Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(11/12): 652
DOI: 10.1055/s-0042-115504
Forschung - Nachrichten aus der internationalen Fachliteratur
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Postzosterneuralgie: transkranielle Magnetstimulation

Horst Gross
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Publication Date:
24 November 2016 (online)

Beim Postzosterschmerz kann die transkranielle Magnetstimulation die Schmerzbelastung im VAS-Score (VAS = visuelle Analogskala) um bis zu 17 % reduzieren. Dies belegt die Pilotstudie von Shu-Min Ma et al.

Besonders bei älteren Patienten hinterlässt die Herpes-Zoster-Infektion häufig eine massive Schmerzbelastung. Diese ist medikamentös kaum zu beherrschen und deshalb mit massiven Einschränkungen der Lebensqualität verbunden. In der Literatur wird auf die Möglichkeit hingewiesen, in dieser Situation durch eine Serienanwendung der transkraniellen Magnetstimulation die Schmerzsituation zu verbessern. Appliziert wird im Bereich des primären motorischen Kortex.

Ma et al. untersuchten 49 Patienten mit schwerer Postzosterneuralgie. Randomisiert applizierten die Forscher entweder

  1. eine Serie von 10 transkraniellen Magnetstimulationen oder

  2. Plazeboanwendungen.

In der Nachbeobachtungsphase von 3 Monaten wurde regelmäßig die Schmerzbelastung geprüft. Eine effektive Schmerzreduktion definierten die Autoren als kontinuierliche VAS-Score-Reduzierung um mind. 25 % . Zusätzlich interessierte, ob dies einen günstigen Effekt auf die Lebensqualität (sf-MPQ = Short-Form McGill Pain Questionnaire) und eventuell bestehende depressive Verstimmungen (SDS = self-rating depression scale) ausübt. Im Weiteren wurden der Schmerzmittelbedarf und die Schlafqualität überprüft. Die subjektive Wirkungsbewertung (patient global impression of change; PGIC) komplettierte die Erhebung.

Durch die Magnettechnik konnte die Schmerzbelastung anhaltend reduziert werden – im Mittel um 17 %. Der Effekt war bereits nach der 2. Anwendung nachweisbar. Die Effektivitätsrate lag bei hoher Schmerzbelastung (> 7 VAS-Score-Punkte) bei 52 %. Bei geringerer Schmerzbelastung (< 7 VAS-Score-Punkte) betrug sie 30 %. Keiner der psychosozialen Parameter zeigte eine anhaltende Veränderung. Bei der subjektiven Einschätzung der Wirkung dagegen ergab sich ein über den Beobachtungszeitraum andauernder positiver Eindruck. Einige Patienten klagten postinterventionell über Nacken- und Kopfschmerzen. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf.

Fazit Bei der schweren Postzosterneuralgie kann der Einsatz der transkraniellen Magnetstimulation erwogen werden. Bereits nach den ersten Therapiesitzungen ist mit einer Reduktion der Schmerzlast zu rechnen. Psychische Komorbidität und Lebensqualität dagegen bleiben weitgehend unverändert.

 
  • 1 Ma SM, Ni JX, Li XY et al. High-frequency repetitive transcranial magnetic stimulation reduces pain in postherpetic neuralgia. Pain Med 2015; 16: 2162-2170