Kellyanne Conway : Wie sich Trumps Beraterin um Kopf und Kragen redet
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Und dann gibt sie noch eine Anekdote über einen „sehr prominenten“ Journalisten einer „nach Links tendierenden“ Website zum Besten. Der habe ihr gemailt, er wolle eine Geschichte über ihren Tweet zum Holocaust-Gedenktag veröffentlichen und ihr Gelegenheit zur Stellungnahme geben. Sie habe geantwortet: „Habe ich darüber getwittert?“ Daraufhin habe sich der Journalist bei ihr entschuldigt und sich dafür geschämt, dass er einem Fake-Account aufgesessen sei. Davon gebe es ja viele auf Twitter.
Tapper zeigt sich von der Anekdote, die ihm hier aufgetischt wird, unbeeindruckt: „Also wurde diese Geschichte nie gesendet?“ Genau so war es. Während Conway sich über „Fake News“ beklagt und den Journalisten vorwirft, zu negativ über die Regierungsmannschaft zu denken, sagt Tapper: „Ich bin froh, dass dieser Reporter seine Arbeit getan und sich bei Ihnen gemeldet hat, bevor er eine Geschichte veröffentlicht.“
„Weil es eine Lüge ist“
23 Minuten nach Beginn des Interviews kommt Tapper noch einmal richtig in Fahrt und auf die Mordrate zurück. „Zu sagen, dass es einen Anstieg der Mordrate gab zwischen 2014 und 2015, ist wahr. Zu sagen, dass wir sie senken müssen und Gesetz und Ordnung brauchen und all das – fein. Aber er (Trump) sagte, es ist die höchste Mordrate in 47 Jahren, und die Medien berichteten nicht darüber. Und nochmal, Kellyanne, die Medien berichten nicht darüber, weil es eine Lüge ist. Weil es nicht wahr ist. Und dass der Präsident das sagt, ist…, ist… Ich kann nicht einmal, ich kann es nicht einmal begreifen.“ Dann gibt Tapper Conway das letzte Wort, und sie versucht sich an einer Erklärung. „Ich werde es besprechen. Ich glaube, er beruft sich vielleicht auf Daten für eine spezielle Region. Ich weiß nicht, wer ihm diese Daten gegeben hat.“
Dieses Interview ist nicht nur ein Lehrstück in Sachen Fernsehjournalismus. Es offenbart in kondensierter Form, wie wild das Weiße Haus mit Anschuldigungen gegen „die Medien“ um sich schlägt, diese teilweise zurücknimmt und dann wieder anders gemeint haben will. Jeder kann sehen, wie Trumps Beraterin den unangenehmen Fragen immer wieder auszuweichen versucht. Inhaltlich hat sie nichts anzubieten.
Kellyanne Conway kann einem fast leidtun. Wieder und wieder muss sie für Trump die Kastanien aus dem Feuer holen. Sicherlich wird es bald wieder so weit sein. Der nächste problematische Tweet lässt vermutlich nicht lange auf sich warten.