Schätzung

Wie viele Flüchtlinge kommen ohne Papiere? Das BAMF weiß es nicht

Veröffentlicht am 05.01.2017Lesedauer: 2 Minuten

In Nordrhein-Westfalen war Anis Amri gemeldet, dort wurde er beobachtet und als Gefährder eingestuft. Ein Innenausschuss klärt, warum der Anschlag in Berlin dennoch nicht verhindert wurde.

Viele Asylsuchende kommen ohne Ausweis nach Deutschland. Wie viele es genau sind, kann das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nur schätzen. Denn eine Statistik darüber führt die Behörde nicht.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hält bis heute nicht fest, wie viele Asylbewerber ohne Ausweisdokumente nach Deutschland kommen. „Wie viele Asylsuchende keine Dokumente vorlegen können, wird vom Bundesamt statistisch nicht erfasst“, teilte eine Sprecherin mit.

Die Behörde hatte 2016 geschätzt, dass etwa 40 Prozent der Menschen, die Asyl beantragen, ein Identifikationsdokument präsentieren. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass laut der Schätzung rund 60 Prozent der Asylsuchenden ohne Papiere ins Land kommen.

Hat ein Sachbearbeiter Zweifel an den Angaben eines Antragstellers zu seiner Identität oder gibt der Dolmetscher einen entsprechenden Hinweis, können den Angaben zufolge im Einzelfall außerhalb der förmlichen Anhörung Tonaufnahmen angefertigt werden. Diese Sprechproben hört sich ein externer Sprachgutachter an, um den Herkunftsstaat zu bestimmen.

Viele Dolmetscher in Nordrhein-Westfalen

Da es in den Außenstellen des Bundesamts in Nordrhein-Westfalen viele Dolmetscher gab, die auf den nordafrikanischen Sprachraum spezialisiert sind, wurden dort zunächst viele Asylbewerber aus dem Maghreb hingeschickt.

Zwei Drittel aller EU-Asylanträge in Deutschland

Laut der „Welt“ vorliegenden Eurostat-Zahlen gab es in der gesamten EU 756.000 erstinstanzliche Entscheidungen über Asylanträge. Davon alleine 420.000 in Deutschland.

Im Januar 2016 klagte der Innenminister Nordrhein-Westfalens, Ralf Jäger (SPD), es sei unfair, seinem Land rund 80 Prozent der marokkanischen und etwa 50 Prozent der algerischen Asylsuchenden zuzuweisen. Denn mit allein reisenden jungen Männern dieser Nationalitäten gebe es oft Probleme.

Die BAMF-Sprecherin sagte, die Länder könnten im Einvernehmen mit dem Bundesinnenministerium Änderungen am Verteilungssystem veranlassen – „auf Wunsch des Landes Nordrhein-Westfalen erfolgte im konkreten Fall im Jahr 2016 eine solche Anpassung“.

dpa/df

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