Senat und S-Bahn führen Gespräche über eine Aufrüstung der 500 Viertelzüge der Baureihe 481/482.

Bislang können sich Kriminelle in der Berliner S-Bahn weitestgehend unbeobachtet fühlen. Anders als bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ist keines der Fahrzeuge mit Videokameras ausgestattet. Erst die neuen Züge, die ab 2021 ausgeliefert werden, verfügen über jene Technik, die auch bei der S-Bahn in München oder Hamburg längst Standard ist.

Nun könnte es womöglich schon früher so weit sein. Wie aus einer Anfrage des Abgeordneten Joschka Langenbrinck (SPD) hervorgeht, führen Senat und S-Bahn Gespräche über eine Aufrüstung der 500 Viertelzüge der Baureihe 481/482. Sie sind mit einem Durchschnittsalter von 16 Jahren die jüngsten in der Flotte und sollen noch bis mindestens 2030 fahren. Dafür müssen sie technisch ertüchtigt werden. Im Rahmen dieser Arbeiten wird nun überlegt, Videokameras gleich mit einzubauen. „Videokameras können auch in S-Bahnen für mehr Sicherheit sorgen und wir Berliner wollen in allen Bahnen sicher unterwegs sein“, befürwortet Langenbrinck den Vorstoß.

Der sei vor allem der öffentlichen Debatte um mehr Sicherheit geschuldet, sagt Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner (Grüne). Und: „Die BVG hat in fast allen Fahrzeugen Kameras, warum nicht auch die S-Bahn?“ Ebenfalls gesprochen werde über Notrufsäulen auf den S-Bahnhöfen.

S-Bahn lehnte Nachrüstung jahrelang ab

Jahrelang hat die S-Bahn eine Nachrüstung mit Kameras abgelehnt. Neben den anfallenden Kosten ist das Unternehmen seit der Krise 2009 vor allem damit beschäftigt, die vom Land bestellten Leistungen zu liefern. Dazu kommt die vom Senat verschlafene Ausschreibung für die Ringbahn, deretwegen die ganz alten Wagen noch länger durchhalten müssen und ebenfalls umgerüstet werden. Weitere Züge, die für den Einbau von Kameras ausfallen, kommen da ungelegen. „Videotechnik ist natürlich wünschenswert“, sagt S-Bahn-Chef Peter Buchner. Jedoch müsse man sehen, ob dies bei den vielen anstehenden Ertüchtigungen umsetzbar sei. „Die Züge sollen schließlich auch fahren und nicht nur in Schöneweide in der Werkstatt stehen.“ Auch die Frage der Finanzierung ist noch unklar.

Im vergangenen Jahr stiegen in Berlin die Straftaten im öffentlichen Personennahverkehr um zehn Prozent, besonders Diebstähle nahmen zu, während Gewaltdelikte leicht zurückgingen. Bei der BVG fordert die Polizei immer häufiger Videoaufnahmen an. Wie die Bilder, die auch die S-Bahn bei einem Teil ihrer Bahnhöfe aufzeichnet, werden sie 48 Stunden gespeichert und dann gelöscht. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2015 befürworten 83 Prozent der BVG-Fahrgäste die Videotechnik, zumindest in Bahnhöfen.

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