Immobilien 2017:

Der große Ausblick

Alle wollen es wissen. Wie wird das Jahr, was bringt 2017 für den Immobilienmarkt? Hier die Antwort: Wissen tut das keiner. Aber es gibt einige Hinweise, die man ernst nehmen sollte.

Text: Heimo Rollett

Mit Jahreswechsel werden immer gerne Prognosen gestellt. Das ist auch gut so. Heuer reichen Sie von Warnungen wegen Immobilien-Blasen bis hin zu Grätzel-Empfehlungen, die tatsächlich Potenzial für Anleger haben. Auch global wird’s interessant: Die Immowelt surft weiter auf der Welle.

Wien: mehr Wohnungen als gedacht

2016 wurden in Wien rund 10.000 Wohnungen verkauft und etwa 40.000 Wohnungen vermietet, rechnet man beim Immobilien-Dienstleister EHL vor. Das waren letztlich mehr als man erwartet hatte. Die Mieten sind im letzten Jahr gestiegen (um durchschnittlich 1,2 %), und auch die Kaufpreise erhöhten sich um drei bis vier Prozent. Wobei: Das ist natürlich ein Durchschnittswert, wie immer ist die konkrete Lage der Liegenschaft entscheidend. „2017 sollte sich die Preis- und Mietenentwicklung aber stabilisieren“, glaubt EHL-Wohnchefin Sandra Bauernfeind, denn die Preissteigerung sei nicht allein auf den starken Nachfrageüberhang zurück zu führen; es wurde einfach viel in hoher Qualität und im hochpreisigen Segement gebaut – was wieder eimal zu der Frage führt, wer denn eigentlich die wirklich leistbaren Wohnräume errichtet oder saniert … Das Angebot war in diesem Segment laut s Real zwar vorhanden, aber nicht kurzfristig zu mobilisieren. Und die Preise seien auch hier hoch.

[themify_quote]„Nach wie vor werden viel zu viele große und viel zu wenige kleine Einheiten produziert, dabei gibt es auch in Kleinstädten und am Land enormen Bedarf an Kleinwohnungen“ [/themify_quote]

meint s REAL Geschäftsführer Michael Pisecky. Interessant: Einfamilienhäuser würden wieder mehr nachgefragt werden. Gründe dafür könnten die hohen Preise in den Ballungszentren sein und die vermehrte Möglichkeit, nicht unbedingt immer vom Büro aus zu arbeiten, bzw. bestimmte Tätigkeiten immer mehr vom Home Office aus zu erledigen und dann antizyklisch zum Arbeitsplatz im Büro zu fahren.

Miete in Top-Lagen

Auch für 2017 wird – wie in den Vorjahren – die größte Nachfrage bei Mietwohnungen in zentraler Lage (+7,6%). Das ist mehr als bei allen anderen Immobilientypen und noch um eine Spur über dem Vorjahr. Das Mietwohnungs-Angebot wird in zentralen Lagen um +2,5% und die frei zu vereinbarenden Mietzinse um +4,1% steigen, minimal mehr als von 2015 auf 2016.

(Quelle: RE/MAX)

Wer kauft das alles?

Während Wohnungen (auch) von Privatpersonen gekauft werden, macht die Mehrheit der Immobilienanlagen aber institutionelles Geld aus, d.h. Kapital von Versicherungen, Pensionsfonds, Immobilien AGs, die alle halt auch an der recht sicheren Anlage – im Vergleich zu anderen Finanzprodukten – teilhaben wollen. Und dieses Geld macht den großen Kuchenanteil aus, noch nie war so viel Geld da, das irgendwie in Immobilien investiert werden sollte – allein, es fehlen die Immobilien!

Das ist auch der Grund, warum das Transaktionsvolumen in Österreich 2016 zurück ging. Es gibt zu wenige Objekte, die für die Investoren für den Kauf in Frage kommen. 2,7 Milliarden Euro wurden von Profis letztes Jahr laut EHL in heimische Immobilien investiert, das ist viel, aber dann doch um 800 Millionen Euro weniger als 2015.

Schöner Deal: Die BA Real Invest hat 2016 die ehemalige k.u.k. Frucht- und Mehlbörse am Wiener Ring gekauft.
Schöner Deal: Die BA Real Invest hat 2016 die ehemalige k.u.k. Frucht- und Mehlbörse am Wiener Ring gekauft.

Bei einer Jahresauftaktkonferenz berichtete EHL auch über die Entwicklungen und Aussichten im Bereich Büro und Retail. Das Unternehmen entwickelt sich in der Tat von Jahr zu Jahr zu einem immer gewichtigeren Player am Markt. 880 Wohnungen und 65.000 Quadratmeter Bürofläche wurden im Vorjahr vermittelt. Das Transaktionsvolumen lag bei satten 640 Mio. Euro und das Bewertungsvolumen pendelte sich bei 9,1 Milliarden Euro ein. 1,6 Mio. Quadratmeter hat das Unternehmen 2016 im Asset Management betreut.

Office zieht wieder an

Der Wiener Büromarkt hat wieder an Fahrt aufgenommen. 300.000 Quadratmeter wurden 2016 vermietet (im Jahr davor waren es lediglich 200.000). Wie geht das, wenn heuer kaum neue Objekte fertigstellt wurden? Vorvermietung, lautet die Antwort – Unternehmen sichern sich jetzt schon die besten Büros für die Zukunft. Das hätte laut EHL auch zu einem leichten Anstieg der Durchschnittsmieten geführt. Sie dürften von 13,75 Euro auf 14,25 Euro klettern, so die Prognose. Abermals kamen die meisten Mieter (23 %) der letzten Zeit aus dem öffentlichen und halböffentlichen Bereich, stark waren aber auch die Banken und Versicherungen (21%).

Shopping: top Niveau

Wien ist weltklasse – das gilt für die Stadt auch als Shoppingdestination. Es gibt nämlich eine Liste, die jene Städte rangreiht, in die Einzelhändler gerne expandieren würden. Die Donaumetropole liegt da auf Platz 13 weltweit, in Europa sogar auf Platz 5. Kein Wunder also, dass stetig neue Marken nach Geschäftsfläche lechzen. Bis zu 400 Euro müssen sie pro Quadratmeter am Kohlmarkt als Miete hinblättern, in der Maria Hilfer Straße liegt die Spitzenmiete bei 120 Euro pro Quadratmeter. Neue Einkaufszentren wird es hingegen heuer kaum mehr geben, der Fokus liegt auf der Sanierung des Bestands. Hauptthema im Handel ist und bleibt das Verschmelzen von Online- und stationärem Handel. 

Blasensprung?
Kommentar von Heimo Rollett
So, das ist jetzt mein Senf dazu: Weil wieder einmal kam die Frage nach der Blase. Die wird ja immer gerne gestellt, sie vermittelt so eine Art von “Ich kenn mich aus, erzähl mir nix!” Warum die Frage partout jetzt wieder kommt? Erstens, weil die Immobilienpreise tatsächlich schon lange recht ordentlich nach oben gehen. In manchen Segmenten wohlgemerkt, das ist in dem Artikel oben durchaus gut ablesbar. In vielen Lagen/Ausstattungskategorien spielt es leider kaum fantastische Renditeträume. Zweitens hat die OECD plötzlich im Jänner vor einer globalen Immobilienblase gewarnt. Auch Österreich sei gewarnt, so die OECD. Jetzt stelle ich mal die Frage: Liebe alle, was meint ihr mit einer Immobilien-Blase eigentlich? Das Zusammenpacken von Ramschkrediten? Die Überbewertung von institutionellen Objekten? Oder die Höhe der Fremdfinanzierung von Wohnungseigentum? Punkt eins ist auf globaler Ebene zu suchen. Wird die Gier irgendwann wieder zu groß werden? Wahrscheinlich ja, leider. Letzterer Punkt kann für Österreich jedenfalls getrost abgehakt werden. Bei der Vergabe von Krediten waren die Banken wirklich brav (weil sie mussten). Der Anteil der Hypothekarkredite am BIP mache nur 28 Prozent aus, erklärte auch OeNB-Chef Ewald Nowotny seine Sicht. In den Niederlanden und Schweden liegt der Wert bei über 60 Prozent. Aus Bankenkreisen weiß man auch, dass der Anteil der Fremdverschuldung relativ gering ist. Es ist halt viel Eigenkapital da. Das ist ja mitunter auch das Problem, das den Engpass an verfügbaren Objekten schafft. Die schlechten gibt es aber immer noch zu kaufen. Und das ist gut so.

 

Credits Fotos und Video: Amiri (CC), Christos Barbalis (CC), Alexas Fotos (CC), CBRE, EHL, Beachfront (CC), Heimo Rollett

 

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