«Die ‹Mohammed›-Aufführung birgt Risiken»

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Blasphemie?«Die ‹Mohammed›-Aufführung birgt Risiken»

Ein Regisseur führt in Zürich Voltaires «Mohammed» auf, in dem der Prophet eine unrühmliche Rolle spielt. Aus Angst vor den Reaktionen suchte er «mutige Schauspieler».

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Am Samstag kommt es im Zürcher Volkshaus nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion zur Aufführung des umstrittenen Stücks.

«Ich mache seit vierzig Jahren Theater. Aber noch nie war es so schwierig, das nötige Geld zusammenzubringen», sagt Regisseur Andrej Togni. Staatliche Institutionen und Stiftungen hätten ihm die kalte Schulter gezeigt, als er sich um Unterstützung seines Theaterprojekts «Prophet 3.0» bemüht habe – «oft mit fadenscheinigen Begründungen».

Am Samstag kommt es im Zürcher Volkshaus nach einer Crowdfunding-Aktion dennoch zur Uraufführung des Stücks. Es basiert auf Voltaires Verstragödie «Der Fanatismus oder Mohammed» (1741). Der Aufklärer wandte sich darin gegen jeglichen religiösen Fanatismus und stellte den Propheten Mohammed als Demagogen dar, der sich von weltlichen Gelüsten leiten lässt.

Weil die Mittel knapp waren, ist die Ausstattung simpel.

«Kein Islam-Bashing»

Togni ist sich bewusst, mit Mohammed ein heisses Eisen anzufassen: Vor einigen Jahren hatten dänische Mohammed-Karikaturen in der islamischen Welt gewaltsame Proteste hervorgerufen. «Das Ganze ist nicht frei von Risiken, weil man nie weiss, wie Extremisten reagieren», sagt Togni. Er habe explizit «mutige» Schauspieler gesucht, hoffe aber, dass Anfeindungen ausbleiben. «Das Stück betreibt kein Islam-Bashing, sondern kritisiert exemplarisch, wie religiöser Fundamentalismus den Menschen einengt.» Es müsse im Jahr 2017 möglich sein, ein solches Thema auf die Bühne zu bringen.

Angeregt haben die Aufführung Freidenker. Marko Kovic vom Verein Skeptiker Schweiz bereitet es Sorge, dass kaum ein Raum für weitere Aufführungen gefunden wurde. «In der heutigen politischen Realität haben wir die Situation, dass vor allem linksliberale Kreise praktisch jede Kritik am Islam als rassistisch erachten.» Gleichzeitig versuchten religiöse Extremisten, Kritik an Religionen zu unterbinden.

«Wir haben also eine unheillige Allianz zwischen religiösen Extremisten und der linksliberalen kulturellen Elite. Das ist eine Gefahr für die freie Meinungsäusserung», so Kovic. Beispielsweise sei es falsch, dass AfD-Philosoph Marc Jongen im März nach Protesten nicht im Theaterhaus Gessnerallee habe auftreten können.

«Veranstaltung von fanatischen Kampfatheisten»

Gelassen auf die Aufführung reagiert der radikale Islamische Zentralrat der Schweiz. «Wütende Reaktionen sind wenig wahrscheinlich, weil Muslime ihre Zeit besser zu nutzen und ihr Geld besser auszugeben wissen als auf Veranstaltungen von fanatischen Kampfatheisten», sagt Sprecher Qaasim Illi.

Ob das Stück die religiösen Gefühle der Muslime verletze, hänge davon ab, wie der Prophet im konkreten Setting dargestellt werde. «Wird es lediglich im privaten Rahmen unter bezahlenden Besuchern aufgeführt, wird es schwer möglich sein, religiöse Gefühle zu verletzen.»

In den 90er-Jahren hatte die Aufführung des Stücks in Genf schon im Vorfeld für Polemik gesorgt: Nach heftigen Protesten aus dem Umfeld von Islamwissenschaftlers Tariq Ramadan strich die Stadt die Subventionen für die Aufführung.

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