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Vorfälle auf Kuba Angebliche "Schallattacken" rauben US-Diplomaten das Gehör

In der US-Botschaft in Havanna häufen sich die Fälle von rätselhaften Gesundheitsschädigungen bei Diplomaten. Die 19 Betroffenen erlitten teils "dauerhaften Hörverlust". Handelt es sich um akustische Anschläge?
US-Botschaft in Havanna (Archivbild)

US-Botschaft in Havanna (Archivbild)

Foto: ALEXANDRE MENEGHINI/ REUTERS

Es klingt wie der Stoff aus einem Agententhriller - tatsächlich beschäftigen die Vorfälle auf Kuba jedoch ganz reale Diplomaten und Geheimdienstler. Mehrere Mitarbeiter der US-Botschaft in der Hauptstadt Havanna haben bei bisher unerklärten "akustischen Attacken" bleibende Gesundheitsschäden erlitten.

Bei den Betroffenen seien "dauerhafter Hörverlust" sowie "leichte traumatische Gehirnschädigungen" festgestellt worden. Zudem habe man Gleichgewichtsstörungen und Kopfschmerzen diagnostiziert. Dies teilte die Gewerkschaft Afsa mit, die die Interessen von US-Diplomaten und Mitarbeitern internationaler Hilfsorganisationen vertritt.

Nach Spekulationen der US-Medien könnte es sich um einen "akustischen Anschlag" gehandelt haben. Die Diplomaten könnten Schall ausgesetzt gewesen sein, der für das menschliche Ohr nicht hörbar sei, aber dennoch gesundheitsschädlich. Ermittlungen laufen, bisher konnte aber keine Quelle ausgemacht werden.

Nach Darstellung des US-Außenministeriums waren bis zu 19 Personen betroffen. Im Ministerium wurde allerdings bislang nur von "bestimmten Symptomen" gesprochen, ohne weitere Details zu nennen. Zunächst war man zudem davon ausgegangen, dass die rätselhaften Attacken, die erstmals ab Mitte 2016 auftraten, aufgehört hätten. Nun musste das Außenministerium aber einräumen, dass es im August 2017 mindestens einen weiteren Vorfall gegeben habe.

Erkrankte mussten ausgeflogen werden

Einige der erkrankten Botschaftsmitarbeiter wurden zur Behandlung nach Miami im US-Bundesstaat Florida gebracht, andere von US-Ärzten in Havanna betreut. Auch ein kanadischer Diplomat in Havanna wird wegen Gehörverlusts behandelt. In der jüngsten Afsa-Mitteilung wird erstmals erwähnt, dass es sich teils um dauerhafte Schädigungen handelt.

Zwei kubanische Diplomaten waren als Reaktion im Mai aus den USA ausgewiesen worden. Die kubanische Regierung bestritt jegliches Vorgehen gegen ausländische Diplomaten. Allerdings unterhält Kuba einen gewaltigen Geheimdienstapparat. Es scheint kaum wahrscheinlich, dass derartige Aktionen gegen die eng überwachten US-Botschaftsmitglieder durchgeführt würden, ohne dass offizielle Stellen zumindest davon wüssten.

Die US-Botschaft in Havanna war erst 2015 wieder eröffnet worden, nachdem Ex-US-Präsident Barack Obama Ende 2014 eine Politik der Annäherung an den Karibikstaat eingeleitet hatte. Er hatte nach jahrzehntelanger Eiszeit die diplomatischen Beziehungen zu Kuba wieder aufgenommen, sein Nachfolger Donald Trump hingegen setzt wieder auf einen härteren Kurs gegen die Regierung in Havanna.

jok/dpa/AFP