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Weißensee, 1990. Ein Ikarus-Bus in der Berliner Allee. Links auf dem Schild wirbt der Fleischer für Paprikaschoten.

© Imago

Ungarn: Partnerland der Grünen Woche: Als der "Schlenki" durch Berlin rollte

900 Kilometer liegen zwischen beiden Städten, Flugzeit: eineinhalb Stunden. Doch beide verbindet viel mehr.

Die Grüne Woche läuft, Partnerland ist Ungarn, das gerade wieder Schlagzeilen macht. Dorthin pflegt Berlin ein besonderes Verhältnis. Eines, zu dem Fluchten gehören, Sehnsüchte, Schlenkis und Pál Dárdai. Wir waren zum Beispiel der ungarischen Küche auf der Spur und haben überlegt, warum DDR-Bürger gerne nach Ungarn gefahren sind. Berlin und Budapest sind nicht nur durch den identischen Anfangsbuchstaben miteinander verbunden. Auch sonst gibt es zahlreiche Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten.

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IKARUS

Mit dem fliegenden Griechen hatten die nach dem Krieg in Budapest gebauten Ikarus-Busse nichts gemeinsam. Vor allem bei den Fahrern waren sie unbeliebt: Mehrere tausend Mal pro Schicht mussten sie kuppeln und schalten, während westliche Hersteller schon längst auf Automatik gesetzt hatten. Die Ost-Berliner Verkehrsbetriebe (BVB) fuhren Ikarus, weil die Busse billig waren; Komfort hin oder her.

Sie setzten dabei aber auch Gelenkbusse ein, Schlenkis genannt, die bei der BVG im Westen lange verpönt waren. Nach der Wende fuhren die Ikarusse auch durch West-Berlin; die wiedervereinigte BVG musterte die Busse aber nach wenigen Jahren aus.

U-BAHN

Beide Städte gehören zu den ersten, die in Europa eine U-Bahn bauten. Vorn liegt London und dann folgt – Budapest. Bereits 1896 rumpelten die ersten Züge durch den Untergrund; Berlin folgte 1902 als dritte Stadt – mit einer vorwiegend als Hochbahn ausgeführten Strecke. Treibende Kraft für den Bau in beiden Städten war die Elektrofirma Siemens & Halske aus Berlin. In der deutschen Reichshauptstadt war man zunächst skeptisch, in den sandigen Untergrund zu gehen. Auch in Budapest wollte man zunächst auf einer Prachtstraße eine Straßenbahn anlegen.

Nachdem diese Pläne abgelehnt worden waren, setzten sich die U-Bahn-Planer durch. Während Berlin bis 1930 das Netz kräftig ausbaute, ging es in Budapest erst nach dem Zweiten Weltkrieg weiter. Nach sowjetischem Vorbild. Heute ist das Netz in Berlin 146 Kilometer lang. Es gibt zehn Linien mit zusammen 173 Bahnhöfen. Die Budapester U-Bahn besteht aus 52 Bahnhöfen, verteilt auf vier Linien, die zusammen 52 Kilometer lang sind.

BAHNHÖFE

Ähnlich wie Berlin hat Budapest mehrere Bahnhöfe für den Fernverkehr: Einen Westbahnhof, einen Ostbahnhof und einen Südbahnhof. Sie sind als sogenannte Kopfbahnhöfe nicht miteinander verbunden – wie die Stationen Görlitzer Bahnhof, Anhalter Bahnhof, Potsdamer Bahnhof, Lehrter Bahnhof, Hamburger Bahnhof und Stettiner Bahnhof einst in Berlin. Der Betrieb im Hamburger Bahnhof endete bereits 1884; die anderen Kopfbahnhöfe wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegeben und bis auf kümmerliche Reste abgerissen. Heute besitzt Berlin einen zentralen Hauptbahnhof, ergänzt im Fernverkehr durch die Stationen Gesundbrunnen, Ostbahnhof, Spandau und Südkreuz.

FLUGHAFEN

In Budapest gibt es einen Flughafen (das alte Terminal nahe dem neueren ist seit 2012 geschlossen), während Berlin noch zwei betreibt. In Budapest werden rund acht Millionen Passagiere im Jahr abgefertigt, in Berlin waren es im vergangenen Jahr 32,9 Millionen. Benannt ist die Anlage nach dem Komponisten Franz Liszt; Tegel trägt den Zusatz „Otto Lilienthal“ und am BER grüßt Willy Brandt.

VERBINDUNGEN

Flüge zwischen beiden Städten bieten mehrere Gesellschaften an: Air Berlin, Easyjet und Ryanair. Die Flugzeit beträgt eineinhalb Stunden. Auch mit dem Zug gibt es umsteigefreie Verbindungen. Die Fahrt dauert elfeinhalb Stunden. Im Angebot ist auch eine Nachtverbindung. Wer billiger Bus fahren will, kann unter mehreren Anbietern wählen. Meist dauert die Fahrt um die 13 Stunden. Fürs Auto gibt der Routenplaner bei der 900 Kilometer langen Strecke eine Zeit von knapp neun Stunden an.

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