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Einmischung in US-Wahlkampf Auch Twitter findet Accounts mit Russland-Verbindungen

Nach Facebook hat nun Twitter 201 mutmaßlich aus Russland gesteuerte Profile gefunden, die in Amerika Propaganda betrieben haben sollen. Der Auftritt von Vertretern des Kurznachrichtendienstes im US-Senat sorgt für Kritik.
Senator Mark Warner nach der Anhörung

Senator Mark Warner nach der Anhörung

Foto: AFP

Twitter hat bei einer Untersuchung rund 200 mutmaßlich aus Russland gesteuerte Profile gefunden, die Stimmungsmache in den USA betrieben haben sollen. Der Kurznachrichtendienst entdeckte dabei eigenen Angaben zufolge zunächst 22 Accounts, die direkt zu den zuvor von Facebook ausgemachten rund 450 verdächtigen Profilen gehörten. Mit ihnen verbunden gewesen seien 179 weitere Twitter-Konten.

Diejenigen von ihnen, die gegen Nutzungsregeln von Twitter verstießen, seien blockiert worden, teilte das Unternehmen am späten Donnerstagabend mit. Sie seien nicht als Werbekunden registriert gewesen. Unklar ist, inwieweit Twitter mit seinen Untersuchungen über eine Prüfung im Umfeld der von Facebook gefundenen Profile hinausging.

Facebook hatte vor wenigen Wochen erklärt, 470 vermutlich aus Russland gelenkte Accounts hätten etwa 3000 Anzeigen im Wert von 100.000 Dollar geschaltet, um die öffentliche Meinung in den USA zu manipulieren. Dabei sei es unter anderem um das Anheizen von Spannungen zwischen ethnischen und sozialen Gruppen gegangen.

Kritik aus dem US-Kongress

Twitter hatte am Donnerstag im US-Kongress über die Erkenntnisse informiert - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Senator Mark Warner, der eine führende Rolle im Geheimdienstausschuss spielt, zeigte sich danach sehr unzufrieden. Der Bericht von Twitter sei enttäuschend und inadäquat gewesen. "Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sie verstehen, wie ernst das Problem ist", schrieb er bei Twitter.

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Ausländische Einmischung in den Wahlkampf ist in den USA grundsätzlich verboten. Die russische Regierung bestreitet, etwas mit den Kampagnen zu tun zu haben.

Twitter betonte nun zugleich , man unternehme massive Anstrengungen, um die Plattform sauber zu halten. Weltweit entdeckten die automatisierten Systeme des Kurznachrichtendiensts 3,2 Millionen verdächtige Accounts pro Woche. Das seien doppelt so viele wie vor einem Jahr. Die Software könne am Verhalten erkennen, ob sie es mit menschlichen Twitter-Nutzern oder automatisierten Profilen zu tun habe.

Seit Juni würden täglich 130.000 Accounts entdeckt, die versuchten, die Listen von Trend-Themen zu manipulieren. Zugleich bleibt Twitter bei der bisherigen Schätzung, dass Bots nur etwa fünf Prozent der Profile ausmachen. Sie würden nicht in der Zahl monatlich aktiver Nutzer berücksichtigt, die zuletzt bei 330 Millionen lag.

Twitter veröffentlichte in seiner Mitteilung auch Informationen zur Werbeaktivität des TV-Senders Russia Today, der als Propaganda-Instrument Moskaus gilt. Demnach gab die Mediengruppe im vergangenen Jahr gut 274.000 Dollar für Twitter-Werbung aus. Anzeigen in dem Kurznachrichtendienst funktionieren zum Beispiel so, dass man seine Tweets mehr Nutzern oder bestimmten Zielgruppen anzeigen lassen kann.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte erst kürzlich auf Kritik von US-Präsident Donald Trump reagiert und die Plattform auch gegen andere Vorwürfe verteidigt. Mehr dazu sehen Sie in folgendem Video:

SPIEGEL ONLINE
aar/dpa/Reuters/AFP