bei den älteren Zügen der Baureihen 480 und 485 hält der Manager es für unsinnig, Kameras nachzurüsten. Denn sie sollen nur noch fünf bis sechs Jahre fahren.

An den Bahnsteigen zeichnet die S-Bahn seit dem vergangenen Sommer Videos auf und speichert sie 48 Stunden lang für die Bundespolizei. Jedoch hat nur die Hälfte der Bahnhöfe Abfertigungskameras. Zusätzliche Kameras gibt es an großen Umsteige-Bahnhöfen.

"Die Deutsche Bahn setzt in erster Linie auf Personalpräsenz", sagte Buchner. "Wir haben circa 500 Sicherheitsmitarbeiter im Großraum Berlin im Einsatz, von denen ein Großteil in den rot-gelben Zügen und auf den Bahnsteigen der S-Bahn im Einsatz ist." Mit dem Verkehrsverbund spreche man darüber, im neuen Verkehrsvertrag die Sicherheitsleistungen aufzustocken.

"Es sollen noch Teams für Schwerpunkteinsätze hinzukommen", sagte Buchner. Sie sollen nach Möglichkeit auch mit Hunden unterwegs sein. "In schwierigen Situationen verschafft der Hund der menschlichen Zweierstreife zusätzlichen Respekt", erklärte Buchner. Jedoch sei es nicht einfach, passende Hunde zu finden. "Da ihr Einsatz mit Sicherheitsstreifen lange verpönt war, gibt es derzeit kaum Züchter, die derartig geeignete Tiere anbieten." (pmz)